Unter dem Motto „Ich & Du und die Firma“ bieten sie seitdem regelmäßig Seminare für Unternehmerpaare an. Die Teilnehmer kommen vor allem aus Handwerksbetrieben, aus dem Gaststättengewerbe, aus der Landwirtschaft oder sind Freiberufler. „Weil wir selbst seit vielen Jahren ein Unternehmerpaar sind, können wir diese Situation sehr gut nachvollziehen“, erklärt Helmut Becker eher sachlich. Seine Frau Marianne wird konkreter: „Wir sind doch auch nicht so toll. Wir haben viel Positives, aber ebenso viel Negatives erlebt“, beschreibt sie temperamentvoll: „Wir haben Erfolge gehabt, haben aber auch mal daneben gegriffen.“

Schon die ersten Statements der beiden lassen erahnen: Im Hause Becker leben und arbeiten zwei sehr unterschiedliche Charaktere zusammen. Doch auch sie brauchten mal einen Anstoß von außerhalb. Im Fall der Beckers war es die damals 13-jährige Tochter, die vor vielen Jahren am gemeinsamen Esstisch verkündete: „Ich ziehe aus. Ihr redet immer nur über die Firma.“ Bei den Eltern rief die Ankündigung der Tochter vor allem eines hervor: Schuldbewusstsein. „Sie hatte Recht. Denn es war uns nicht gelungen, die Grenze zwischen Berufs- und Privatleben zu ziehen“, schildert Helmut Becker. Sich stärker bewusst zu machen, wann er Ehemann und wann er Unternehmer sei, habe er auch erst lernen müssen, sagt er weiter. Und gemeinsam mussten sie lernen, die Verschiedenheit ihrer Charaktere als gemeinsame Stärke zu erkennen. „Mein Mann ist der kluge Stratege, ich eher der emotionale Widder“, so Marianne Becker. „Er ist strukturiert, ich durchaus mal die Chaotin – vor allem privat.“ Sobald man jedoch verstanden und akzeptiert habe, dass Menschen nicht zu ändern sind, könne man die Stärken des anderen nutzen und „sich die Schwächen schnuckelig denken“, rät die 60-Jährige.

Eine gute Beziehung sei unabdingbare Basis für jedes Unternehmerpaar, sagt ihr Mann. Sonst seien die gegenseitigen Ansprüche nicht zu erfüllen und der berufliche Druck könne zu groß werden. „Ziel unserer Workshops ist es, dass Paare wieder zueinander finden, wenn Brüche deutlich werden“, erklärt der 69-Jährige. „Wir sind aber keine Paartherapeuten“, stellt seine Frau klar. In ihren Workshops gehe es daher vielmehr um eine Standortbestimmung für den Einzelnen, das Paar und die Firma. Sich der gegenseitigen Wertschätzung bewusst zu sein, sowie gemeinsame Ziele zu definieren, sind ebenso Bausteine ihrer Workshops – genau wie das Zeitmanagement.

Beruflich laufe es bei den meisten Seminarteilnehmern recht erfolgreich, doch das Privatleben komme oftmals zu kurz. Sogenannte Reflektionsspaziergänge sollen helfen, den Teilnehmern dies bewusst zu machen. „Ich habe noch nie Firmen vor überbordendem Privatleben schützen müssen“, sagt Helmut Becker. Vor zu viel „Arbeit“ in der Partnerschaft dagegen schon. Das ist eine Mission des Unternehmerpaares.