Jüchener Traditionsgasthof Die Geschichte des Dycker Weinhauses

Jüchen · Mit dem Umbau zum Wohngebäude endet die wechselvolle Historie des Gasthauses an der Klosterstraße. Unsere Redaktion hat das zum Anlass genommen, einen Blick in das Jüchener Stadtarchiv zu werfen.

 Das Dycker Weinhaus auf einer Aufnahme aus dem Jahr 1906.

Das Dycker Weinhaus auf einer Aufnahme aus dem Jahr 1906.

Foto: Stadtarchiv Jüchen

Die erste Erwähnung des Dycker Weinhauses ist 518 Jahre alt. Seine ersten Ursprünge dürften jedoch noch deutlich weiter zurückliegen. Damals, im Jahr 1502, lag das Weinhaus vor der Pforte des heutigen Schlosses. So schreibt es Jakob Bremer in seinem Buch über die Herrschaft Dyck.

Es ist die erste Erwähnung eines Hauses, dessen Bedeutung weit über das Weinausschenken hinausging. Das Gebäude war in seiner wechselvollen Geschichte Mittelpunkt des öffentlichen Lebens. Hier fanden Gerichtsversammlungen statt, politische Versammlungen und Versteigerungen. 1939 bot der damalige Bürgermeister von Bedburdyck das Gebäude der Deutschen Arbeitsfront zur Unterbringung von „Westarbeitern“ – Zwangsarbeitern aus den vom Deutschen Reich eroberten Gebieten im Zweiten Weltkrieg – an. In erster Linie war das Haus mit seiner Alleinberechtigung zum Weinausschank jedoch ein bedeutsamer Treffpunkt des gesellschaftlichen Lebens.

1654 wurde das Dycker Weinhaus an seinem heutigen Standort am Dammer Ortseingang neu errichtet. Der Zimmermann Johann Drath aus Glehn soll mit seinen fünf Gesellen 108 Tage an dem Bau gearbeitet haben. Zu dieser Zeit übernahm Jakob Köller das Weinhaus und schenkte neben Wein und Bier nun auch Branntwein aus.

Das Haus blieb über die Jahre hinweg eng mit der fürstlichen Herrschaft verbunden. Der Dycker Weinwirt war anfangs uniformierter Beamter des Grafen, wie Margit Sachse in ihrem Buch „Als in Dyck Kakteen blühten...“ schreibt. Als solcher verzapfte er nur Weine aus der gräflichen Herrschaft Alfter bei Bonn. Untertanen mussten für das Weinhaus kostenlos Wein und Brandholz herbeischaffen. „Die Weinwirte gehörten zu den einflussreichsten und wohlhabendsten Persönlichkeiten des Dycker Landes“, schreibt Sachse. „Im Pachtvertrag verpflichteten sie sich, stets auf die Ehre des Hauses bedacht zu sein.“

 Im Jahr 1993 wurde das Dycker Weinhaus noch einmal umfassend saniert. Am 1. Mai dieses Jahres wurde es schließlich wiedereröffnet.

Im Jahr 1993 wurde das Dycker Weinhaus noch einmal umfassend saniert. Am 1. Mai dieses Jahres wurde es schließlich wiedereröffnet.

Foto: Stadtarchiv Jüchen

So blieb der Gasthof über die Jahrhunderte und Gesellschaftssysteme hinweg ein beliebter Treffpunkt. Zahlreiche Ansichtskarten und Lithographien zeugen von seiner Bedeutung als Sonntags-Ausflugsziel im 20. Jahrundert. Die Familie Breuer übernahm den Wirtschaftsbetrieb. Erst Adam, später Sohn Josef. Weitere Pächter wie Ernst Blume und dessen Nachfolger Dieter und Elisabeth Steffen prägten den Gasthof in dieser Zeit.

1993 wurde das Dycker Weinhaus umfassend saniert und am 1. Mai wiedereröffnet. In einem Artikel unserer Redaktion aus dieser Zeit heißt es, dass „moderner Komfort sich mit historischen Einrichtungs-Gegenständen gut verträgt“. Das Gebäude strahle weiterhin eine besondere Atmosphäre aus und biete genügend Platz für Veranstaltungen aller Art.

Eine Erfolgsgeschichte war das Weinhaus in seinen letzten Jahren dennoch nicht mehr. Drei Gastronomen scheiterten an dem Standort. Der letzte gab Ende November aus wirtschaftlichen Gründen auf. Die Immobilienverwaltung Wijo GmbH aus Neuss, der das Gebäude gehört, hat sich daher für Wohnraum statt Weinausschank entschieden. Bis Herbst sollen in Damm 15  Wohnungen verschiedenster Größe entstehen. Von 50 bis 160 Quadratmetern soll die Bandbreite reichen. Das Dycker Weinhaus ist somit Vergangenheit.

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