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Kunstverein Region Heinsberg Alltagsgegenstände werden zu vielschichtiger Kunst

Erkelenzer Land · Künstler Rolf Blume stellt in Unterbruch Kunst aus, deren Vielschichtigkeit dem Betrachter oft erst beim genauen Betrachten klar wird. Warum sich ein Besuch im Horster Hof lohnt.

 Der Künstler Rolf Blume an seinem hängenden Raumobjekt „52 Seh-Zeichen (Nordische Landschaft oder das Prinzip Boje)“.

Der Künstler Rolf Blume an seinem hängenden Raumobjekt „52 Seh-Zeichen (Nordische Landschaft oder das Prinzip Boje)“.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Wer die aktuelle Ausstellung „Form follows Form“ mit Werken von Rolf Blume im Kunstverein Region Heinsberg betritt, nimmt auf den ersten Blick eine Anzahl interessanter, teils hängender, teils stehenden abstrakter Objekte wahr. Nun ja, das ist nichts Außergewöhnliches in der aktuellen Kunst. Erst bei genauem Hinsehen, gleichsam auf den zweiten Blick, offenbart sich das Besondere dieser Arbeiten. Sie sind ausschließlich aus Alltagsgegenständen zusammengesetzt.

Da liegt ein an einen mächtigen Mühlstein oder das Rad eines Big-Foot-Riesentrucks erinnerndes rundes Gebilde auf dem Boden. Erst wer ihm nahekommt, erkennt unzählige ineinandergeschobene Eierkartons, die das Objekt mit dem ironisch-doppelbödigen Titel „Egg-o-ist“ bilden.

Nebenan fällt ein hängendes Raumobjekt auf, eine Art kreisrundes Mobile, an dem nach unten spitz zulaufende bojen-artige Gebilde hängen. Jedes ist zusammengesetzt aus Kunststoff-Gegenständen des alltäglichen Gebrauchs und Konsums: Abfülltrichter, unterschiedlich geformte, teils zerschnittene Getränkeflaschen, verschiedenfarbige Kunststofftrinkbecher, Behälter und vieles mehr. Es sind im Alltag oft schnell entsorgte oder recycelte Massenartikel, auf deren teilweise jedoch äußerst vielfältige Formen der Künstler mit seinen Arbeiten auch hinweisen möchte, wie Ingrid Trantenroth-Scholz vom Kunstverein betont.

Deshalb wohl auch der Titel „52 Seh-Zeichen (Nordische Landschaft oder das Prinzip Boje)“, der mit dem Gleichklang von See und Sehen spielt. Auch der von der Decke hängende mysteriös satellitenartige „Finder 09“ im Zentrum des Haupt-Ausstellungsraums im Horster Hof ist aus Alltagsmaterialien zusammengesetzt. Im kleinen oberen Schauraum dominiert das kreisrunde Wandobjekt „Paradiesische Zustände“. In Klammern steht augenzwinkernd „Vorsicht bei Annäherung“, bezogen auf die sich bis zu den spitzen Schaschlikstäbchen am Ende verjüngenden, mit Lack fixierten Luftschlangen, die manche vielleicht an züngelnde Flammen oder Pflanzen einer fantastischen Unterwasserwelt erinnern mögen. Bedrucktes Papier, zu Streifen geschredderte „gelbe Seiten“ oder Locherschnipsel spielen in Foto-Serien oder Wandobjekten (auch bei der zur Schau erschienen Edition) eine Rolle, werden etwa in Musikkassettenhüllen zu abstrakt-geometrischen Kunstwerken oder kleinen Landschaften.

Ingrid Trantenroth-Scholz aus Wegberg, zweite Vorsitzende und Kuratorin der Ausstellungen im Horster Hof, stellte bei der Eröffnung der Schau den heute in Hannover lebenden und arbeiten gebürtigen Dortmunder Rolf Blume (geb. 1954) im Rahmen eines Künstlergespräches vor.

Dabei kam auch das Arbeitsprinzip des 2010 mit dem Landeskunstpreis Niedersachsen ausgezeichneten früheren Architekten zur Sprache. Blume geht es nicht um sogenannte. „ready mades“ im Sinne des Dadaisten Marcel Duchamp, der banale Alltagsgegenstände einzeln ausstellte und zur Kunst erklärte. Blume will aus Vorgefundenem etwas ganz Anderes, Neues zusammenzufügen. Ein Prinzip, das auch Bricolage genannt wird. Trantenroth-Scholz und ihre Vereinskollegen kannten Blume nicht, als er sich für die Schau bewarb, wie rund 50 weitere Künstler. „Wir waren aber sofort überzeugt von diesen außergewöhnlichen Arbeiten“, begründet die Kuratorin die Wahl Blumes, der erst zum zweiten Mal in NRW ausstellt.

Die Schau im Horster Hof in Unterbruch ist bis zum 1. Mai jeden Samstag von 15 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. (aha)

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