Hückeswagen Die Idee des Bundesfinanzministers „wäre das Aus des Männerchors“

Hückeswagen · Der Vorstoß von Bundesfinanzminister Olaf Scholz, Vereinen, die nur ein Geschlecht als Mitglieder aufnehmen, den Status der Gemeinnützigkeit zu entziehen, ist auf große Kritik gestoßen.

 Der MGV „Liederkranz“ Grünestraße, hier bei einem Konzert im Kultur-Haus Zach, wäre von dem Scholz-Vorstoß betroffen. Denn im Gegensatz zur Chorgemeinschaft Germania Straßweg ist er ein Verein.

Der MGV „Liederkranz“ Grünestraße, hier bei einem Konzert im Kultur-Haus Zach, wäre von dem Scholz-Vorstoß betroffen. Denn im Gegensatz zur Chorgemeinschaft Germania Straßweg ist er ein Verein.

Foto: Schütz, Michael (msch)

In Hückeswagen würde diese Regelung wohl nur die Gruppe der Männergesangsvereine betreffen, denn auch ein Fußballverein wie der noch relativ junge SC Heide hat Frauen im Verein, wie Vorsitzender Kevin Zrock auf Nachfrage mitteilt. „Unsere weiblichen Mitglieder sind alles passive Mitglieder, weil wir im Moment keine Frauenmannschaft stellen können.“ Er finde allerdings, dass bei Vereinen, die aus Prinzip keine Frauen aufnehmen würden, durchaus über entsprechende Konsequenzen nachgedacht werden könnte. „Aber man sollte einen Verein nicht dafür bestrafen, dass Frauen oder auch Männer am jeweiligen Thema schlicht kein Interesse haben und deswegen nicht Mitglied werden wollen“, sagt Zrock weiter.

Für Hans-Peter Hildebrandt, Vorsitzender des Männergesangsvereins „Liederkranz“ Grünestraße, handelt es sich bei Scholz‘ Vorschlag um einen „nicht durchdachten Schnellschuss“. Hildebrandt betont: „Wenn wir nicht von der Körperschaftssteuer befreit würden, wäre das das finanzielle Aus für unsere Männergesangsverein.“ Es liege nun einmal in der Natur der Sache, dass in einem Männergesangsverein keine Frauen Mitglieder werden könnten. „Würden wir das tun, wären wir ein gemischter Chor. Unsere gesamten Vereinsutensilien wie Fahne, Briefbögen, Stempel, Vereinswesten mit Vereinsemblem oder Notenmappen wären für die Tonne. Von den Liedernoten einmal ganz abgesehen“, sagt Hildebrandt. Reine Männerchöre seien doch ohnehin schon vom Aussterben bedroht, sagt der „Liederkranz“--Vorsitzende. „Die geplante Entscheidung wäre nur noch eine Beschleunigung dieses Chorsterbens.“

Ralph Schulte von der Chorgemeinschaft Germania 1888 Straßweg, ebenfalls ein reiner Männerchor, kann den Vorstoß des Finanzministers hingegen getrost ignorieren. „Wir sind kein eingetragener Verein, dürfen also auch keine Spendenquittungen ausstellen, und somit brauchen wir uns auch gar nicht damit zu beschäftigen“, sagt der Vorsitzende der Chorgemeinschaft – die übrigens mit Petra Rützenhoff-Berg von einer Frau geleitet wird.

Gleiches gilt auch für den noch jungen Frauenchor Schückhausen, wie Chorvorsitzende Sarah Machwirth sagt. „Wir sind zwar ein Frauenchor, aber haben ebenfalls einige passive männliche Mitglieder. Insofern betrifft uns das nicht. Ich finde aber, dass sich die Politik mit Vorschlägen wie dem von Olaf Scholz ins eigene Fleisch schneidet.“

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