Situation der Jüchener Sportvereine Weitere Austritte bei Sportvereinen

Jüchen · Eine Gymnastikgruppe musste schon aufgeben. 450-Euro-Kräfte sind auf Standby, Trainer ohne Gehälter. Die Jüchener Sportvereine bekommen die Corona-Auswirkungen erst jetzt so richtig zu spüren.

 Die Sportanlage in Gierath war lange Zeit geschlossen, so wie auch die anderen Stätten in Jüchen.  Archivfoto: gt

Die Sportanlage in Gierath war lange Zeit geschlossen, so wie auch die anderen Stätten in Jüchen. Archivfoto: gt

Foto: Gundhild Tillmanns

Mit der andauernden Corona-Pandemie verschärft sich die Situation für die Jüchener Sportvereine weiter. Der Negativtrend bei den Mitgliederzahlen durch den langen Trainingsausfall machte sich in diesem Jahr zunehmend verstärkt bemerkbar: Das bilanziert der Vorsitzende des Stadtsportverbandes (SSV), Heinz Kiefer. Neue Mitglieder gibt es nicht, und die Abmeldungen nehmen weiter zu. Ein Beispiel: Die SG Rot-Weiß Gierath, der größte Jüchener Sportverein mit aktuell 1100 Mitgliedern, hat im ersten Quartal 2021 bereits 35 Mitglieder verloren. Der Jahresbeginn, wenn die Beiträge abgebucht werden, sei deshalb auch der kritische Moment bei allen Vereinen für mögliche Abmeldungen, weiß Heinz Kiefer.

Der Negativtrend hatte sich bis Ende vergangenen Jahres bereits mit einem Mitgliederrückgang um sieben Prozent bei allen Jüchener Sportvereinen niedergeschlagen. „Jetzt haben wir aber schon fast acht Monate keinen Trainingsbetrieb mehr gehabt und müssen deshalb mit weiteren Rückgängen rechnen“, befürchtet der SSV-Vorsitzende.

Existenzgefährdet sei durch Corona vor allem der Mannschaftssport. Ein Beispiel ist der VfL Viktoria Jüchen-Garzweiler. Vereinsvorsitzender Christoph Sommer bedauert sehr, dass die Gymnastikgruppe wegen Corona aufgegeben werden musste. 20 Mitglieder insgesamt hätten sich im Februar/März verabschiedet. Jedoch sei bei Kindern und Jugendlichen, die 60 Prozent Mitglieder ausmachten, so gut wie kein Schwund eingetreten.

Der SV09 Otzenrath hat tatsächlich jetzt bereits zehn Prozent weniger Mitglieder aufgrund der Pandemie, wie Vorsitzender Herbert Brockerhoff berichtet. Von den ursprünglich 320 Mitgliedern haben sich 30 bis 40 bereits abgemeldet, weitere könnten aber noch hinzukommen: Brockerhoff befürchtet zudem weitere Abgänge, wenn sich etwa Mitglieder der jetzigen A-Jugend in der Corona-Zeit anders in ihrem Freizeitverhalten orientiert hätten und nun nicht mehr in den Erwachsenensport in Otzenrath überwechseln wollten. Der SV09 Otzenrath habe seine 450-Euro-Kräfte abbestellen und die Gehälter für die Trainer aussetzen müssen.

Die Gesamtsituation beurteilt der SSV-Chef Heinz Kiefer aktuell aber so: „Die Jüchener Sportvereine haben bisher die starken Einschränkungen durch die Pandemie gut bewältigt.“ Die jetzt begonnene Öffnungsphase sei äußerst wichtig. SSV-Geschäftsführerin Sandra Koglin fügt hinzu: „Alle Vereine freuen sich, dass sie nun schrittweise zum Sport zurückkehren können.“ Einige Vereine, die kontaktfreien Sport auf Außensportanlagen betreiben, etwa Tennis und Reiten, haben nach Kiefers Beobachtungen sogar profitiert. Die Hallensportarten seien aber nachhaltig ins Hintertreffen geraten.

Heinz Kiefer freut sich, dass jetzt wieder alle Jugendmannschaften ohne Corona-Tests trainieren können und dass die Schwimmvereine wieder den Bäderbetrieb weiter öffnen dürfen.

Seit dem gestrigen Freitag, 11. Juni, gilt für den Rhein-Kreis Neuss die Inzidenzstufe I. Damit ist, wie Heinz Kiefer erklärt, die Teilnehmerbegrenzung für Kontaktsport, etwa Judo oder Basketball, auch im Indoor-Bereich aufgehoben.

„Außerdem greift wegen der gesunkenen Inzidenzahlen in Nordrhein-Westfalen eine Sonderregelung, so dass jetzt die Testpflicht im Sport weggefallen ist. Damit muss kein negatives Testergebnis mehr vorgelegt werden. Das ist für die Vereine eine große Vereinfachung. Der Corona-Test stellte eine große Hürde für den Wiederbeginn des Trainings dar“, sagt Stadtsportverbandschef Heinz Kiefer. „Adressenlisten zur Nachverfolgung müssen aber weiter geführt werden.“

Nach den aktuellen Lockerungen seit Freitag soll beispielsweise ab Montag wieder in der Halle der SG Rot-Weiß Gierath trainiert werden. Die noch fehlende Corona-Impfung der Übungsleitungen und Trainer ist aber laut Heinz Kiefer weiter ein großes Problem. Sogar die Seniorengruppen seien noch nicht durchgeimpft. Und für die Wettbewerbe müssten einige Vereinssegmente wieder völlig neu aufgebaut werden, gibt Sandra Koglin zu bedenken.

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