Kultur in Grevenbroich Gartenschau-Motto beschäftigt fast 80 Künstler

Grevenbroich · „Die Erde heilen“ war das Motto der Gartenschau 1995. Der Kunstverein hat Künstler aus der Region dazu aufgerufen, dieses Thema mit ihren eigenen Mitteln umzusetzen. Nicht ohne Erfolg.

Grevenbroich: Gartenschau-Motto beschäftigt fast 80 Künstler
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Gartenschau-Motto beschäftigt fast 80 Künstler

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Foto: Wiljo Piel/wilp

So viele Künstler hat das Museum wohl noch nie gleichzeitig unter einem Dach vereint: Exakt sind es 77, die ab Sonntag jeweils eines ihrer Werke in der Villa Erckens ausstellen werden. Was alle Arbeiten gemeinsam haben: Sie stehen unter dem Motto „Die Erde heilen“ – das vielen Grevenbroichern bekannt vorkommen dürfte. Es war das Leitmotiv der Landesgartenschau, die 1995 ein Millionenpublikum in die Stadt lockte. 

Zum 25. Jahrestag des Großereignisses, der 2020 gefeiert werden sollte, hatte sich der Kunstverein diese Ausstellung ausgedacht und Künstler aus der Region gebeten, eine Arbeit zum damaligen und immer noch aktuellen Gartenschau-Motto einzureichen. „Die Resonanz war überwältigend“, sagt Vorsitzender Hans-Joachim Onkelbach. „77 Kunstschaffende waren sofort dabei.“ Der Wermutstropfen: Alle geplanten Jubiläumsfeierlichkeiten fielen der Corona-Pandemie zum Opfer – und damit auch die geplante Ausstellung.

„Wir haben uns aber dazu entschlossen, sie in diesem Jahr nachzuholen“, schildert Onkelbach. Sämtliche Künstler wurden daher noch einmal gebeten, ihre vor zwei Jahren gefertigten Arbeiten dem Kunstverein zur Verfügung zu stellen – mit Erfolg. „Alle Beteiligten waren mit Begeisterung dabei.“ Zwei Künstler hatten zwar zwischenzeitlich ihre Bilder verkauft, sorgten aber kurzfristig für Ersatz.

Fast 80 Malereien, Fotografien und Objekte – das stellte die Ausstellungsmacher vor Herausforderungen. „Die unterschiedlichen Formate machten die Hängung an den Museumswänden nicht gerade einfach“, berichtet Vorstandsmitglied Berthold Hengstermann. Am Mittwochnachmittag war‘s aber geschafft, sämtliche Werke waren auf drei Räume der Villa verteilt worden.

„Ich bin überrascht, mit welcher Vielfalt das ehemalige Gartenschau-Thema hier aufgegriffen wurde“, sagt Michael Kortländer, der zu den Machern der bekannten Düsseldorfer Ausstellung „Die Große“ zählt und am Sonntag die Eröffnungsrede halten wird. Die Künstler hätten sich auf die unterschiedlichste Weise dem Motto genähert, feierten einerseits die Erde als lebenswerten Ort, scheuten andererseits aber nicht davor zurück, auch drastische, zerstörerische Motive zu zeigen. „Schrecklich schön“, meint Kortländer. Die Besucher werden ein Wechselbad der Gefühle erleben.

Und auf so manche ungewöhnliche Arbeit treffen: Etwa auf einen großen Globus, den Gabriela Drees-Holz aus ausgedienten Kaffee-Kapseln geformt hat – oder auf den Besen, der, auf Leinwand getackert, einen Haufen Wohlstandsmüll wegkehrt, den Christa Mülhens-Seidl in Grevenbroich aufgesammelt hat. Sehenswert auch die Objekte, die von der Goldschmiedin Nicola Hupperich ausgestellt werden: Unter einer Glashaube zeigt sie unter anderem mehrere von Autoreifen plattgefahrene Erdkröten, die sich auf einer Art Sprungfedern bewegen. Franz-Anton Lenze, Architekt und Künstler aus Wevelinghoven, hält den Besuchern sogar buchstäblich einen Spiegel vor: Sein folierter Schriftzug, in dem sich jeder selbst erkennen kann, mahnt: „Die Erde heilen – mit dir“. Als Untergrund hat er einen Text aus dem Pariser Klimaabkommen in Braille-Schrift gewählt.

„Ich bin sicher, dass diese Ausstellung auf großes Interesse treffen wird“, sagt Hans-Joachim Onkelbach. „Sie ist vielfältig, rüttelt auf, regt zum Nachdenken an – und sie zeigt, dass das ehemalige Gartenschau-Motto bis heute nichts an Aktualität verloren hat.“ Ab kommenden Sonntag kann sich jeder selbst ein Bild von den Arbeiten der heimischen Künstler machen. Die Vernissage ist um 12 Uhr, für musikalische Begleitung werden die „Jazz Brothers“ sorgen.

Seine Ausstellung, die bis zum 31. Juli zu sehen ist, hat der Kunstverein über den Oberbegriff „Sicht-Achse Kunst“ gestellt. Er setzt damit die bereits im vergangenen Jahr gestartete Aktion „Licht-Achse Kunst“ fort, die ebenfalls verspätet im Rahmen des Landesgartenschau-Jubiläums lief. Die Mitglieder hatten den Meerbuscher Lichtdesigner Bernd Spiecker mit dem Bau von drei leuchtenden Bänken beauftragt, die im Stadtpark aufgestellt wurden. Die ungewöhnlichen Sitzgelegenheiten, die in allen Farben erstrahlen können, haben sich seitdem zu einem beliebten Fotomotiv entwickelt.

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