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Kaarst Historiker erzählt vom "Fetzer"

Kaarst · Mathias Weber lebte von 1778 bis 1803 und galt als einer der gefährlichsten Kriminellen seiner Zeit. In Kaarst fand er regelmäßig Unterschlupf. Im Tuppenhof berichtete jetzt Historiker Reinhold Mohr aus dem Leben des Verbrechers.

 Historiker Reinhold Mohr gewährte den Gästen der Vortragsreihe "Dienstags im Tuppenhof" einen Einblick in das Leben eines gefährlichen Mannes.

Historiker Reinhold Mohr gewährte den Gästen der Vortragsreihe "Dienstags im Tuppenhof" einen Einblick in das Leben eines gefährlichen Mannes.

Foto: mreu

Er hatte eine schwere Kindheit, wurde zum Schwerverbrecher, er ermordete seine eigene Frau und zeigte unmittelbar vor seiner Hinrichtung Reue. Mathias Weber genannt "der Fetzer" lebte von 1778 bis 1803. Unterschlupf fand er unter anderem auf der Neusser Furth und in Kaarst.

Historiker Reinhold Mohr berichtete jetzt im Tuppenhof von einem Kriminellen, wie es ihn in Kaarst und Umgebung seither nicht mehr gegeben hat. 181 gewaltsame Einbrüche und Diebstähle binnen kurzer Zeit, das ist die Bilanz des kleinwüchsigen Mannes mit der großen kriminellen Energie. Geboren wurde er in Grefrath, und Reinhold Mohr geht davon aus, dass das jetzt zu Neuss gehörende Grefrath gemeint ist.

Postkutsche überfallen

Von einem kriminellen Scherenschleifer großgezogen, schloss sich der Fetzer bereits als 16-Jähriger der holländischen Armee an. Nachdem er eine Postkutsche überfallen hatte, rutschte er schnell ins kriminelle Milieu, genauer gesagt in die Bandenkriminalität ab. Wahrscheinlich 1795 wurde er Chef der "Neusser Bande". Die Ganoven schlugen nicht nur in der Region, sondern auch in Städten wie Essen, Düsseldorf, Ratingen und sogar Koblenz zu. "In jedem Ort hatten sie bestimmte Stellen, wo die Bandenmitglieder Nachrichten deponieren konnten", erklärte Mohr.

Der Fetzer und die anderen Bandenmitglieder versteckten sich unter anderem auf der Neusser Furth, aber auch in Kaarst — unter anderem an der Langen Hecke. Mohr geht davon aus, dass dies mit stillschweigender Duldung der Bewohner geschah, die von der Bande entsprechend entlohnt wurden. Bei den Saufgelagen war sogar ein Vikar dabei: Heinrich Pontani, Jahrgang 1738, war Alkoholiker, der später im Alexianerkrankenhaus stationär behandelt werden musste.

Frau erschlagen

In der Nacht vom 11. auf den 12. September 1796 war auch der Fetzer mit seinen Jungs in Neuss: Aus dem Rathaus stahlen sie unter anderem die wertvolle Quirinusfigur. In Neuss erschlug der Fetzer, der sich gerne im Rotlichtmilieu aufhielt, auch seine Frau im Streit. Irgendwann wurde es der Bande zu heiß in der Quirinusstadt und trieb ihr Unwesen fortan in Neuwied.

Anton Keil, ein öffentlicher Ermittler, wurde schließlich auf den Fetzer aufmerksam. Er ließ ihn — übrigens gemeinsam mit dem berühmten Schinderhannes — nach Köln bringen, wo am 19. Februar 1803 das Fallbeil niedersauste. Unmittelbar vor seiner Hinrichtung hatte der Fetzer Reue gezeigt: "Ich habe den Tod verdient."

(NGZ/rl)
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