Ausstellung in Grevenbroich „Hilfe holen, nicht alleine bleiben“

Grevenbroich · Es ist eine ganz besondere Ausstellung, die jetzt in der Galerie Dielämmer eröffnet wurde: Sie heißt „Reden ist Gold“ und ist keine Kunstausstellung. Vielmehr geht es um sexuelle Übergriffe und Gewalt gegenüber Frauen.

 Die Organisatorinnen der Ausstellung „Reden ist Gold“, die noch bis zum 6. Februar in der Galerie Judith Dielämmer zu sehen ist.

Die Organisatorinnen der Ausstellung „Reden ist Gold“, die noch bis zum 6. Februar in der Galerie Judith Dielämmer zu sehen ist.

Foto: Dieter Staniek/Stan

Janne Gronen – sie ist Dielämmer-Künstlerin – und Ursula Habrich arbeiten in der Frauenberatungsstelle im Rhein-Kreis Neuss. Sie möchten Frauen, denen Gewalt angetan wurde, ermuntern, darüber zu sprechen und Schuldgefühle abzulegen.

Auf grauen Fahnen steht in weißer Schrift, was Frauen mit Gewalterfahrungen wissen müssen. Viele Sätze, die dort stehen, haben Janne Gronen und Ursula Habrich mehr als einmal gehört. Sie machen betroffen. Ein Beispiel in Zusammenhang mit der Verabreichung von K.O-Tropfen: „Wie komme ich hier in dieses Bett? Wo ist mein Slip? Wie peinlich! Ich ekle mich vor mir selbst.“ Sexuelle Übergriffe finden eher nicht in dunklen Parks statt, sondern in den eigenen vier Wänden: „Ich werde nachts wach und er liegt auf mir“, steht da auf einer Fahne. Oder: „Ich trau“ mich kaum noch unter die Dusche, wenn er da ist.“ Er, das ist der Ehemann oder Lebenspartner oder ein Freund.

Besucher der Ausstellung erfahren unter anderem, dass Vergewaltigung in der Ehe in Deutschland erst seit 1997 ein Straftatbestand ist. Und dass sexuelle Übergriffe und Gewalt, unabhängig vom Ausmaß, für die Betroffenen äußerst demütigend und entwürdigend sind. Gefühle des Vertrauens in sich selbst oder in andere werden zerstört. „500 bis 600 Frauen im Rhein-Kreis Neuss werden jedes Jahr Opfer von Gewalt, ein Drittel davon sind Ausländerinnen“, sagt Janne Gronen.

Sie hat dafür gesorgt, dass das Ganze schon ein wenig wie eine Kunstausstellung rüberkommt: Da ist ein Berg von nobel wirkenden Einkaufstaschen in einem Raum als Zeichen möglicher „Wiedergutmachungsversuche“. In einem Raum sorgt eine kleine Bar für eine Atmosphäre, in der gerne K.O.-Tropfen verabreicht werden. Ein Koffer hat ebenfalls eine – leicht zu interpretierende – Symbolkraft: Er steht für Frauen, die die Nase voll haben und ausziehen. Es geht in der Ausstellung unter anderem um Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, um Gewalt im digitalen Raum, um subtile Mechanismen von Gewalt, die es zu durchschauen gilt und um Scham- und Schuldgefühle. Die zentrale Botschaft lautet: „Hilfe holen, nicht allein bleiben.“ Eine wichtige Information: Im Neusser Lukaskrankenhaus werden nach einer Vergewaltigung anonyme Spurensicherungen angeboten.

Die Ausstellung Am Markt 16 in Grevenbroich ist noch bis zum 6. Februar zu folgenden Zeiten geöffnet: freitags und samstags von 12 bis 16 Uhr sowie sonntags von 14 bis 16 Uhr. In digitaler Form ist die Wanderausstellung unter www.reden-ist-gold.com zu sehen.

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