Kaarst Ärger um Platzvergabe in katholischer Kita

Kaarst · Einen Platz in "der" Wunsch-Kita zu ergattern, ist für Eltern heute gefühlt so viel wert wie ein Sechser im Lotto. In Büttgen zum Beispiel wird eine christlich-konfessionelle Früherziehung geschätzt. Seit Jahren verzeichnet die katholische Kindertageseinrichtung St. Aldegundis für jedes neue Kindergartenjahr deutlich mehr Interessenten als Kapazitäten vorhanden sind – was zunehmend zu Problemen beim Auswahlverfahren und bei der Akzeptanz von Zu- oder Absagen führt.

 Steht bei Eltern in Büttgen hoch im Kurs: die katholische KIndertagesstätte St. Aldegundis. Seit Jahren übersteigen die Aufnahmeanträge die vorhandenen Plätze.

Steht bei Eltern in Büttgen hoch im Kurs: die katholische KIndertagesstätte St. Aldegundis. Seit Jahren übersteigen die Aufnahmeanträge die vorhandenen Plätze.

Foto: Linda Hammer

Einen Platz in "der" Wunsch-Kita zu ergattern, ist für Eltern heute gefühlt so viel wert wie ein Sechser im Lotto. In Büttgen zum Beispiel wird eine christlich-konfessionelle Früherziehung geschätzt. Seit Jahren verzeichnet die katholische Kindertageseinrichtung St. Aldegundis für jedes neue Kindergartenjahr deutlich mehr Interessenten als Kapazitäten vorhanden sind — was zunehmend zu Problemen beim Auswahlverfahren und bei der Akzeptanz von Zu- oder Absagen führt.

Eine 2011 aus Meerbusch zugezogene Familie, die namentlich nicht genannt werden möchte, sagt, sie habe diesbezüglich negative Erfahrungen gemacht. Eigentlich, berichten die Eltern, hätten ihre inzwischen fünf Jahre alten Zwillinge ab diesem Sommer den katholischen Kindergarten in Büttgen besuchen sollen. Im November 2011 seien die Kinder, beide römisch-katholischer Konfession, zum Sommer 2013 schriftlich angemeldet worden, heißt es in einem Beschwerdebrief des Vaters an Pfarrer Peter Seul. Bis kurz vor der schriftlichen Absage Anfang Februar habe die Kindergartenleitung auch stets den Eindruck vermittelt, dass die Aufnahme sicher sei. "Konkrete Gründe für die unerwartete Ablehnung wurden uns weder von der Kita-Leitung noch vom angeschriebenen Aufnahmeausschuss genannt", sagen die Eltern. Die frühe Anmeldung, die Konfession der Zwillinge, die Zugehörigkeit zur Gemeinde, der Wohnsitz keine 500 Meter von der Kindertagesstätte entfernt sowie die Tatsache, dass eine Mehrzahl von Freunden der Kinder die Kita St. Aldegundis besuchten, seien offenbar nicht ausreichend gewesen. Die Wahl-Büttgener vermuten deshalb "schlichte Willkür".

Zur Erklärung: 98 Kinder besuchen die Kita St. Aldegundis regulär. Darüber, wer aufgenommen wird und wer nicht, entscheidet in Büttgen ein Aufnahmeausschuss, der aus zwei Mitgliedern der Kita-Leitung, zwei Mitgliedern des Elternbeirats und zwei Vertretern des Trägers, also des Kirchenvorstands, besteht. "Der Ausschuss wurde vor circa zehn Jahren gegründet, weil wir diese wichtigen Entscheidungen auf eine breitere Basis stellen wollten", sagt Martina Trippelsdorf, stellvertretende Leiterin der Kindertagesstätte. "Fakt ist: Wir machen uns die Auswahl ganz sicher nicht leicht und wir vergeben die Plätze auch nicht nach einem Würfelsystem." Ob eine Familie zugezogen oder im Ort verwurzelt sei, spiele keine Rolle. "Vielmehr gibt es feststehende Aufnahmekriterien, die für alle fünf katholischen Kindertageseinrichtungen in Kaarst gelten und die für alle Eltern einsehbar sind." Die Frage etwa, ob Kindern bereits ein anderer Kita-Platz in Kaarst zur Verfügung steht, ist für den Ausschuss ein entscheidendes Ausschlusskriterium. Die Familie aus Meerbusch hat ihre Zwillinge im vergangenen Jahr in der privaten Kita "Mäusebande" in Kaarst angemeldet. "Weil wir keine anderen Plätze und damit keine andere Wahl hatten", sagt die berufstätige Mutter. Für beide Kinder zahlen die Eltern derzeit 1200 Euro pro Monat. Martina Trippelsdorf sagt, der Familie seien für das Jahr 2012/2013 zwei Plätze in der Kita St. Aldegundis angeboten worden, die sie abgelehnt habe. Die Eltern bestreiten das. Für den Aufnahmeausschuss, stellt Kirchenvorstandsmitglied Ralf Konnertz klar, sei am Ende die vorhandene Kita-Unterbringung der Zwillinge ausschlaggebend gewesen. "Das finden wir inakzeptabel", schreibt der Familienvater in seinem Brief an Pfarrer Seul. Und: "Wir können uns auch nicht vorstellen, dass ein solches Argument im Sinne der katholischen Kirche sein kann."

(NGZ)
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