Straelen Langemeyer lässt Amtsgeschäfte ruhen

Straelen · Straelens Bürgermeister wirft "maßgeblichen Volksvertretern" soziale Kälte und menschliche Ausgrenzung vor. Das steht in einer persönlichen Erklärung, die der Erste Beigeordnete im Rat verlas. Es gab Gegenreaktionen aus der Politik.

Fall Langemeyer: Das sagen die anderen Parteien
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Der Chefsessel in Straelens Rathaus bleibt vorerst leer. Bürgermeister Jörg Langemeyer erschien gestern Abend nicht zur Ratssitzung, sondern ließ den Ersten Beigeordneten Hans-Josef Linßen eine persönliche Erklärung verlesen. "Auf ausdrücklichen ärztlichen Rat hin und zum Schutze meiner Familie habe ich bis auf Weiteres die laufenden Amtsgeschäfte in die bewährten Hände meines allgemeinen Vertreters gelegt", teilte Langemeyer darin mit.

Er verwies darauf, seit seinem Amtsantritt am 21. Oktober 2009 und seiner Vereidigung im Rat das Amt nach bestem Wissen und Gewissen wahrgenommen zu haben. Immer auch in dem Bewusstsein, dass bei der Fülle der unterschiedlichen Aufgabenstellungen man es nicht jedem Recht machen könne. "Die unglaublichen Vorkommnisse im Hinblick auf meine Person in den vergangenen drei Wochen haben mich persönlich tief getroffen", so Langemeyer. "Niemals hätte ich es für möglich gehalten, dass von einigen maßgeblichen Volksvertretern aus Ihren Reihen eine derartige soziale Kälte und menschliche Ausgrenzung betrieben werden könnte." Sobald sein gesundheitlicher Zustand es zulasse, werde er wieder mit voller Schaffenskraft "zu Ihnen stoßen".

Betroffen reagierte nach einer Sitzungsunterbrechung CDU-Fraktionsvorsitzender Jens Röskens. Die Aufkündigung der Zusammenarbeit sei zwar ein harter Schritt gewesen. "Aber das heißt nicht, dass der Bürgermeister nicht mehr arbeiten kann." Anderthalb Jahre lang habe die CDU Langemeyer immer wieder auf die Probleme hingewiesen, "doch zu keinem der sachlichen Vorwürfe hat er jemals Stellung genommen". Die CDU sei auch nach dem Bruch normal mit dem Bürgermeister umgegangen, habe ihn nicht geschnitten. FDP-Fraktionsvorsitzender Dirk Steiner wehrte sich ebenfalls gegen den Vorwurf "sozialer Kälte".

Stefan Kemmerling (Grüne Opposition) äußerte sich konsterniert über Langemeyers Erklärung. "Es wirkt auf mich, als ob er kneift." Von gewählten Beamten müsse erwartet werden, dass sie ihre Arbeit tun. "Schon vor einem Jahr haben wir darauf hingewiesen, dass wir das Vertrauensverhältnis als gestört empfinden. Es gab keine Reaktion."

SPD-Fraktionschef Falko Schuster brandmarkte die Art und Weise der öffentlichen Kritik am Bürgermeister als stillos und unwürdig. Der CDU warf er vor, den Splittergruppierungen im Rat ein "Feuer frei" zugerufen zu haben, mit einer Internetkampagne als eine Folge davon. CDU und GO konterten. Die SPD habe immer wieder gegen die Verwaltungsspitze polemisiert, und jetzt seien sie ein Herz und eine Seele, sagte Kemmerling. "Aber wir haben nie die Person des Bürgermeisters angegriffen", entgegnete Schuster.

(RP/top)
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