Mädchengymnasium Kempen Ehemalige Schülerinnen mit Klassentreffen nach 75 Jahren

Kempen · Zwölf Damen des ehemaligen Städtischen Mädchengymnasiums Kempen schwelgten bei einem Wiedersehen in Erinnerungen an die Schulzeit nach dem Krieg.

 Am Wochenende gab es ein fröhliches Wiedersehen. Einige der ehemaligen Klassenkameradinnen sind bis heute eng miteinander befreundet.

Am Wochenende gab es ein fröhliches Wiedersehen. Einige der ehemaligen Klassenkameradinnen sind bis heute eng miteinander befreundet.

Foto: Norbert Prümen

Es ist ein ganz besonderer Anlass: Zum Klassentreffen nach 75 Jahren trafen sich am Samstag zwölf  Damen in Kempen. 1947 begann für sie ihre Schullaufbahn am Städtischen Mädchengymnasium Kempen, dem Vorläufer des heutigen Luise-von-Duesberg-Gymnasiums. Zunächst waren die Mädchen noch am Hessenring (heute Edeka) untergebracht. 1948 zog die Schule zum Moorenring 1. Dort befindet sich heute die Post, ein Wandgemälde am Nachbargiebel erinnert an das Schulgebäude.

Fünf Ehemalige, unter ihnen Ingrid Wolters, hatten das Treffen organisiert. Im Café Amberg, der ersten Station des Nachmittags, erzählen die Damen lebhaft aus ihrer Schulzeit. Karola Beckers erinnert sich: „Ich habe mich mutterseelenallein für das Gymnasium angemeldet.“ Ihr Vater war im letzten Kriegsjahr ein Opfer der Bomben geworden. Sie musste eine Aufnahmeprüfung in Form  eines Aufsatzes über die Kempener Burg schreiben. Unterrichtet wurden die Mädchen von Frauen. Nur einen männlichen Religionslehrer habe es gegeben. Die Namen sind noch geläufig. Etwa der von Helene Dowe. „Das war ein wunderbarer Mensch“, berichtet Ingrid Wolters. „Ihr Mann war verschollen im Krieg, sie stand alleine mit drei Kindern und hatte trotzdem Zeit für uns, für Ausflüge und gute Gespräche.“  

Jeder Tag begann mit einem Lied, etwa „Geh‘ aus mein Herz und suche Freud.“ Körperliche Strafen gab es keine, aber man konnte aus dem Klassenraum fliegen oder musste Strafarbeiten schreiben. Der Unterricht fand vormittags statt, auch samstags. Hausaufgaben habe es reichlich gegeben. Man habe auch viel auswendig lernen müssen. Für die St. Huberter war die beste Ausrede fürs Zuspätkommen: „Die Schranken waren zu.“

Viele Schülerinnen gingen früher von der Schule ab, mit dem „Einjährigen“. Knapp 60 haben in der Sexta 1947 die Schulzeit am Gymnasium begonnen, nur 16 machten das Abitur 1956. Das hatte auch finanzielle Gründe, denn die Eltern mussten Schulgeld bezahlen. Manchmal war die Mitarbeit im häuslichen Betrieb vorrangig, wie bei Hannelore van Beek, die in der elterlichen Bäckerei in St. Hubert Geschäftsfahrten übernehmen musste. Viele kamen mit dem Fahrrad zur Schule, sommers wie winters. Ursula Pohl etwa fuhr jeden Tag vom elterlichen Bauernhof in St. Tönis zur Schule. „Wir hatten nicht viel Geld, unser Taschengeld wurde für Hefte und Schulsachen verwendet.“

Die gemeinsame Schulzeit bietet bis heute das Fundament einer großen Vertrautheit. Freundschaften halten ein Dreivierteljahrhundert. Zwei Damen erzählen, dass sie in der Schule ermahnt wurden, weil sie zuviel alberten. „Das Lachen haben wir gestern wieder aufleben lassen“, erzählen sie. Weitere Stationen waren ein Besuch in der Paterskirche mit der Leiterin des Kulturamts, Elisabeth Friese, und ein Abendessen im „Wirtshaus“ an der Ellenstraße. Die Damen, alle nun Mitte 80, sind über die Jahrzehnte in Kontakt geblieben. Ob dies nun wirklich – wie angekündigt – „Das letzte Klassentreffen“ war, sei dahingestellt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort