Humor und Theater in Kamp-Lintfort Theater: In Selbstironie sind die Saalhofferinnen groß

Seit 40 Jahren unterhält die Frauengemeinschaft mit witzigen Sketchen und Parodien immer im Herbst das Publikum.

 Volles Haus im Josef-Jeurgens-Haus: Die Saalhoffer Frauengemeinschaft begeisterte das Publikum.

Volles Haus im Josef-Jeurgens-Haus: Die Saalhoffer Frauengemeinschaft begeisterte das Publikum.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Sie haben eine beachtliche Tradition, die Aufführungen der Frauengemeinschaft Saalhoff im Josef-Jeurgens-Haus. Seit mehr als 40 Jahren suchen die Frauen die Sketche für die rund zweistündige Veranstaltung aus. Es wird umgeschrieben, diskutiert, choreographiert, am Bühnenbild gebastelt und ab dem Spätsommer einmal wöchentlich geprobt.

Auch am Montag hieß es wieder „Bühne frei“ zum ersten von drei Aufführungsterminen. Zurzeit besteht die Truppe aus zehn Frauen zwischen 30 und 50 Jahren. Jüngst konnten zwei neue Mitspielerinnen gewonnen werden. In Selbstironie sind die Saalhofferinnen groß. Mit Vorliebe wählen sie witzige Sketche aus, die mit dem Klischee der naiven, biederen Landfrau und des dümmlichen Bauers spielen. Da ist die andere Rheinseite eine fremde Welt, der Bauer schläft wochenlang neben der kalbenden Kuh, und der größte Horror bei der Verbindung zwischen Tom und Sepp ist, dass dieser – pfui – evangelisch ist! Das hat was von Karnevalssitzung, nur ohne Tusch und Orden. In langen Tischreihen sitzen die Zuschauer im gut gefüllten Saal, es wird gelacht und getrunken. Und im Eintrittspreis ist sogar ein Snack enthalten: Die Brühwurst mit Brötchen ist Tradition, genauso wie die bunte Mischung auf der Bühne: Los geht es mit einer komödiantischen Pantomime. Im Zugabteil sitzt die junge Städterin mit ihrem schicken Handtäschchen neben der alten Landfrau in der Kittelschürze. Die feine Dame beginnt sich zurecht zu machen, trägt mithilfe ihres Handspiegels Rouge und Lippenstift auf. Die Omma vom Land will dem in nichts nachstehen, greift in ihren Picknickkorb, schnappt sich einen Topfdeckel als Spiegel und ahmt die Mitreisende nach. Nur statt Puder bestäubt sie sich mithilfe eines Spülschwamms mit Mehl, schmiert sich Margarine und Ketchup ins Gesicht und Schokocreme auf die Lippen. In einer anderen Szene gibt eine Frau ihrer Freundin technische Tipps, wie sie ihrem Heinz, der dumpf hinter seiner Bild-Zeitung dümpelt, ein Upgrade verschaffen kann. Wenn die Freundin nicht die Apps verwechselt hätte und der Göttergatte nun als „Super-Mario“ durch die Küche peste!

Die Saalhoffer Landfrauen sparen keine Mühe bei der passenden Kulisse für jeden Sketch, den Requisiten und der Verkleidung. Dadurch dauern die Umbaupausen recht lange – wie gut, dass sie zum ausführlichen Quatschen genutzt werden. Besonders großen Applaus erntet die Tanznummer der zehn Theaterfrauen: In schwarzen Kostümen mit bunten Volants an Ärmeln und Hosenbeinen wird ein Abba-Medley präsentiert. So schwungvoll, dass das Publikum es gleich noch einmal sehen will.

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