Flautotal Flautotal - ein höchst pffifiges und lebendiges Ensemble

Kempen · „Flautotal“, ein Ensemble von elf Querflötistinnen, wurde vor zehn Jahren gegründet. Als fürs Jubiläumskonzert in der Paterskirche Ensemblemitglied Bettina Landmann noch einmal die Unterlagen aus dem Gründungsjahr 2008 einsah, machte sie eine eigentümliche Feststellung.

 Zehn Jahre Flautotal: Das Publikum in der Paterskirche spendete dem Flöten-Ensemble begeistert Beifall.

Zehn Jahre Flautotal: Das Publikum in der Paterskirche spendete dem Flöten-Ensemble begeistert Beifall.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Sie bemerkte, dass sich seitdem bei den Musikerinnen gar nicht sonderlich viel verändert hatte. Beruf und Familienstand waren bei den meisten gleich geblieben. Nur das Alter hatte sich in der Summe um 110 Jahre erhöht.

Aus dem Repertoire wurde lediglich Mendelssohns Saltarello aus der Italienischen Sinfonie gespielt, alles andere war neu einstudiert. Der gute alte Christoph Willibald Gluck hat sich im 18. Jahrhundert wahrscheinlich noch keine Gedanken gemacht, ob er für seinen „Tanz der Furien“ einen politisch korrekten Titel gewählt hatte. Da sich ein Frauenensemble für dieses Stück entschieden hatte, muss uns der Verdacht auf Frauenfeindlichkeit hier wohl nicht weiter beschäftigen. Musikalisch lief die Wiedergabe in der Paterskirche auf jeden Fall furios.

Ein Mann war im Übrigen mit von der Partie, der als Gast eingeladene Düsseldorfer Hans-Georg Kraft. Das war gut so, denn er sorgte mit seinem Kontrabass für mehr Kraft und Kontur in der Tiefe. Außerdem konnte er bei Jazzrhythmen eine kräftige Portion Swing einbringen. Bei Scarlattis sieben Sonaten bekam er allerdings eine Pause, denn die blieben Duo-Besetzungen vorbehalten. Der Komponist hatte die zwei- bis dreiminütigen Werke für Tasteninstrumente konzipiert. An verschiedenen Stellen der Paterskirche erklangen bei den Bearbeitungen für zwei Flöten die unterschiedlichsten Instrumente, von der Piccolo- bis zur Bassflöte.

Gar nicht besonders weit vom Originalklang entfernt waren die Ouvertüre und zwei Sätze aus Tschaikowskys Nussknacker-Ballett. Der Komponist hat hier, vor allem natürlich beim „Tanz der Rohrflöten“, den Flöten ohnehin eine tragende Rolle zugewiesen. Nicht nur musikalisch, auch kulinarisch wurde für Feinkost gesorgt. Weil die Nussknacker-Musik gern zu Weihnachten gehört wird und bis dahin nur noch erschreckend wenig Zeit verbleibt, wurden selbstgebackene Nussecken zum Verzehr angeboten. Die schmeckten übrigens ganz ausgezeichnet; vielen Dank!

Für stilistische Vielfalt war gesorgt, unter anderem mit Schostakowitschs origineller Bearbeitung von „Tea for two“, Schuberts Serenade „Leise flehen meine Lieder“ und Enescus Rumänischer Rhapsodie Nr. 1, die einen temperamentvollen Programmschluss bildete.

Die Zugabe als Dank für den begeisterten Beifall kam gewissermaßen als Sonderzug aus dem Glenn-Miller-Archiv nach Kempen. Nebensächlich, dass der von einer Dampflokomotive gezogene historische „Chattanooga Choo Choo“ seinerzeit nach Tennessee fuhr. In Kempen klang er jedenfalls, wie das ganze Programm, höchst pfiffig und lebendig.

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