Vor 100 Jahren in Hilden Hitzige Diskussion um die Jahrmärkte

Hilden · Zwei Jahrmärkte gibt es 1921 in Hilden: Die Kirmes im Sommer und die Kirmes im Herbst. Doch die Stadtverwaltung möchte beide aufgeben. Das sorgt damals für Ärger.

 Dieses Bild stammt zwar nicht von 1921, sondern aus dem Jahr 1938 – es nimmt aber schon die Entscheidung des Stadtrates 17 Jahre zuvor vorweg.

Dieses Bild stammt zwar nicht von 1921, sondern aus dem Jahr 1938 – es nimmt aber schon die Entscheidung des Stadtrates 17 Jahre zuvor vorweg.

Foto: Stadtarchiv Hilden

Mit einem Antrag im Stadtrat versucht die Verwaltung vor 100 Jahren, die Jahrmärkte in Hilden abzuschaffen. Die Hildener Zeitung berichtet vor genau einem Jahrhundert außerdem noch über die Kirchenwahlen der evangelischen Gemeinde und die geplante Ziegenschau am 7. Juli.

Hauptthema aber ist die Diskussion im Rat über die Jahrmärkte. Bisher fand im Sommer und im Herbst je eine Kirmes statt. Doch diese sollen jetzt gestrichen werden: „Die Verhältnisse, die zur Abhaltung der Kirmes vor langen Jahren deren Einführung berechtigten, beständen heute nicht mehr. Durch die Entwicklung der Stadt sei es der Bevölkerung möglich, in den Geschäften Waren besserer Qualität zu kaufen, als sie auf dem Jahrmarkt feilgeboten würden, es handele sich auch nur um geringwerttiges Spielzeug, andere Waren würden selten angeboten. Die Kirmessen seien zu einer Lustbarkeitsfeier ausgeartet, deren Aufhebung auch den ansässigen Geschäftsleuten und Arbeitern in deren eigenen Interesse liege.“ Die Geschäfte würden durch die Krambuden nur geschädigt. Außerdem sei der Marktplatz zu klein.

Der Wirteverein hat ein Protestschreiben an den Rat gerichtet, in dem er sich gegen den Antrag der Verwaltung ausspricht. Auch viele Stadtverordnete melden sich zu Wort und verteidigen die Jahrmärkte. Es sei Aufgabe der Stadt, einen geeigneten Platz zu finden, damit das Karussell nicht „vor die Kirchentür gesetzt werden“ müsse.

Die Kirmes bringe zwar Verkehr nach Hilden, damit aber auch Menschen, Kunden und am Ende Geld. „Wenn aber Hilden keine Kirmes mehr habe, so zöge Jung und Alt nach Ohligs, Haan usw., wenn nicht die Kirmessen in ganz Preußen aufgehoben würden.“ Der Stadtverordnete Büren erinnert an viele Versuche, die Kirmes in Hilden abzuschaffen, zuletzt noch kurz vor dem Krieg. Sie alle „hätten aber stets ein erstklassiges Begräbnis bekommen, was er auch diesem Antrag wünsche“.

Nach hitziger Diskussion zwischen Stadtverordneten und Verwaltung kommt es zur Abstimmung, für die sich „kein Stadtverordneter erhob“. Antrag abgelehnt. Die Jahrmärkte bleiben. tobi

(tobi)
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