Bericht des Jugendamtes Hilden Heimerziehung kostet bis zu 300.000 Euro für ein Kind

Hilden · Das Jugendamt der Stadt Hilden betreut derzeit 18 Fälle mit einem jeweils monatlichen Finanzaufwand zwischen 7000 und 25.000 Euro. Trend: Die zu betreuenden Kinder werden jünger und bleiben länger in den Einrichtungen.

 Kinder in einem Kinderheim beim Spielen in den 1960er Jahren. Die Unterbringung in einem Heim ist für das Jugendamt immer die letzte Option.

Kinder in einem Kinderheim beim Spielen in den 1960er Jahren. Die Unterbringung in einem Heim ist für das Jugendamt immer die letzte Option.

Foto: Alfred Noell

Die Kosten im Bereich der Heimerziehung steigen nach einem kurzen Einbruch im Jahr 2018 wieder an, berichtet das Jugendamt Hilden. Die unterzubringenden Kinder und Jugendlichen hätten erheblich belastete Biografien und oft komplex gelagerte Auffälligkeiten. Solche Kinder könnten vermehrt nicht in einer „klassischen“ stationären Jugendhilfeeinrichtung betreut werden. Sie benötigen vielmehr zusätzliche pädagogische und therapeutische Hilfen. Diese notwendigen Zusatzleistungen reichen bis hin zu einem Wachdienst rund um die Uhr, sieben Tage die Woche zum Schutze des Kindes/des Jugendlichen vor sich selbst und seinem Umfeld.

Ferner verlange die „massiv herausfordernde Charakterstruktur“ einzelner Kinder/Jugendlicher den Einsatz eines zusätzlichen pädagogischen Mitarbeiters in der Einrichtung, der sich nur um das jeweilige Kind kümmere. Nur durch eine solche 1:1 Betreuung lasse sich eine Beziehung und Bindung zum Kind aufbauen und damit der Abbruch der Maßnahme am besten verhindern.

Aktuell habe das Jugendamt Hilden einen solchen aufwändigen Fall, der Kosten von durchschnittlich 25.000 Euro im Monat verursacht: „Auf ein Jahr hochgerechnet sprechen wir hier für ein Kind von 300.000 Euro Aufwand.“ 17 Fälle hätten einen monatlichen Aufwand zwischen 7000 und 12.000 Euro. Der Anteil von Fällen innerhalb einer Heimerziehung, die eine Intensivpädagogische Maßnahme benötigten, habe 2015, gemessen an der Gesamtfallzahl, bei 4,17 Prozent gelegen. 2020 waren es 16 Prozent. Das kommt einer Vervierfachung innerhalb von fünf Jahren gleich.

Das durchschnittliche Alter eines Kindes oder Jugendlichen in einer Heimeinrichtung lag zum Stichtag 31.12.2020 bei 13,5 Jahre. Das durchschnittliche Alter eines Kindes zu Beginn der Unterbringung in einer Wohngruppe betrage neun Jahre.

Im Jahr 2020 befand sich ein Kind/ein Jugendlicher durchschnittlich seit 34 Monaten in einer stationären Jugendhilfeeinrichtung. Die durchschnittliche Verweildauer im Jahr 2018 betrug laut Monitor Hilfen zu Erziehung 19 Monate. Das zeigt: Es müssen nicht nur mehr Kinder und Jugendliche als pädagogische Ultima ratio in Heimen untergebracht werden, sie bleiben dort auch deutlich länger. 2020 musste das Jugendamt Hilden 24 weitere Minderjährige in Heimen unterbringen. In elf Fällen davon musste den Eltern das Sorgerecht entzogen und auf einem Vormund/Ergänzungspfleger übertragen werden.

Von den insgesamt 24 Heim-Unterbringungen in 2020 konnten noch im selben Jahr vier Maßnahmen beendet werden. Ein Kind ist in eine Pflegestelle gewechselt, die übrigen sind zu ihren Familien zurückgekehrt.

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