Kommunalwahl 2020 in Kamp-Lintfort Starke Konkurrenz für Landscheidt

Sabine Hermann · Vier Bürgermeisterkandidaten gibt es bereits in Kamp-Lintfort – so viele wie seit vielen Jahren nicht mehr. Auch die CDU schickt diesmal eine Kandidatin ins Rennen. Die Zeichen stehen auf Stichwahl.

 Das sind die Kandidaten für das Bürgermeisteramt: Christoph Landscheidt, Sidney Lewandowski, Sabine Hermann und Jürgen Bachmann.

Das sind die Kandidaten für das Bürgermeisteramt: Christoph Landscheidt, Sidney Lewandowski, Sabine Hermann und Jürgen Bachmann.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Die Bürgermeisterwahl in Kamp-Lintfort wird dieses Mal so spannend wie seit langer Zeit nicht mehr. Denn mindestens vier Kandidaten treten an. Das hat es zuletzt im Jahr 1999 gegeben, als Christoph Landscheidt erstmals hauptamtlicher Bürgermeister der Stadt wurde. Damals musste er (gegen Eberhard Kleiner, CDU) in die Stichwahl. Gut möglich, dass ihm dies im September erneut widerfährt. Weitere Kandidaten sind nicht ausgeschlossen. Bis zum 27. Juli läuft die Frist zur Einreichung von Kandidatenvorschlägen und Unterstützerunterschriften. Als einzige der im Rat vertretenen Parteien hat die FDP angekündigt, auf einen eigenen Kandidaten zu verzichten. „Wir sind mit Bürgermeister Landscheidt zufrieden. Es gibt auf dieser Position keinen Handlungsbedarf“, sagte der Ortsvorsitzende Stephan Heuser bereits im März.

Christoph Landscheidt Ein Platz in den Geschichtsbüchern der Stadt ist ihm sicher. Er kennt die Stadtverwaltung aus dem Effeff. Bereits 1993 wurde der Jurist, Jahrgang 1959, Erster Beigeordneter der Stadt, 1999 wurde er zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister gewählt. Schon jetzt zählt er zu den dienstältesten Stadtoberhäuptern des Landes, sollte er für eine fünfte Amtszeit gewählt werden, setzt er wohlmöglich eine Rekordmarke. Landscheidt steht für den erfolgreichen Wandel der Bergbau- und Arbeiterstadt Kamp-Lintfort zur Hochschulstadt, zum gefragten Wohnort für Familien, zum Standort der Landesgartenschau. Seine Popularität ist groß. Das zeigte sich in den Ergebnissen der letzten Wahlen. Das zeigte sich aber auch, als er vor ein paar Monaten überregional in die Schlagzeilen geriet, weil er nach Drohungen aus der rechten Szene einen Waffenschein beantragt hatte. Viele Kamp-Lintforter stärkten ihm damals den Rücken und erklärten sich solidarisch.

 Sidney Lewandowski (Linke)

Sidney Lewandowski (Linke)

Foto: Linke

Sidney Lewandowski Er ist das Gesicht der Kamp-Lintforter Linken. Im Lokalteil der der Rheinischen Post tauchte er bereits 2008 als 15-Jähriger auf. Schon da engagierte er sich für andere: Im Kindergarten St. Paulus übernahm der Schüler zusammen mit anderen Jugendlichen die Aufsicht über spielende Kinder. Sechs Jahre später war Lewandowski Sprecher der Kamp-Lintforter Linken, für die er seit 2014 im Rat sitzt. Eines der erklärten Ziele lautete damals, sich für eine „jugendliches“ Kamp-Lintfort stark zu machen. Im Mai 2020 wurde der Mechaniker zum ersten Bürgermeisterkandidaten des Ortsverbandes gekürt, gleichzeitig belegt er den ersten Platz der Reserveliste. „Kamp-Lintfort hinkt in vieler Hinsicht stark hinterher, ob es beim Wohnungsbau ist oder auch in der Umweltfrage. Ich möchte als Kandidat der Linken neue Ideen einbringen und versuchen, linke Politik den Bürgerinnen und Bürgern näher zu bringen“, sagte Lewandowski nach seiner parteiinternen Wahl.

 Jürgen Bachmann (Grüne)

Jürgen Bachmann (Grüne)

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Jürgen Bachmann Grüne Politik ist allgemein im Aufwind. Ob der Ortsverband Kamp-Lintfort davon profitieren kann? Bei der Europawahl im Mai 2019 holten die Grünen in der Hochschulstadt mit 17,25 Prozent ihr bisher mit großem Abstand bestes Ergebnis. Auch wenn für Ratswahlen andere Voraussetzungen gelten, könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass auch die Hochschulstadt Kamp-Lintfort immer „grüner“ wird. Jedenfalls sind die Kamp-Linforter Grünen selbstbewusst genug, erstmals seit 1999 einen eigenen Bürgermeisterkandidaten aufzustellen. Bereits im November 2019 nominierte die Mitgliederversammlung Jürgen Bachmann – und stellte ihm wenig später einen Marketing-Profi als Wahlkampfmanager zur Seite.

 Sabine Hermann (CDU).

Sabine Hermann (CDU).

Foto: CDU

Der Mittsechziger Bachmann, Ingenieur im Ruhestand, hat früher als Elektriker unter Tage gearbeitet. Seit 15 Jahren ist er im Rat für die Grünen aktiv. Er sehe sich nicht als Konkurrent der anderen Bürgermeisterkandidaten, sagte er nach seiner Nominierung, sondern als „Alternative“. Eines seiner großen Themen ist die Verkehrswende. Als Bürgermeister möchte er den Radverkehr in der Stadt und die dafür notwendige Infrastruktur fördern.

Sabine Hermann Bei den letzten Kommunalwahlen leistete sich die CDU Kamp-Lintfort die Peinlichkeit, keinen eigenen Kandidaten aufzustellen. Man habe sich schwer getan, jemanden zu finden, der reelle Chancen gegen Christoph Landscheidt hätte, sagte damals CDU-Chef Simon Lisken. Die Aufstellung von Thomas Reif durch die Freien Wähler als Gegenkandidaten Landscheidts (er blieb der einzige und wurde vernichtend geschlagen) bezeichnete die CDU als „Folklore“.

Und sie versprach: „Wir stürmen 2014 das Rathaus und 2020 dann das Bürgermeisteramt.“ Die Quittung waren magere 24,67 Prozent der Stimmen für die CDU und eine absolute Mehrheit im Rat für die SPD. Nachdem es also mit dem Sturm aufs Rathaus 2014 nicht geklappt hat, steht die CDU im Wort, jetzt das Bürgermeisteramt zu „stürmen“. Als Galionsfigur fungiert dabei die bisherige stellvertretende Bürgermeisterin Sabine Hermann. „Wir treten an für ein sicheres, familienfreundliches und lebenswertes Kamp-Lintfort. Ordnung und Sicherheit. Schule und Bildung. Junge Familien und eine nachhaltige Stadtentwicklung“, sagte sie nach ihrer Nominierung vor einer Woche. Die 57-jährige aus Hoerstgen ist Mutter eines erwachsenen Sohnes, sie arbeitet als zahnmedizinische Fachangestellte und ist seit mehr als 15 Jahren im Rat der Stadt Kamp-Lintfort. „Unsere nächste Bürgermeisterin kommt aus Kamp-Lintfort“, betonte Simon Lisken.

Es sei denn, der in Oberhausen geborene Christoph Landscheidt funkt dazwischen.

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