Rezitator Gedicht-Zeitreise im Haus Lawaczeck

NIEUKERK · Wer ihn noch nicht kennt – sein Aussehen und seine Stimme erinnern an eine poetische und musikalische Version des Kabarettisten Dieter Nuhr. Der deutsche Rezitator und studierte Musiker Oliver Steller stellte eines seiner ersten Bühnenprogramme aus dem Jahr 1995 vor.

 Oliver Steller bei der Matinee im Haus Lawazeck.

Oliver Steller bei der Matinee im Haus Lawazeck.

Foto: Kaspers

Mit „Von Goethe bis heute“ begeisterte er in der historischen Begegnungsstätte, dem Haus Lawaczeck in Nieukerk, sein Publikum. Die etwa 60 Besucher erwartete eine Zeitreise von 1180, dem Jahr des ersten deutschsprachigen Gedichts „Dû bist mîn, ich bin dîn“, das wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge von einer Nonne verfasst wurde, bis hin in die Gegenwart.

Die Matinee mit Steller am Sonntag stellte das Finale einer bunten Veranstaltungsreihe im Haus Lawaczeck für dieses Jahr dar. Bereits im Vorjahr war Steller dort mit seinem Programm „Kurt Tucholsky“ zu Gast. Die Top-Drei-Gedichte des Rezitators sind „Ein alter Tibetteppich“ von der deutsch-jüdischen Dichterin Else Lasker-Schüler, „Hälfte des Lebens“ von Friedrich Hölderlin und „Seelige Sehnsucht“ von Johann Wolfgang von Goethe. Auch verriet er sein persönliches Lieblingszitat aller Gedichte: „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“. Dies stammt aus dem Patmos, einer Hymne von Friedrich Hölderlin, und spendet in schlechten Zeiten Trost, so Steller. „Seit drei Wochen schlafe ich immer mit Oliver Steller ein“, erzählt Ingrid Büschkes. Nicht weil es einschläfernd ist, sondern weil seine Stimme und die gesprochenen Gedichte eine beruhigende Wirkung auf die Gastgeberin der Veranstaltung haben.

Wie für Stellers Auftritte üblich, dürfen bis zu drei Gäste live auf der Bühne eines ihrer Lieblingsgedichte vortragen. Nina Ziellenbach stellte das Gedicht „Die Schnupftabakdose“ von Joachim Ringelnatz vor. Sie wünsche sich zudem zu diesem deutschen Schriftsteller, Maler und Kabarettisten ein zukünftiges Bühnenprogramm Stellers’. Doch der Protagonist des Vormittags hat für sein nächstes Programm andere Pläne. Der auflagenstärkste deutsche Lyriker der Gegenwart, Robert Gernhardt, wird im Zentrum seiner zukünftigen Aufführungen stehen, so Steller.

Neben einigen Gesangseinlagen und kreativen, musikalischen Aufbereitungen von Gedichten im Rock’n‘Roll und Beatboxing wurden auch historische Hintergrunde zu einigen Autoren der Gedichte ergründet. Der Historische Verein für Geldern und Umgegend bedankte sich mit einem edlen Grappa vom Lieblingsitaliener der Gastgeberin für die tolle Darbietung beim charismatischen Rezitator.

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