Verlassene Orte: Vorster Wald Große Triumphe, bittere Niederlagen

Neuss · Wo früher Woche für Woche um mehr als Sieg oder Niederlage gespielt wurde, ist heute friedlicher Wald.

Vorster Wald: So sah der Sportplatz früher aus
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So sah der Sportplatz im Vorster Wald früher aus

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Foto: Anja Tinter

Es ist ruhig geworden im Vorster Wald. Dort, wo bis vor gut dreieinhalb Jahren noch gekickt, gefeiert und mitgefiebert wurde, wo sich die Mannschaften auf der "Vorster Asche" die Knie blutig geschürft haben, ist heute nur noch eine friedliche Lichtung zu finden. "Die Natur hat sich den alten Ascheplatz zurückgeholt", sagt Michael Ahlert, zweiter Geschäftsführer der Sportfreunde Vorst. Seitdem der Verein ein paar hundert Meter weiter auf die neue Anlage gezogen ist, erinnert kaum noch etwas an die turbulente Vergangenheit, die auf diesem Fleckchen Erde stattgefunden hat.

Zwar freue man sich über das neue Vereinsheim, den gepflegten Kunstrasenplatz und die moderne Infrastruktur. Trotzdem sei es ein "komisches Gefühl", so Ahlert, "weil der Platz im Wald immer da war, seitdem ich denken kann". Der neue Sportpark Vorst wurde am Freitag, den 5. Dezember 2014, feierlich eröffnet. Dem Aufruf für einen Fackelzug vom alten Waldstadion zur neuen Anlage folgten damals aber dennoch mehr als 200 Kinder und Erwachsene. Mit Wehmut verabschiedeten sich die Teilnehmer des Zuges vom alten Stadion, das am 20. Juni 1948 eröffnet wurde. Emotional und mit feuchten Augen löschte der Ehrenvorsitzende Wilfried Vogt symbolisch das letzte Mal das Flutlicht auf der "Vorster Asche". Gerade für die älteren Mitglieder sei der Wechsel nicht einfach gewesen, sagt Michael Ahlert. "Für sie war die ,rote Asche' ein Stück Heimat.

Noch immer Vorster Asche unter der Haut

Früher ging es am Sonntag oft bis 24 Uhr am alten Platz." Denn neben den fußballerischen Leistungen auf dem Spielfeld ging es vor allem um die Gemeinschaft abseits der Asche. Man hat mitgefiebert, als ginge es um den Gewinn der Champions League und gefeiert, als hätte man diese zum ersten Mal gewonnen. Die Vorster Asche war gefürchtet, nicht selten flossen neben Schweiß und Tränen auch Blut - so mancher behauptet heute noch, er hätte nach wie vor ein bisschen Asche unter der Haut. Auch Ahlert hat auf dem Platz sein "halbes Leben" verbracht, wie er sagt. "Fast jeder hat mal dort gespielt - das verbindet", sagt der Vorster.

Bei all den wunderbaren Erinnerungen und der ganzen Wehmut, die mitschwingt, wenn über "die alte Zeit" gesprochen wird, sei die Entscheidung für den neuen Sportpark aber die richtige gewesen, sagt Achim Leitzke, zweiter Vorsitzender des Vereins. "Es wurde viel diskutiert, ob wir drüben bleiben. Dort waren wir schließlich unser eigener Herr. Und auch das finanzielle Risiko hat eine Rolle gespielt. Aber letztendlich war es der richtige Schritt." Alles sei etwas weniger beschwerlich. Früher hätten beispielsweise immer nur die, die zeitig ausgewechselt worden waren, heißes Wasser in der Dusche gehabt - die Heizanlage war aus den 60er Jahren. Auch sei es für Besucher komfortabler, weil sie jetzt überdacht die Spiele schauen können. Auf der alten "Anlage" war man allerdings direkt an der Seitenlinie ganz nah dran am Geschehen. Leitzke glaubt, dass der Sportpark schlicht mehr dem Zeitgeist entspreche: "Heute wollen die Leute eher bespaßt werden, während sie früher Teil eines Vereins sein wollten."

(NGZ)
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