Pflege-Expertin im Kreis Kleve Mit Herzblut anderen Menschen helfen

Geldern/Goch · Seit einem Vierteljahrhundert arbeitet Michaela Bischoff im Pflegedienst der Diakonie. Sie übt ihren Beruf mit Leidenschaft aus. Für dieses Engagement erhält die Frau aus Pfalzdorf am 30. November eine seltene Auszeichnung.

 Michaela Bischoff pflegt seit 25 Jahren in Diensten der Diakonie Menschen im Kreis Kleve. Dafür bekommt sie das goldene Kronenkreuz.

Michaela Bischoff pflegt seit 25 Jahren in Diensten der Diakonie Menschen im Kreis Kleve. Dafür bekommt sie das goldene Kronenkreuz.

Foto: Klatt

Herzblut, dieses Wort fällt Michaela Bischoff als erstes ein, wenn sie über ihren Beruf spricht. Es ist ein Beruf, in dem sie seit 25 Jahren im Dienste der Diakonie für andere Menschen da ist. Als Pflegerin. Ein Engagement, das bei der offiziellen Eröffnung des „Hauses der Diakonie“ in Geldern mit dem Kronenkreuz in Gold gewürdigt wird. „Als Zeichen unserer Wertschätzung“, wie Pfarrer Joachim Wolff, der Geschäftsführer der Diakonie im Kirchenkreis Kleve, mit Blick auf die seltene Auszeichnung meint.

In der Rheinischen Landesklinik machte Michaela Bischoff Mitte der 80er Jahre ihre Ausbildung. „Es gab immer junge Leute, die als Schwestern und Pfleger arbeiten wollten“, beschreibt sie die damalige Personalsituation. Einen Zehn-Stunden-Tag mit zwei Stunden Mittagspause habe sie in der Klinik gehabt. Pflege nach Stoppuhr habe es nicht gegeben, der Zusammenhalt sei anders gewesen. „Die Zeiten haben sich geändert“, meint die erfahrene Pflege-Expertin aus Pfalzdorf rückblickend.

Mit der Pflegereform Mitte der 90er Jahre kam der Wandel. Das Minutenkonzept bestimmte den Tagesablauf der Pflegekräfte. Mit der Folge, dass es kaum noch Zeit gab für die Patienten und die Tätigkeit nicht zuletzt deshalb zunehmend unattraktiv wurde. Michaela Bischoff: „Heute wollen viele diesen Beruf nicht mehr lernen.“ Und gerade ändern sich die Verhältnisse wieder. „Man geht zur generalistischen Pflege-Ausbildung über“, erklärt Wolff. Das heißt: Weg vom Spezialistentum, jeder soll alles können.

Die Diakonie rührt die Werbetrommel, um die seltener werdenden Nachwuchskräfte für sich zu gewinnen. Ende 2018 startete eine Kurzfilm-Kampagne, bei der Michaela Bischoff eine Protagonistin ist. Mit dem Erfolg ist Wolff zufrieden. „Die Fachkräfte für Pflege kommen gezielt zu uns, vor allem aus dem stationären Bereich.“ Die Bezahlung sei gut, aber nicht das Hauptthema. Die Familie dürfe nicht zu kurz kommen, und die Arbeitszufriedenheit müsse hoch sein. Zwar wird auch bei der Diakonie nach Minuten abgerechnet. „Aber wir sagen auch, ein Gespräch muss nicht abrupt abgebrochen werden“, betont Wolff. Da sei bei Bedarf Zeit für ein paar Sätze mehr. Die Kirchensteuer gleiche daraus eventuell entstehende Defizite aus.

Diesen Freiraum schätzt auch Michaela Bischoff. „Ich bekomme immer mal wieder eine Tasse Kaffee.“ Die wurde oft vorher eingeschüttet, damit sie nicht zu heiß ist, um zügig getrunken zu werden. Und gerne pflegt sie die Menschen in deren Zuhause. „Das ist einfach persönlicher“, findet die 54-Jährige. Wenn alles reibungslos gelaufen ist und die Pflegebedürftigen ihr ein Lächeln geschenkt haben, war der Arbeitstag für sie ein guter Tag.

Die zunehmende Digitalisierung begrüßt sie. „Sie schafft Freiräume für wichtige Dinge und erleichtert die Arbeit.“ Im Alltag hat der Umgang mit Demenzerkrankten zugenommen. Die Pflegeplanung wurde umgestellt auf „strukturierte Informationssammlung“. Es werde mehr darauf geachtet, was der Kunde individuell benötigt.

Ihre so wichtigen Ruhemomente  findet Michaela Bischoff beim Lesen, Kraft tankt sie bei Spaziergängen im Tannenbusch in Pfalzdorf. Die Autofahrten während des ambulanten Dienstes, die sie meistens nach Goch und Kleve, mitunter aber auch nach Geldern führen, nutzt sie auch als Entspannungs- und Erholungsphasen. Und einmal in der Woche relaxt sie bei dem kostenlosen Physiotherapie-Angebot der Diakonie.

Die Diakonie-Mitarbeiterin lobt das starke Team und die Super-Gemeinschaft, schätzt, dass man auf der Chef-Etage immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Mitarbeiter habe. 13 Jahre sind es regulär noch bis zur Rente. „Eine harte Nuss zu knacken“, meint die Pflegerin. Um dann lächelnd anzufügen: „Einfach kann jeder.“

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