Geldern Das Rathaus in Geldern soll rot werden
Geldern · Das Verwaltungsgebäude am Issumer Tor soll eine neue Fassade bekommen. Bis zu 3,5 Millionen Euro wird das kosten. Die alten Platten sind mit Asbestfasern durchsetzt. Außerdem geht durch schlechte Isolierung viel Energie verloren.
Zwei kalte Winter stehen den Mitarbeitern im Gelderner Rathaus noch bevor. Zwei Winter, in denen der Wind durch die Fensterrahmen pfeift und die Kälte durch die Wände kriecht. Die Fassade des Verwaltungsgebäudes ist über die Jahre marode geworden (die RP berichtete). Zu Zeiten, in denen jeder vom Energiesparen spricht, wird im Rathaus noch gegen schlechte Isolierung angeheizt.
Das soll, so wünscht es sich zumindest die Verwaltung, bald der Vergangenheit angehören. Sie hat eine energetische Sanierung des Rathauses vorgeschlagen, die Politik hat zur Beratung darüber eigens einen Ausschuss gegründet. Dem hat nun der Kölner Architekt Christian Stentzel seine Pläne zur Sanierung des Rathauses vorgestellt.
Die komplette Fassade der oberen beiden Stockwerke soll nach diesen Plänen abgerissen und wieder neu aufgebaut werden. Die derzeitigen grauen Platten sind mit Asbestfasern durchsetzt. Dieser Baustoff gilt als krebserregend, wenn er eingeatmet wird. "Zurzeit geht von den Platten keine Gefahr aus", sagt Architekt Christian Stentzel, "zumindest, solange sie nicht zerschnitten werden." Asbest wurde in geringen Spuren zudem im Kitt der Fensterrahmen gefunden.
Die neue Fassade könnte aus einer Mischung aus Aluminium- und Glaselementen bestehen, wobei das Glas eine farbige Beschichtung hätte. "Wir haben in unseren Entwürfen eine rötliche Färbung gewählt, weil diese sich gut in die Natur und Gebäude ringsherum einfügt", erklärt Stentzel. Theoretisch möglich wären aber auch noch andere Farbgebungen. Trotz der Glasfassade solle aber "das Grundbild" des Gebäudes erhalten bleiben.
Ebenso wie der ganze innere Kern des Gebäudes, bei der Sanierung geht es ausschließlich um die Fassade und die Dachfläche. Heißt, dass haustechnische Einrichtungen wie Heizung und Stromkabel nicht erneuert werden, und heißt auch, dass sich an den Büros, abgesehen von einer neuen Fensterfront, nichts ändern wird.
Saniert werden soll modular. Die Fläche wird also Stück für Stück saniert. Dadurch will der Architekt unter anderem die Vorgabe der Verwaltung so erfüllen, dass während der Sanierung der Betrieb im Rathaus weitergehen kann. Bis zu 50 Quadratmeter Fassade könnten durchaus pro Tag erneuert werden, erklärt Stentzel. "Für die gesamte Fassade rechnen wir mit einer Kernbauzeit von 12 bis 16 Wochen", sagt er.
Ganz ohne Störungen wird die Sanierung dennoch nicht ablaufen können. Dort, wo die neuen Fassadenmodule angebracht werden, müssen die Mitarbeiter für einige Tage ihre Büros verlassen. "Da werden Auslagerungen notwendig werden", formuliert es der Architekt. Und präsentiert eine ungewöhnliche Lösung: Der Ratssaal im Bürgerforum soll zum provisorischen Großraumbüro umfunktioniert werden. Mit Telefonanschlüssen und mobilen Stellwänden.
Rund 3,5 Millionen Euro brutto hat Stentzel für die Sanierung vom Erdgeschoss bis zum Dach kalkuliert — möglicherweise gibt es für die energetische Sanierung Zuschüsse aus Fördertöpfen. Rund 35 Prozent Energie können wohl eingespart werden. Wenn auch die Mitarbeiter helfen: "Die müssen noch sensibilisiert werden", sagt Stentzel.

