Raser-Sperre in Kapellen Anwohner-Protest im Bauausschuss

Grevenbroich · An der Ecke Dinkelstraße/Am Gehöft schützen seit einem Jahr Poller die Kinder vor zu schnellen Autofahrern. Die Sperren sollten ausprobiert werden. Nun muss der Bauausschuss entscheiden: Bleiben die Poller oder sollen sie weg? Diese Entscheidung wurde auf September verschoben.

 Maske vor dem Mund, Protestplakat in der Hand: So besuchten Anwohnerfamilien aus Kapellen am Donnerstag den Bauausschuss.

Maske vor dem Mund, Protestplakat in der Hand: So besuchten Anwohnerfamilien aus Kapellen am Donnerstag den Bauausschuss.

Foto: Dirk Neubauer

Aus dem Blickwinkel eines Sechsjährigen, der am Donnerstagabend zum ersten Mal im Bauauschuss war, sieht Grevenbroicher Kommunalpolitik düster aus: Bürger scheinen dabei eher zu stören, sind als Zuhörer in Ausschüssen nicht willkommen, sondern werden streng gemaßregelt. 20 Frauen, Männer und Kinder aus Kapellen waren gekommen, Anwohner der Straße „Am Gehöft“. Ihr Anliegen: Die vor einem Jahr testweise errichteten Poller in Höhe des Abzweigs Dinkelstraße sollen bleiben – zum Schutz der Kinder vor Rasern.

Der Ausschussvorsitzende Jürgen Linges, SPD, ermahnte gleich zur Begrüßung die Gäste, sie dürften keine Protestplakate in den Händen halten. Sie dürften nichts sagen. Und dürften auch nicht dazwischenreden. Alles korrekt – so steht es in der Geschäftsordnung des Grevenbroicher Rates. Begrüßt und freundlich aufgenommen fühlten sich die derart angesprochenen Bürger jedoch nicht. Sie wählen übrigens im September den neuen Stadtrat.

In der Sache wurden die Poller auf Wunsch von CDU und FDP von der Tagesordnung genommen. Der Liberale Peter Cremerius appellierte an die Verwaltung, noch einmal Alternativen zu suchen. Dazu ist der technische Beigeordnete Florian Herpel nicht bereit. Stattdessen warte er auf Vorschläge der Politik, die die Verwaltung dann ausarbeite.

Inhaltlich zog sich die Verwaltung auf eine Anwohnerbefragung zurück. 625 Bürger in dem ersten Bauabschnitt Kapellen seien angeschrieben worden. 418 meldeten sich zurück. 288 stimmten für eine Aufhebung der Sperre. 129 wollen sie behalten. Christdemokrat Mirko Gössing kritisierte unter dem Punkt „Anfragen“ die Art der Umfrage und das Vorgehen der Verwaltung. Dezernent Herpel verwies darauf, er habe die Fraktionen von beidem in Kenntnis gesetzt. Niemand habe reagiert. Und weil man den eigentlich abgesetzten Tagesordnungspunkt gerade sowieso besprach, wurde deutlich, dass die SPD gemeinsam mit Herpel der Auffassung ist, dass die Anwohner Am Gehöft ihr Grundstück in dem Gebiet ohne Poller dort gekauft häten. Diesen Zustand solle man wiederherstellen. CDU und FDP wollen Alternativen zumindest noch einmal prüfen – halbe Baumscheiben etwa, die die Straße verengen und Schnellfahrer bremsen könnten. Im Rahmen der nächsten Bauausschusssitzung am 3. September (18 Uhr, Bernadussaal) soll entschieden werden.

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