Hückelhovener Karusselltage Kirmesleute dankbar für neue Idee

Hückelhoven · Die Hückelhovener Schausteller-Familie Koken organisierte die ersten Karusselltage an Schacht 3 und zieht jetzt ein positives Fazit. Den von der Corona-Krise stark getroffenen Kollegen wollten die Kokens unter die Arme greifen.

 Frank Koken (r.) überreicht einen Blumenstrauß an die Eheleute Marie-Therese und Walter Kaminski aus Mönchengladbach, die seit 40 Jahren an der  Hückelhovener Herbstkirmes teilnehmen. Früher kamen sie mit einer Schiffschaukel, seit Jahren sind sie  mit einem Ballonstand dabei.

Frank Koken (r.) überreicht einen Blumenstrauß an die Eheleute Marie-Therese und Walter Kaminski aus Mönchengladbach, die seit 40 Jahren an der  Hückelhovener Herbstkirmes teilnehmen. Früher kamen sie mit einer Schiffschaukel, seit Jahren sind sie  mit einem Ballonstand dabei.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Die Gesamtzahl der Besucher, die die ersten Hückelhovener Karusselltage auf dem alten Zechengelände an der Sophiastraße besuchten, hat er noch gar nicht zusammengerechnet. Aber er hat ein gutes Gefühl. Mit dem zehntägigen Freizeit-Spaß an Schacht 3 wollte Organisator Frank Koken vor allem eins erreichen: den von der Corona-Krise stark getroffenen Schausteller-Kollegen, viele davon aus dem Stadtgebiet, unter die Arme greifen. Tochter Madleen, die ihren Vater zusammen mit Mutter Konstanze und Bruder Max tatkräftig unterstützte, liest die zahlreichen Dankes-Botschaften aus der WhatsApp-Gruppe vor, die im Nachgang von den dankbaren Teilnehmern der Alternative zur sonst üblichen Herbstkirmes verfasst wurden.

„Viele haben mir gesagt, wie froh sie waren, endlich mal wieder den Kühlschrank füllen zu können“, erklärt Frank Koken. Man habe den zahlreichen Besuchern „ein Stück Normalität bieten wollen“. Und doch war vieles anders. Die strengen Hygiene-Auflagen machten Kontaktformulare, Security, Umzäunungen und Desinfektionsmittel-Ständer vor jedem Stand erforderlich. Wegen der hohen Mehrkosten wurden zwei Euro Eintritt verlangt, Kinder unter 1,20 Meter hatten freien Eintritt. Fast alle Besucher hätten diese neue Regelung problemlos akzeptiert, so Koken. Dennoch: Mit den Einnahmen aus dem Kassenbereich habe man lediglich einen Teil der angefallenen Kosten decken können. Rund 600 Meter Wasserleitungen seien eigens verlegt worden, Strom sei aus Aggregaten und nicht aus der Steckdose gekommen, was ihn um einiges teurer gemacht habe.

Genau 828 Fans der bunten Budenstadt wurden am Sonntag, dem dritten der zehn Tage, verzeichnet – Rekord bei den Karusselltagen. Etwa 350 Gäste seien im Schnitt immer auf dem 15.000 Quadratmeter großen Areal anzutreffen gewesen, sagt Madleen Koken: „Das war ein ständiges Kommen und Gehen.“ Für bis zu 1000 hatten die Organisatoren die Genehmigung. In den Einlasskontrollen sieht Schausteller Frank Koken auch Vorteile. So hätten Jugendliche keine alkoholischen Getränke mitbringen können. Das Publikum war, so die Einschätzung der Hückelhovener Schausteller-Familie, ein anderes als sonst bei der traditionellen Pfingst- oder Herbstkirmes. „Sehr viel Familienpublikum“, hat Madleen Koken festgestellt. Auch aus den umliegenden Städten wie Erkelenz oder Heinsberg seien Besucher gekommen, ergänzt ihr Vater. Ganz besonders lobt er die gute Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung, die das Vorhaben von Anfang an unterstützt habe. Neben Sponsoren wie der NEW zog auch die Hückelhovener Werbegemeinschaft mit, die ihren verkaufsoffenen Sonntag am vergangenen Wochenende in die große Freizeit-Sause mit 35 Geschäften, darunter sieben Großfahrgeschäfte und vier Kinderkarussells, einbettete. An die Geschäfte, die beim verkaufsoffenen Sonntag ihre Pforten öffneten, wurden mehrere hundert kostenlose Eintrittskarten verteilt, die weitergereicht wurden an die Kunden.

Etwa zweieinhalb Monate hat die Schausteller-Familie, deren Süßigkeiten-Verkauf im Sommer vor dem Rathaus zu finden war, in die umfangreichen Vorbereitungen investiert. Termine vor Ort, Büroarbeiten, Gespräche mit der Stadtverwaltung und den Teilnehmern. Auch mit den Anwohnern sei man im guten Einvernehmen, Beschwerden wegen des Lärmpegels habe es keine gegeben. „Wir würden es wieder machen, wenn es keine andere Möglichkeit gibt. Aber eine normale Kirmes wäre uns lieber“, so Frank Koken. Jetzt hofft die Schausteller-Familie erstmal auf das Weihnachtsmarkt-Geschäft. In Hückelhoven und Rostock wollen sie ihre gebrannten Mandeln, Zuckerwatte, Lebkuchen-Herzen und kandierten Früchte im der Adventszeit verkaufen, wenn ihnen das Virus keinen Strich durch die Rechnung macht.

Mit einem Blumenstrauß überraschte Frank Koken das Mönchengladbacher Schausteller-Ehepaar Marie-Therese und Walter Kaminski. Seit vier Jahrzehnten lassen die Luftballon-Verkäufer aus der Vitus­stadt keine Pfingst- oder Herbstkirmes in Hückelhoven aus.

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