Handball Der Nachwuchs mit der Gelben Karte
Aldekerk · Daniel Görden und Alexander Bruchhausen haben sich zu Jugendschiedsrichtern im Handball ausbilden lassen.
Ein Pfiff. Kurze Zeit später sieht der Handballspieler auf dem Feld die Gelbe Karte. Gerade noch einmal gut gegangen. Es hätte auch die Rote sein können. Darüber haben Daniel Görden und Alexander Bruchhausen zu entscheiden. Die beiden 14-Jährigen haben sich zu Schiedsrichtern ausbilden lassen. Auch wenn sie für ihre Entscheidungen verständlicherweise nicht immer Applaus ernten, macht ihnen ihr neuer Job Spaß.
"Es war eine spontane Idee", sagt Daniel. Sie hatten von einem Freund gehört, dass das geht. Früher war das Mindestalter 16 Jahre. Den 14-Jährigen steht ein besonderes Programm zur Verfügung. Die Ausbildung der 14- bis 16-Jährigen zum Schiedsrichter wird vom Deutschen Handballbund unterstützt. Der Handballkreis Krefeld-Grenzland stellt 15 Plätze zur Verfügung. Voraussetzung ist, dass sich auch ein Betreuer für das Schiedsrichtergespann findet.
In ihrem Fall ist das Paul-Theo Stockhausen vom TV Aldekerk. Er hat eigentlich nur lobende Worte für die beiden Jungs. Sehr ehrgeizig seien die. Mussten sie auch sein. Denn um Schiedsrichter zu werden, müssen beide erst einmal für ihre Prüfung lernen. "Ich habe mir das Regelbuch durchgelesen", sagt Daniel. Aus einem Fragenkatalog von mehr als 300 Fragen mussten die angehenden Schiedsrichter einige beantworten. "Ähnlich wie bei der Führerscheinprüfung", sagt ihr Schiedsrichterbetreuer.
Außerdem wurden Spielsituationen wie Textaufgaben gestellt, oder Videos gezeigt, anhand deren die Jungs eine Entscheidung treffen mussten. In dem Fall noch ohne das murrende Publikum im Rücken. Denn nicht alle Entscheidungen der jugendlichen Schiedsrichter werden beklatscht. "Einmal hat uns ein Trainer ziemlich angemeckert", erinnert sich Daniel an eines seiner ersten Spiele, bei denen er als Unparteiischer dabei war.
"Mit der Zeit lernt man aber, dass die eigene Entscheidung wichtiger ist, und nicht das, was das Publikum sagt", betont der 14-Jährige selbstbewusst. Die Entscheidung fällen sie allein, eben unabhängig, auch wenn ihr Betreuer während der ersten zwei Jahre mit dabei ist. "Ich sitze auf der Tribüne und beobachte. Maximal in der Halbzeitpause sprechen wir miteinander. Ich halte mich da sehr zurück", sagt er.
Das Hauptproblem sei die progressive Bestrafung. Die Hemmschwelle, die Gelbe Karte zu ziehen, sei schon groß, von der Roten erst gar nicht zu sprechen. "Aber bei einem Foul ist eine Ermahnung nicht ausreichend. Da muss schon die Gelbe, manchmal auch die Rote Karte, gezogen werden, um regelkonform zu spielen", erläutert Stockhausen. Aus Erfahrung weiß er, dass bei den Mädchen eine Gelbe Karte recht selten vorkommt, bei Jungs dagegen gehört Klammern und Reißen dazu. Dabei den Überblick zu behalten, erfordert hundertprozentige Konzentration vom Nachwuchsschiedsrichter.
Als Unparteiische werden die beiden Jungs in Spielen, die unter ihren eigenen Spielklasse sind, eingesetzt. Dafür bekommen sie auch ein kleines Taschengeld. Für einen Einsatz in der D-Jugend sind das 13 Euro. Doch Alexander und Daniel sind nicht nur Zuschauer. Sie stehen auch als Spieler der C1 des ATV auf dem Feld. Dann müssen sie den Anweisungen ihres Schiedsrichterkollegen Folge leisten.
