Hückeswagen Gemeinde verabschiedet Kammerer
Hückeswagen · Mit einem Konzert und viel Musik verabschiedete sich Kantorin Ingrid Kammerer am Samstag von der Gemeinde und den Choristen. Beim anschließenden geselligen Beisammensein gab es viele rührende Worte, Lob und Geschenke.
Ein Mensch der großen Worte war Ingrid Kammerer nie. So auch am Samstagabend, als sie von der evangelischen Kirchengemeinde offiziell verabschiedet wurde. Fast 25 Jahre hat sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Stefan Kammerer das Gemeindeleben musikalisch und auch menschlich bereichert. Zum Abschied gab die Kantorin ein Konzert mit Höhepunkten und Lieblingsstücken der Chormusik aus den vorangegangenen Jahren in der Pauluskirche. Rund 150 Zuschauer waren gekommen, um dem Gesang des Kammerchors und der Kantorei unter Kammerers Leitung letztmalig zu genießen. Dankesworte sprach Pfarrer Martin Haupt-Schott zu Beginn des Konzerts: "Viele Jahrzehnte haben du und Stefan uns mit Musik erfreut, inspiriert und den Weg in die richtige Richtung zum Danken und Preisen gewiesen." Im Anschluss an das Chorkonzert erhoben sich die Zuschauer von den Bänken und spendeten minutenlangen Applaus.
Die Zugabe gab es jedoch erst beim anschließenden geselligen Beisammensein im Gemeindezentrum Lindenberg, wo der Kammerchor noch einmal zum Einsatz kam. Mit kleinen Vorträgen, Blumen und Geschenken verabschiedeten sich die Choristen, das Presbyterium und die Gemeindemitglieder von den beiden Kirchenmusikern, die im August eine neue Kantorenstelle in Korbach antreten werden. Von den Emotionen überwältig wurde Birgit Engels, die im Namen des Presbyteriums sprach: "Wir haben alle die Erfahrung gemacht, dass man Abschiede überleben kann. Aber es wird sehr schwer", sagte sie sichtlich gerührt. Ingrid Kammerer hätte in fast 25 Jahren die musikalischen Geschicke der Gemeinde auf ein enorm hohes Niveau gestellt und damit Hückeswagen bekannt gemacht. Ihre Arbeit umfasste neben der Gestaltung der Gottesdienste auch die Leitung von Kinderchor, Jugendchor, Kantorei, Kammerchor, Band und Projektchören. "Du hast den Türöffner geschaffen, die Leute mit der Botschaft in Berührung zu bringen und sie zum Singen gebracht", sagte Engels. Das Presbyterium machte Kammerer ein Sonnensegel für ihr neues Zuhause zum Geschenk. Eine große Flammschale samt Grill überreichten die Vorsitzenden der Kantorei, Stephie Scherer und Monika Ruhwedel. Ebenso gab es zum Abschied aus der Schloss-Stadt und zur Erinnerung zwei handgefertigte Schmuckstücke aus der Goldschmiede Rehn.
Am 5. Juli ist die Abschlussprobe der Kantorei vor der Sommerpause. Wie es danach musikalisch weitergehen wird, ist noch ungewiss. "Wir werden jeden Neuen mit offenen Armen empfangen und freuen uns, wenn es auf diesem Fundament weitergeht", sagte Engels. Bis ein neuer Chorleiter gefunden ist, wird laut Scherer Inga Kuhnert die kommissarische Leitung der Kirchenchöre übernehmen.
Ingrid und Stefan Kammerer genossen die Abschiedsfeier im Gemeindehaus sichtlich. Die Freude auf die neue Aufgabe in Korbach überwog jedoch den Abschiedsschmerz. "Es ist ein schöner Abend und ich bin total überrascht", sagte Kammerer dankbar.
Zuletzt stimmte der Kammerchor einige weltliche Lieder wie "Mit Musik geht alles besser" an. Bei einem Zigeunerlied von Brahms gingen dann aber doch noch die Emotionen mit Ingrid Kammerer durch. Sie dirigierte das Stück so forsch, dass ihr Ehemann am Klavier verzweifelt abwinken musste. "So schnell kann ich das nicht spielen", gestand er lachend. Konzert und Feier waren der gebührende Abschluss einer langen gemeinsamen Zeit.
