Bahnhofstraße in Goch Moderne Arztpraxis im Vaegs-Neubau

Goch · 2017 war das Haus der Familie Vaegs an der Bahnhofstraße abgebrannt, nun endlich ist der Neubau an gleicher Stelle so gut wie fertig. Die Mieter sind eingezogen. Rodica Prodan praktiziert als Hausärztin seit Juli im Erdgeschoss.

 Heike Weißenborn, Willi Vaegs‘ Tochter, versteht sich als Vermieterin gut mit der Ärztin Rodica Prodan und dem Praxis-Team.

Heike Weißenborn, Willi Vaegs‘ Tochter, versteht sich als Vermieterin gut mit der Ärztin Rodica Prodan und dem Praxis-Team.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Es war ein Drama damals im September 2017, als das Elternhaus des Gocher Ehrenbürgers und Ex-Bürgermeisters Willi Vaegs abbrannte. Von der früheren Schmiede und dem Wohnhaus davor war kaum etwas übrig geblieben, die Reste wurden Ende des Jahres 2018 abgerissen. Will Vaegs, mit der Gocher Historie eng verbunden, war untröstlich. Und in den Jahren danach oftmals ziemlich sauer, denn es dauerte lange, bis alle Fragen mit der Versicherung geklärt waren und neu gebaut werden konnte. Für Tochter Heike und Schwiegersohn Jörg Weißenborn als Bauherren plante Architekt Klaus Völling ein Mehrfamilienhaus für acht Parteien und Praxis. Der linke Gebäudeteil hat einen anderen Eigentümer: Dorthin wird in einigen Monaten die Zahnarztpraxis Schwiebbe/Auster umsiedeln. Das Dentallabor des Ehepaars Weißenborn wiederum, bisher am Gocher Berg zuhause, wird in Zukunft ebenfalls an der Bahnhofstraße liegen. Und der letzte Schmied der Familie hat inzwischen mit Ehefrau Gisela seine seniorengerechte Wohnung mit Aufzug bezogen. So hat er’s gewollt: zurück zum Familienstammsitz in der Innenstadt.

Sehr zufrieden ist auch Ärztin Rodica Prodan. Vor zwei Jahren hatte sie die Hausarztpraxis des Ehepaars Partenheimer übernommen. Doch die in die Jahre gekommenen Räumlichkeiten, auf zwei Etagen verteilt, gefielen ihr auf die Dauer nicht. Dr. Prodan wollte ihren persönlichen Geschmack in die eigene Praxis einbringen. „Die Abstimmung mit Frau Weißenborn funktionierte wunderbar, ein Jahr lang haben wir zusammen geplant, so dass jetzt alles so ist, wie ich es mir vorgestellt habe“, sagt die 40-Jährige. Ihr Praxisteam, bestehend aus Monika Lohschelder, Mareike Losch und Annette van Genabith hält nicht nur ihr die Treue, sondern war auch bei den Vorgängern schon viele Jahre im Einsatz. „Wir verstehen uns sehr gut, sind fast wie eine Familie. Das ist wichtig“, findet die Ärztin. Zumal sie alleinerziehend ist und mehrmals in der Woche nachmittags ihre kleine Tochter mit in die Praxis bringt. Da schauen die Angestellten dann auch schon mal nach.

Rodica Prodan versteht den Job einer Hausärztin ganz klassisch: immer ansprechbar sein, die Familien kennen, auch mal einen Hausbesuch machen. Sie kennt die Themen, die auch andere junge Mütter und Väter betreffen: viel arbeiten und dennoch genug Zeit für die Kinder haben, dem Nachwuchs ein schönes Zuhause mit Garten bieten, Freundschaften pflegen. „Derzeit schaffe ich das alles noch, aber weil Hausärzte fehlen, möchte ich zum kommenden Jahr einen weiteren Arzt einstellen.“ Zumal sie auch kleine Patienten der schwer erkrankten Gocher Kinderärztin Dorothee Graf-Fröbrich übernommen hat. Erst einmal wäre in der Praxis an der Bahnhofstraße auch genug Platz für zwei Ärzte, da es mehrere Behandlungsräume gibt. Auf Sicht wäre es auch möglich, die Praxis nach nebenan zu erweitern. „Wenn wir das Dentallabor irgendwann aus Altersgründen aufgeben, wäre das eine Option“, sagt Heike Weißenborn. Ihre Mieterin weiß, dass die Versorgung mit Ärzten in den kommenden zehn Jahren nach allen Berechnungen noch viel schwieriger werden wird. Da sei es gut, wenn man jungen Kollegen, die Interesse an einer Anstellung haben, zeitgemäße Räume und Ausstattung bieten könne.

 Willi Vaegs wohnt nun im Nachfolgergebäude seines Elternhauses an der Bahnhofstraße.

Willi Vaegs wohnt nun im Nachfolgergebäude seines Elternhauses an der Bahnhofstraße.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Erst einmal hat Rodica Prodan aber Platz genug. Schon der Eingangsbereich mit dem Empfang ist sehr großzügig angelegt, alles ist hell mit viel Tageslicht, eine Klimaanlage sorgt dafür, dass es dennoch nicht zu warm wird. „Die Patienten sind häufig ohnehin nervös, da sollen ihnen freundliche Räume helfen, sich zu entspannen“, sagt die Medizinerin. Eine Innenarchitektin des Büros Lindemann aus Kevelaer unterstützte sie dabei. Neben viel Weiß ist ihre Lieblingsfarbe „Limette“, ein frisches Gelb-Grün, omnipräsent. In Möbeln, Kitteln, Vasen, Deko, sogar im Kleid der Ärztin kehrt es wieder.

Die heute 40-Jährige wuchs in Rumänien auf und studierte dort, während ihrer Facharztausbildung kam sie nach Deutschland. Nach Jahren in einem großen Krankenhaus in Mönchengladbach arbeitete sie in der LVR-Klinik Bedburg-Hau in der Neurologie. Wegen ihres kleinen Kindes brach sie die Weiterbildung im Krankenhaus ab und orientierte sich um. Das Ehepaar Partenheimer überließ der jungen Kollegin gerne die gut eingeführte Praxis mit vielen Patienten, jetzt schwimmt sich Rodica Prodan an der neuen Wirkungsstätte komplett frei.

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