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Kabarett im Tuppenhof Ruscher macht den Zeitgeist zum Ziel ihres Spotts

Kaarst-Vorst · Mit „Ruscher hat Vorfahrt“ wurde die Kabarettreihe auf dem Tuppenhof fortgesetzt. Nur 60 Zuschauer kamen. Alle anderen, meint unser Autor, haben etwas verpasst. Einige Highlights in Kürze.

 Barbara Ruscher trat auf dem Tuppenhof auf.

Barbara Ruscher trat auf dem Tuppenhof auf.

Foto: Christoph Hardt

„Ruscher hat Vorfahrt“ heißt das Programm, das die Kölner Kabarettistin Barbara Ruscher am Freitagabend im Garten des Tuppenhofs bei schönstem Sommerwetter präsentierte. Die 52-Jährige hatte wie die allermeisten Kleinkünstler seit gut einem Jahr keine Vorfahrt, sondern steckte im Corona-Stau fest. Deshalb genoss sie jetzt ihren Auftritt umso mehr. Allerdings kamen nur 60 Besucher.

Barbara Ruscher kokettiert ebenso wie Lisa Feller damit, Single zu sein – und alleinerziehende Mutter. Ihre Programme leben von der Beobachtungsgabe: Die 52-Jährige leuchtet alle Bereiche des täglichen Lebens aus. Ihre Zutaten sind politisches Kabarett in eher geringer Dosis, Aktuelles wie die Pandemie und eine große Portion Gesellschaftskritik. Zum Ausdruck kommt auch, dass sie – ebenso wie Lisa Feller – auf Lehramt studiert hat. Dabei lag ein Schwerpunkt auf der Musik.

Ruscher sprach und sang, spielte Keyboard und erfreute ihr Publikum mit Sprüchen wie diesem: „Besser ne Maske im Gesicht, als nen Zettel am Zeh.“ „Ich bin das Lachen und Klatschen nicht mehr gewohnt“, gestand die Kleinkünstlerin. Und zum Lachen und Klatschen gab es immer wieder triftige Gründe. Immer wieder im Visier: Die jungen Erfolgreichen, die Selbstoptimierer, die Fettverlierer: „Ich hab´ ne Macke – ich entschlacke.“ Barbara Ruscher kritisierte den Nestlé-Konzern, der in Dritte-Welt-Ländern Wasser in Flaschen verkauft, Instant-Wasser, wie die Marketingleute es nennen. Das Geschäftsmodell hat sie animiert, die Luft vor ihrem Haus an Passanten zu verkaufen. Sie greift Klischees auf und ihre Pointen passen. Der Rap über den Mann mit dem Liegerad ist nur eines von vielen Beispielen, wie die Kabarettistin Zeitgenossen, die sich in besonderem Maße dem Zeitgeist verschrieben haben, zur Zielscheibe ihres Humors und ihres Spotts macht. Der Lehrer auf dem Liegerad wird zum Mordopfer – ein bizarre Geschichte, zu der das folgende Credo der 52-Jährigen passt: „Psychiatrie oder Bühne – ich hab` die Bühne gewählt.“ Heute wissen wir: Es war eine gute Wahl!

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