Analyse Bürgermeisterin lässt den CDU-Parteichef fallen

Grevenbroich · Ausgerechnet Ursula Kwasny! Von der Bürgermeisterin war zu erwarten, dass sie Benedikt Jerusalem bei seiner erneuten Kandidatur um das Amt des Parteichefs unterstützen würde. Schließlich war er ihr "Wahlkampf-Manager" und hat sich eingesetzt, damit sie das Rennen als Siegerin verließ.

Kwasny ließ Jerusalem jedoch wie eine heiße Kartoffel fallen. Sie schenkte Norbert Gand ihre Sympathie, der die Wahl für sich entscheiden konnte — deutlich. Warum Kwasny kontra Jerusalem agierte, bleibt das Geheimnis der Verwaltungschefin. Vielleicht weil Jersusalem Ambitionen hatte, in drei Jahren für das Bürgermeisteramt zu kandidieren, das Kwasny am liebsten behalten würde? Das wird ihm in CDU-Kreisen zumindest nachgesagt. Er selbst schweigt dazu.

Warum der Wevelinghovener von den Mitgliedern mit einem Verhältnis von 64 zu 130 Stimmen geradezu abgewählt wurde, bietet Raum für Spekulationen. Vermutlich sind die Gründe in der Person des ehemaligen Parteichefs zu finden. Benedikt Jerusalem, der zuvor Politik für die Düsseldorfer CDU machte und dem der Stallgeruch in Grevenbroich fehlte, ist in den vergangenen beiden Jahren möglicherweise etwas zu selbstbewusst aufgetreten. Vor allem innerhalb der Fraktion, aus deren Reihen letztlich der Gegenkandidat Norbert Gand aufgestellt wurde. Jerusalem habe die Richtung der Ratsmitglieder oftmals kritisiert, heißt es, etwa was die Absprachen mit der SPD-Fraktion betreffe.

Kritik — das ist so eine Sache in der Grevenbroicher CDU. Nach den Querelen der vergangenen Jahre ist Harmonie angesagt, man will — wie es die Bürgermeisterin formuliert — "zu neuen und glücklichen Ufern" rudern, und wieder Einigkeit nach außen hin demonstrieren. Klar, da stören Männer wie Jerusalem — die müssen dann weg. Dafür werden dann auch schon einmal die "Buschtrommeln", um so viele Mitglieder wie bei kaum einer anderen Sitzung zuvor zu rekrutieren.

Inhaltlich sind der neue und der alte Parteichef nicht weit entfernt. Sowohl Benedikt Jerusalem als auch Norbert Gand wollen den Dreiklang von Fraktion, Partei und Bürgermeisterin, beide wollen eine Stärkung der Ortsverbände. Jetzt muss der neue Vorsitzende beweisen, dass er das besser hinbekommt als sein Vorgänger. Und es wird sich zeigen, ob er auch Ursula Kwasny seine Sympathie schenken wird, wenn es um den nächsten CDU-Bürgermeisterkandidaten geht.

(NGZ)
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