Historische Feldtage in Hommersum Die Landwirtschaft anno dazumal

goch-hommersum · So arbeiteten die Landwirte früher: Treckerfreunde Hommersum-Kessel laden seit 2008 regelmäßig Interessierte zu den historischen Feldtagen ein.

 Ein großes Erlebnis für  jung und alt bei den historischen Feldtagen war auch das Sonnenblumenfeld.

Ein großes Erlebnis für  jung und alt bei den historischen Feldtagen war auch das Sonnenblumenfeld.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

  Über das heiße Wetter während der letzten Tage stöhnen viele Arbeitnehmer und fordern Klimaanlagen. Vor etlichen Jahrzehnten dagegen war der Großteil der arbeitenden Bevölkerung froh, wenn es mehrere Tage trocken und sehr warm war; denn sie waren oftmals in der Landwirtschaft beschäftigt und zudem war die zur Sommerzeit anfallende Heuernte eine wetterabhängige und zeitraubende Tätigkeit, da das Grasschneiden, das Wenden, das Zusammenharken und das Zwischenlagern auf Böcken ausschließlich Handarbeit war, wofür eben eine längere trockene Periode Voraussetzung war. Außerdem gehörte die Heuernte zu den Grundlagen der Landwirtschaft, da das Heu nicht nur Viehfutter war, sondern auch für die Einstreu benötigt wurde.

Das alles erfuhren die vielen Besucher, die trotz der Hitze erschienen waren, am vergangenen Wochenende bei den Feldtagen am Hof Lintzen in Hommersum. Zeitgleich konnten sie live viele der eingangs beschriebenen Arbeiten beobachten. Die Treckerfreunde Hommersum-Kessel, die diese historischen Feldtage bereits im Jahr 2008 ins Leben gerufen hatten, haben sich zur Aufgabe gemacht, möglichst vielen Menschen zu zeigen, wie landwirtschaftliche Arbeiten in früheren Zeiten vonstatten gingen.

Dazu haben sie eine große Anzahl von Oldtimer-Maschinen so restauriert, dass diese wieder ihrer früheren Tätigkeit nachgehen können, was sie an den Feldtagen auch diesmal wieder eindrucksvoll bewiesen. Doch nicht nur Maschinen, sondern auch starke Arme bekamen die Gäste zu sehen. Ob bei der Heuernte, dem Ziehen der Rüben und der Möhren oder beim Getreidedreschen mit Dreschflegel: der Schweiß floss in Strömen. Jetzt war alles nur Show, früher war es lange Zeit Tag für Tag die raue Wirklichkeit, wie der Moderator Klaus van Agris den Zuschauern fachkundig erläuterte: „Während in Betrieben mittlerer Größe 30 Wochen (!) im Jahr mit den Dreschflegeln gedroschen wurde, wurde das gleiche Ergebnis mit einem Dreschkasten in ein bis zwei Wochen erledigt.“ Bei solch einer Aussage konnte man gut nachempfinden, wie die Entwicklung von Maschinen den Arbeitsalltag der Knechte und Mägde wesentlich erträglicher machte.

Die Grenze zwischen Zuschauern und Aktiven wurde bei der Kartoffelernte aufgeweicht: nachdem ein „Kartoffelgraber“, der von einem Oldtimer-Trecker gezogen wurde, die Erdäpfel aus der Erde geschaufelt hatte, waren die Besucher an der Reihe. Sie konnten wie in früheren Zeiten die Erdknollen entweder in die „Bänn“ (=Korb) oder in eine Verkaufstüte sammeln und anschließend natürlich auch käuflich erwerben. Insbesondere die Kinder hatten beim „Pippersraapen“ einen Heidenspaß. Eine Mutter kommentierte die Begeisterung ihres Sohnes so: „Er hat zum ersten Mal Kartoffeln auf einem Feld gesehen.“  Genau das ist es, was die Feldtage erreichen wollen: Unbekanntes oder Vergessenes hautnah erleben können und dadurch im Gedächtnis zu halten.

Der Weg des Getreides von der Ähre bis zum Mehl wurde anhand von ausgestellten Maschinen und dazu passenden Vorführungen plastisch dargestellt. Der Binder hatte die Garben gebunden, die der Dreschkasten drosch. Ein Reinigungsapparat befreite die Körner aus dem Dreschkasten von Verunreinigungen und die Getreidemühle produzierte Schrot oder Mehl. Jetzt wurde vielen der Zusammenhang zwischen der abstrakten Landwirtschaft und dem „normalen“ Leben klar. 

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