Kolumne Aus Sicht eines Landwirts Was treibt die Bauern auf die Straße?

GELDERLAND · Es gibt viele Gründe, warum Bauern und Verbraucher miteinander reden müssen. Der Bürger weiß nicht mehr, wie Landwirtschaft geht, wie frisches Obst und Gemüse auf den Teller kommt. Osteuropäische Arbeitskräfte sichern bei uns die Ernte bei jedem Wetter.

 Heinz Deselaers.

Heinz Deselaers.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Die Politik, die Minister-Damen in Berlin und die Bürokraten in Brüssel, mit ihrer Regel- und Dokumentationswut nach dem Motto „Wir geben euch Almosen und sagen, was zu tun ist“, die NGOs liefern Vorstellungen und Fakten, die nicht der Realität entsprechen oder aus der Mottenkiste sind. Man hat den Eindruck, das ist die Info, nach der die Regeln gestrickt werden, anstatt auch mal mit den Bauern zu reden und gemeinsam eine Lösung zu finden.

In vielen Medien wird auch die Landwirtschaft nicht real weitergereicht. Der Verbraucher hat dann das Problem, dass er auch nicht mehr weiß, wie Landwirtschaft geht — und noch weniger warum. Aldi, Lidl und Co. wetteifern mit Tiefstpreisen bei konventionellen und auch bei den Bioprodukten, die sich auf dieser Schiene so nicht behaupten können. Dass der Bauer und seine Mitarbeiter auch zu der Fraktion der 60-Stunden-Woche gehören, ist nun mal so, das ist nicht das Problem. Wie sagt man so lapidar: Hättest ja nicht Bauer werden müssen. Genau das Nicht-Bauer-Werden ist bei vielen Nachfahren auf den Höfen eine Folge, wenn sie in der Schule schon angepöbelt werden, weil sie Bauernkind sind.

Es sind viele Gründe, warum Bauern und Verbraucher miteinander reden müssen, etwa über Themen wie frisches Obst und Gemüse auf den Teller kommt. Osteuropäische Arbeitskräfte sichern die Ernte bei jedem Wetter, deutsche Arbeitslose machen das nicht. Unsere Umweltministerin will der deutschen Landwirtschaft bei dem Einsatz von Chemie so viele Beschränkungen auferlegen. Es wäre auch mit der doppelten Anzahl osteuropäischer Helfer nicht mehr möglich, die verschiedenen Kulturen in Deutschland anzubauen. Die treuen Helfer sollen dann wohl auch noch die Läuse vom Gemüse absammeln. Alle Früchte wären bei uns weiter im Angebot, ganz gleich, wo und wie sie dann gewachsen sind.

Ein kleines Beispiel anhand des Amerikageschäftes: Autos gegen Rindfleisch. In Amerika ist es ganz normal, Rinder unter dem Einsatz von Hormonen zu mästen, hier käme man für den Hormoneinsatz in den Knast – das wird dem Verbraucher nicht erzählt.

Ein drängendes Thema in NRW ist auch der Flächenverbrauch. In unserem Land baggert die Kiesindustrie jeden Tag zwei Hektar weg, insgesamt gehen täglich 23 Hektar der Landwirtschaft und der Bevölkerung verloren. Das sind pro Jahr 7500 Hektar, das ist in etwa die Größe der Stadt Geldern mit ihren Ortschaften, und das Jahr für Jahr. Dabei wohnen in NRW 700 Bürger pro km². Es wäre sicher gesünder, wenn Regionen, wo mal gerade 100 Bürger pro km² wohnen, vom Kuchen was abgeben.

Im LEP hat man der Kies­industrie auf Wunsch des Pinkward-Ministeriums einen Freibrief für 25 Jahre ohne Flächenbegrenzung ausgestellt. Für 18 Kilometer A 44 werden 240 Hektar Ausgleichsflächen verbraucht, mithin insgesamt 300 Hektar. Das ist ein Skandal. Liebe Mitbürger, das sind nur einige Beispiele und wichtige Themen, sie uns alle angehen: Packen wir es an!

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