Grevenbroich Grüne: Museum abgeben

Grevenbroich · Vier Wochen vor der Eröffnung des neuen Museums sorgen die Grünen für Wirbel im Rathaus. Die Öko-Partei fordert: Die Villa Erckens soll aus Kostengründen an den Kreis übergeben werden. Die Bürgermeisterin ist entsetzt.

 Am 4. März wird die Stadt die Villa Erckens wiedereröffnen. Die Grünen fordern: Der Rhein-Kreis soll das neue Museum übernehmen.

Am 4. März wird die Stadt die Villa Erckens wiedereröffnen. Die Grünen fordern: Der Rhein-Kreis soll das neue Museum übernehmen.

Foto: M. Reuter

Nach den Etat-Klausuren der Ratsfraktionen hat Ursula Kwasny in den vergangenen Tagen schon manchen Spar-Vorschlag auf den Tisch bekommen. Beim Lesen des Antrags, der gestern in ihrem Büro einging, verschlug es der Verwaltungschefin jedoch beinahe die Sprache: "Das kann doch nicht deren Ernst sein", kommentierte Kwasny einen Brief der Grünen.

Worum es geht: Die Öko-Partei fordert die Bürgermeisterin auf, in Verhandlungen mit dem Landrat zu treten. Deren Ziel sollte die Übergabe der Villa Erckens an den Rhein-Kreis sein. "Die Haushaltslage der Stadt erlaubt es nicht, weiterhin freiwillige Leistungen aufzubauen – dies geschieht aber mit der Erweiterung und Fortführung des Museums", argumentiert Dirk Gawlinski, Fraktionschef der Grünen. Da das neue Niederrhein-Konzept der Villa Erckens nicht auf die Stadt, sondern auf die Region abziele, sei eine Übertragung an den Kreis denkbar.

Ursula Kwasny reagiert empört: "Vier Wochen vor der Eröffnung einen solchen Antrag zu stellen – das ist ein Unding." Die Bürgermeisterin rät den Ratsfraktionen, dieses Thema im Finanzausschuss am 9. Februar erst gar nicht zu diskutieren: "Wenn wir das Projekt kurz vor dem Start kaputtreden, glauben Landschaftsverband und Förderer, dass wir nicht alle Tassen im Schrank haben", so Kwasny.

Michael Heesch sieht das ähnlich: "Dieser Antrag ist ein Schlag ins Gesicht meiner Mitarbeiter, die mit Engagement das neue Museum aufbauen. Ein solcher Brief demotiviert nur", meint der Kulturdezernent. Er erinnert daran, dass sich der Rat vor Jahren einmütig für eine Neuausrichtung des Museums unter städtischer Regie entschieden habe: "Warum das nun zerredet werden soll, ist mir schleierhaft."

Eine Übergabe des Museums an den Kreis kommt für Heesch demnach auch nicht infrage: "Die Grevenbroicher identifizieren sich mit diesem Haus, was die Zahl von 30 000 Besuchern pro Jahr belegt. Das ist für uns Ansporn, dort weiter Kultur anzubieten." Außerdem schließt der Dezernent auch aus einem anderen Grund eine Übertragung des Museums aus: "Die Erckens-Stiftung hat seinerzeit die Villa und den Park an die Stadt übergeben. Beides soll dauerhaft erhalten werden – das ist für mich eine moralische Verpflichtung."

Ist der Landrat überhaupt interessiert an einer Übernahme des Museums? "Schön, dass der Kreis im Rahmen der interkommunalen Zusammenarbeit stärker wahrgenommen wird", sagt Hans-Jürgen Petrauschke. In diesem speziellen Fall sei er jedoch nicht interessiert: "Grevenbroich hat sich für das Museum entschieden, die Stadt soll es auch betreiben – trotz aller finanzieller Schwierigkeiten."

(NGZ)
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