Gemeinnützigkeit Vereine reagieren gelassen auf Scholz-Vorstoß

Solingen · Dass der Bundesfinanzminister reinen Männer- oder Frauenvereinen Steuervorteile streichen will, schreckt Solinger Traditionsvereine nicht. Im Gegenteil: Einige haben schon vorher ihre Satzungen angepasst.

 Die Wupperhofer zählen zu den traditionsreichsten Männer-Chören in Solingen.

Die Wupperhofer zählen zu den traditionsreichsten Männer-Chören in Solingen.

Foto: Stephan Köhlen

Es war vielleicht der Aufreger der Woche: Die Ankündigung von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD), das Gemeinnützigkeitsrecht ändern zu wollen, hat Themen wie die Beschlüsse zu Grundrente und Soli-Abschaffung in der öffentlichen Wahrnehmung fast ein bisschen in den Hintergrund gedrängt. Von einem „Angriff auf das Ehrenamt“ war sogar die Rede.

Solinger Vereinen – auch solchen, deren Aktivitäten klassischerweise von einem Geschlecht getragen werden – scheint der Vorstoß, reinen Männer- oder Frauenvereinen die Gemeinnützigkeit zu entziehen, wiederum wenig Kopfschmerzen zu bereiten. Denn solche sind in der Klingenstadt offenbar ohnehin rar gesät. Unter den rund 140 Vereinen, die dem Solinger Sportbund angeschlossen sind, sei kein einziger nur auf ein Geschlecht fixiert, heißt es vom Dachverband des organisierten Sports.

Auch im Brauchtum macht man sich ob der angestrebten Veränderungen keine großen Sorgen: „Frauen sind aus Schützenvereinen gar nicht mehr wegzudenken – auch als Aktive“, stellt etwa Franz Breckerfeld vom „Burger Schützenverein 1734“ klar. Seit 1984 sind dort Frauen offiziell als Mitglieder zugelassen, stellten bald darauf die erste Majestät – und sind längst auch im Vorstand aktiv. Selbst in historischen Vereinen seien weibliche Mitglieder Normalität, betont Breckerfeld.

Doch wie sieht es in Vereinen aus, in denen es für das andere Geschlecht im jeweiligen Kerngeschäft aus rein praktischen Gründen einfach nicht viel zu tun gibt – zum Beispiel beim Singen im Chor ? Das Thema sei „noch zu frisch“, heißt es aus dem Kreis der „Wupperhofer“.

Beim traditionsreichen Männer-Gesangverein Wupperhof  von 1812 will man sich beizeiten mit einer möglichen neuen Gesetzgebung befassen. Zusammenschlüsse mit anderen Chören in Zeiten sinkender Mitgliederzahlen und projekt-bezogene Kooperationen mit weiblichen Stimmen sind für den Verein jedoch keineswegs neu.

Aus einer solchen ging sogar im Jahr 1990 der „Frauenchor der Klingenstadt Solingen“ hervor. Dieser ist möglichen Veränderungen bereits zuvorgekommen – und zeigt damit, wie man auf eine Reform des Gemeinnützigkeits-Rechts reagieren könnte: Zum einen änderte der Verein kleine, aber juristisch womöglich bedeutende Details seiner Satzung, in der nun von „des oder der Vorsitzenden“ die Rede ist. Zum anderen nahm er Anfang des Jahres das erste männliche Mitglied auf – und das im Übrigen nicht nur pro forma: „Er hat ja auch schon bei unseren Revues im Theater mitgesungen“, erklärt die Vorsitzende Sabine Schaaf. Gerade Chöre müssten in der heutigen Zeit ohnehin pragmatisch denken: „Man darf schließlich nicht vernachlässigen, das es immer schwieriger wird, Mitglieder zu bekommen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort