„Haus der Familie“ in Wipperfürth Ein halbes Jahrhundert Familienbildung

Wipperfürth · Seit 50 Jahren ist die katholische Familienbildungsstätte nicht nur für Familien in und um Wipperfürth da. Beim Festakt in der Klosterkirche der Hansestadt nutzten viele Gäste die Gelegenheit, um Danke zu sagen.

 Das „Haus der Familie“ am Wipperfürther Klosterplatz ist eine Familienbildungsstätte seit mittlerweile fünf Jahrzehnten.

Das „Haus der Familie“ am Wipperfürther Klosterplatz ist eine Familienbildungsstätte seit mittlerweile fünf Jahrzehnten.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Ein halbes Jahrhundert ist eine lange Zeit. Wer als Mensch 50 Jahre alt wird, ist schon mitten in der zweiten Lebenshälfte – für eine Institution ist dieser Zeitraum indes ein vergleichsweise kurzer. Dennoch – 50 Jahre des Bestehens sollen natürlich gefeiert werden. Und so waren jetzt knapp 150 Gäste in die Klosterkirche nach Wipperfürth gekommen, um das Jubiläum der katholischen Familienbildungsstätte „Haus der Familie“ zu feiern, die auch von vielen Hückeswagenern genutzt wird.

Der Festakt in der Klosterkirche der Hansestadt begann mit einer Vesper, die Lambert Schäfer, Pfarrer der katholischen Gemeinde St. Nikolaus, feierlich gestaltete. Auch im weiteren Verlauf blieb man in der Klosterkirche, was eine reizvolle Umgebung für die Programmpunkte bot. So erklangen die musikalischen Intermezzi von Beate Starken am Cello – teils jazzig, teils klassisch – besonders schön.

Einen großen Teil der Feier nahm der Impulsvortrag von Prof. Dr. Anne Schulze von der Hochschule Koblenz ein. Sie beschäftigte sich mit dem Themenkomplex „Digitalisierung, Familie und Familienbildung“. Die Digitalisierung sei natürlich im Beruf, der Wirtschaft und der Industrie in aller Munde. Da sei es also auch kein Wunder, dass sie auch nicht vor der Familie halt mache, sagte Anne Schulze.

Doch wie könne man Familie, Familienbildung und Digitalisierung in ein gesundes Verhältnis bringen? Dazu ging die Hochschulprofessorin auf unterschiedliche Aspekte der Digitalisierung ein. „Der familiäre Alltag ist vom Digitalen geprägt. Dabei stellen sich ethische Fragen, auch der Umgang mit Konflikten ist hier ein Thema“, sagte die Professorin.

Letztlich sei die Digitalisierung aber kein linearer Prozess, sondern ein offener und komplexer Bereich. Dadurch würden die Anforderungen nicht nur an die Eltern steigen, sondern auch die Pädagogen in der Familien- und Erwachsenenbildung müssten sich dem anpassen.

In der anschließenden Gesprächsrunde unterhielt sich die Moderatorin Melanie Wielens mit ihren Gästen – NRW-Justizminister Peter Biesenbach aus Hückeswagen, Wipperfürths Bürgermeister Michael von Rekowski, Oberbergs Kreisdechant Christoph Bersch und Dr. Peter Scharre, dem Pädagogischen Leiter des Bildungswerks der Erzdiözese Köln – über die persönliche Beziehung zur Bildungsstätte und die Bedeutung von Familienbildung in einer digitalen Welt.

„Kommunikation ist das A und O, wir müssen die Voraussetzungen dafür schaffen“, sagte etwa Scharre, der zudem betonte, dass das „Haus der Familie“ in der Hansestadt Wipperfürth für ihn ein Stück „Beziehung der Freude“ sei. Für Biesenbach ist es besonders wichtig, dass Kinder Bezugspersonen haben müssten. „Ich weiß nicht, wie sich Familiensysteme künftig entwickeln, aber das Miteinander-Reden und Füreinander-Da-Sein ist von großer Bedeutung“, stellte er klar. Für von Rekowski war das „Haus der Familie“ immer schon ein Stück Heimat. Digitalisierung sei für ihn vor allem ein Segen. „Aber sie hat natürlich auch Risiken. Das ,Haus der Familie’ kann dafür sorgen, dass dabei die Wertevermittlung nicht zu kurz kommt“, sagte Wipperfürths Bürgermeister.

Bersch betonte derweil das Gute im Menschen: „Wir sollten bei allen Bedenken, die wir haben, immer mit einem positiven Ansatz herangehen. Digitalisierung birgt die Gefahr der Vereinsamung, aber letztlich standen Familien immer schon vor Herausforderungen. Wir können diesen auf jeden Fall begegnen“, sagte der Kreisdechant.

Auch Scharre lobte die Arbeit am Klosterplatz in Wipperfürth. „Die Bildungsstätte ist ein analoger Anker in einer digitalen Zeit. Die Arbeit, die hier gemacht wird, ist großartig.“ Dem stimmte auch von Rekowski zu, der noch einmal betonte, wie wichtig digitale Medien für viele Menschen seien. „Kranke Menschen, die bettlägerig sind, können so mit der Außenwelt kommunizieren. Geflüchtete können per Smartphone mit Menschen in ihrer Heimat in Kontakt bleiben“, sagte der Bürgermeister der Nachbarstadt.

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