Kaarst Hilfe für Kriminalitäts-Opfer

Kaarst · In ihrem früheren beruflichen Leben war Petra Lazik Kriminalhauptkommissarin. Nach vierjähriger Fortbildung führt sie heute eine Traumapraxis in Kaarst. Zu ihren Patienten gehören auch Menschen, bei denen eingebrochen wurde.

Es gibt negative Erlebnisse, die so gravierend sind, dass der Betroffene mit deren Verarbeitung überfordert ist. Er ist traumatisiert, braucht Hilfe. In Kaarst hat Petra Lazik eine Traumapraxis eröffnet.

Die Kriminalhauptkommissarin a.D. hat sich, auf ihren beruflichen Erfahrungen aufbauend, über vier Jahre lang fortbilden lassen. Patienten zeigt die 54-Jährige gerne zwei Bilder, auf denen ein und derselbe Garten zu sehen ist: Auf dem einen Bild blüht alles, das andere wirkt wie nach einem Unwetter. Es symbolisiert den Seelenzustand eines traumatisierten Menschen.

Traumatisierung ist Stress pur

In ihrem früheren Beruf hatte Petra Lazik häufig mit Opfern von sexuellem Missbrauch zu tun. Sie weiß aber, dass es viele andere Auslöser für ein Trauma gibt. In der Urlaubszeit hochaktuell: Die Erfahrung, dass im Haus oder in der Wohnung, in einem geschützten Raum also, eingebrochen wurde.

Das Gefühl, in den eigenen vier Wänden gut aufgehoben zu sein, ist plötzlich nicht mehr da, das Bild von aufgerissenen Schubladen und einem Durcheinander bleibt im Kopf. Traumatisierung ist Stress pur. Die Stresshormone dienen der Verarbeitung. "Und das Gehirn beamt einen kurz weg, damit man das aushalten kann, was gerade passiert", erklärt Petra Lazik.

Wenn das Trauma länger als vier Wochen anhält, sollte über fremde Hilfe nachgedacht werden. Es geht darum, die Symptome anzuerkennen und in die richtigen Bahnen zu lenken. Viele Patienten haben Angst davor, dass in der Therapie alte Wunden, die zumindest zum Teil verheilt waren, aufgerissen werden. "Jetzt ist nicht damals", sagt Petra Lazik dann. Sie möchte den Patienten ein Erinnern ermöglichen, das nicht mehr belastend ist. Und die Gewissheit rüberbringen, dass es vorbei ist.

Wie lange eine Traumatisierung anhält, hängt auch davon ab, wie lange das negative Ereignis angedauert hat, wie intensiv es war. Eine Rolle spielen außerdem die individuellen Lebensumstände. Petra Lazik regt in ihren Sitzungen an, dem Negativem positive Erinnerungen entgegenzusetzen. "Dabei kann man das Gehirn prima überlisten. Es kann nämlich nicht unterscheiden, ob ich eine Situation erlebe oder sie mir nur vorstelle", sagt die 54-Jährige.

Oft, so Lazik, mache es Sinn, Menschen aus dem direkten Umfeld des Opfers mit in die Therapie einzubeziehen. Die wird übrigens von den Krankenkassen nicht finanziert. Petra Lazik bietet aber eine halbe Stunde gratis an, damit beide Seiten abschätzen können, ob eine intensivere Zusammenarbeit sinnvoll ist.

(barni)
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