Tönisberg Das Lust-Häuschen vom Wartsberg

Tönisberg · Das energetisch sanierte Musterhaus am Wartsberg in Tönisberg ist eröffnet. In dem Gebäude werden nicht nur Energiesparmöglichkeiten vorgestellt, von hier soll künftig auch die Quartiersarbeit für das Viertel gesteuert werden.

 Das ganze Musterhaus in der Wartsbergsiedlung ist eine einzige Ausstellung. Überall sind Informationen zu den einzelnen Gewerken angebracht. In der ersten Etage steht ein „Haus im Haus“. Das stellten Quartiersmanagerin Bettina Nabbefeld, Professor Mario Adam, die beiden Stadtwerke-Geschäftsführer Norbert Sandmann und Siegfried Ferlings, Vize-Bürgermeister Hans-Peter von der Bloemen und Architektin Leonie Thelen (v.l.n.r.) vor.

Das ganze Musterhaus in der Wartsbergsiedlung ist eine einzige Ausstellung. Überall sind Informationen zu den einzelnen Gewerken angebracht. In der ersten Etage steht ein „Haus im Haus“. Das stellten Quartiersmanagerin Bettina Nabbefeld, Professor Mario Adam, die beiden Stadtwerke-Geschäftsführer Norbert Sandmann und Siegfried Ferlings, Vize-Bürgermeister Hans-Peter von der Bloemen und Architektin Leonie Thelen (v.l.n.r.) vor.

Foto: Norbert Prümen

Eine nahezu komplett zugepflasterte Einfahrt, ein schmaler Streifen gemulchte Erde mit Gräsern und eine stilvolle Mülltonnen-Garage. Von außen sieht das Reihenmittelhaus am Birkenweg 8 fast so aus wie jedes der anderen Häuser in dem Wohnviertel. Doch Hinweistafeln verraten: An dieser Adresse befindet sich das energetisch sanierte Musterhaus der Stadtwerke Kempen und das Quartiersbüro der Wartsbergsiedlung. Was bautechnisch vor etwas mehr als einem Jahr begann, ist nun fertig gestellt.

„Das Musterhaus ist ein Beispiel dafür, dass mehr als die Hälfte der Energie eingespart werden kann und das mit Realitätssinn. Wir haben teilweise sogar ein Neubauniveau erreicht“, sagt Professor Mario Adam, Leiter des Fachbereiches Umwelttechnik der Hochschule Düsseldorf, bei der feierlichen Eröffnung. Zusammen mit der Hochschule, die als wissenschaftlicher Berater fungierte, sanierten die Stadtwerke das knapp 80 Quadratmeter große Haus. Fenster und Türen wurden erneuert, Dachboden und Keller gedämmt, eine Lüftungsanlage mit einer Wärmerück­gewinnung wurde eingebaut, eine Photovoltaikanlage installiert, eine Kraft-Wärme-Kopplung genutzt und der Hohlraum zwischen den tragenden Außenwänden und dem Klinker mit Styropor-Kügelchen ausgefüllt. 80 Prozent weniger CO²-Emissionen zu erreichen, sei keine Hexerei, betont Adam.

Bürger können sich in dem Haus über die energetische Sanierung informieren, die auch in einer Ausstellung in der ersten Etage demonstriert wird. „Wir haben jetzt auch einen Namen für unser Musterhaus mit Quartierstreffpunkt gefunden. Es ist unser Lust-Häuschen“, sagt Siegfried Ferling. Wobei „Lust“ hier für „lebens- und umweltgerechte Stadtentwicklung“ stehe, wie der Geschäftsführer der Stadtwerke Kempen erklärt.

Während der stellvertretende Bürgermeister Hans-Peter van der Bloemen nochmals kurz auf die Geschichte des Musterhauses eingeht, die ihren Anfang bei der Übernahme der Wärmeversorgung auf dem Wartsberg durch die Stadtwerke nahm, verweist Quartiersmanagerin Bettina Nabbefeld, die die Arbeit vor zweieinhalb Jahren aufnahm, dass sie erneut mit einer Abfrage starten will, was die Anwohner auf dem Wartsberg wünschen. „Im Haus habe ich ganz andere Möglichkeiten als in der Wohnung, die bislang als Treffpunkt fungierte. Zumal die erste Zeit als Quartiersmanagerin dem Kennenlernen der Bürger diente“, sagt Nabbefeld, die von möglichen Kochabenden und Bastelangeboten für die Bürger im Musterhaus spricht.

Zu den Kosten einer möglichen energetischen Sanierung finden Besucher derzeit keinerlei Hinweise im Musterhaus. Wer wissen möchte, wie teuer es sein könnte, wenn man zum Beispiel auf die gleichen Fenster wie im Musterhaus zurückgreifen oder den Dachboden in gleicher Form dämmen möchte, der erfährt zwar, wie es geht, aber nicht, wo hoch die Kosten sind. „Genau das ist aber interessant. Man will doch wissen, was wie teuer ist, wo fängt man an und was ein guter erster Schritt ist“, meint ein Anwohner.

Vom Energie sparen und im angenehmen Wohnklima leben – davon können viele der Bewohner der Mehrfamilienhäuser ohnehin nur träumen. „An diesen Häusern wird gar nichts getan. Warum bringt sich das Quartiersmanagement hier nicht ein?“, fragt ein Besucher des Musterhauses. Die Antwort von Quartiersmanagerin Bettina Nabbefeld, dass die Eigentümer der Wohnblocks schnell wechseln würden und es schwierig sei, da etwas zu bewegen, hilft wenig weiter. Auch die Antwort von Stadtwerkechef Ferling, der auf Handwerkerlisten verweist, die den Stadtwerken vorliegen, und von einer entsprechenden Vermittlung spricht, befriedigt nicht alle Anwesenden beim Eröffnungstermin.

Wobei das Gesamtpaket der energetischen Sanierung am Musterhaus nach Angaben von Ferling bei 100.000 Euro gelegen hat. Er kann sich aber vorstellen, die Kosten entsprechend der einzelnen Maßnahmen aufzusplitten und darüber im Musterhaus zu informieren. Bettina Nabbefeld bietet im neuen Quartiersbüro nun Öfffungszeiten in den frühen Abendstunden an. Berufstätige erhalten so eher die Chance, das Musterhaus kennenzulernen.

Das Musterhaus und Quartiersbüro am Birkenweg 8 in Tönisberg ist jeden ersten Mittwoch im Monat von 10 bis 12 Uhr zu besichtigen. Zu den anderen Mittwochsterminen ist es jeweils von 17 bis 19 Uhr für Besucher offen. Außerdem ist jeweils am ersten Samstag im Monat von 13 bis 16 Uhr geöffnet.

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