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Der Stand der Dinge sechs Monate nach Kriegsbeginn Knapp 360 Ukrainer in Erkelenz

Erkelenz · So ist die Lage der ukrainischen Flüchtlinge in der Stadt Erkelenz ein halbes Jahr nach Beginn des von Russland begonnenen Krieges in dem Land.

 Segelfliegen mit Pilot Francis Norman: Er und weitere Segelflieger flogen mit Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine.

Segelfliegen mit Pilot Francis Norman: Er und weitere Segelflieger flogen mit Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine.

Foto: Ruth Klapproth

Erst die Anteilnahme und Solidarität, dann die finanzielle und materielle Hilfe und schließlich die Unterbringung und Integration vor Ort: Seit Russland vor exakt sechs Monaten in der Ukraine einmarschiert ist, ist auch in Erkelenz viel passiert, um den betroffenen Ukrainern zu helfen.

Knapp 360 ukrainische Kriegsflüchtlinge leben mittlerweile im Stadtgebiet, teilt die Stadtverwaltung auf Anfrage mit. Etwa 140 von ihnen seien in zuvor leerstehenden Häusern untergekommen, die dem Tagebaubetreiber RWE in den Braunkohledörfern Kuckum, Ober- und Unterwestrich sowie Berverath gehören. Von den restlichen 220 Ukrainern wohnen etwa die Hälfte in Unterkünften, die ihnen von Freunden, Bekannten oder Familienmitgliedern bereitgestellt wurden oder in Wohnungen, die sie selbst auf dem freien Wohnungsmarkt angemietet haben.

Neben 14 Häusern, die RWE zur Verfügung gestellt hatte, seien der Stadt Erkelenz inzwischen fünf weitere Häuser zur Nutzung durch Kriegsflüchtlinge überlassen worden, die derzeit hergerichtet werden. Denn die teils seit längerer Zeit leerstehenden Häuser sind oftmals nicht mehr ohne Weiteres bezugsfertig. Wasser, Gas und Strom müssen angeschlossen werden, Möbel, Elektrogeräte und Haushaltsgegenstände angeschafft werden.

Der inbrünstige Gesang des improvisierten ukrainisches Chores rührte im Juli viele Kuckumer zu Tränen.

Der inbrünstige Gesang des improvisierten ukrainisches Chores rührte im Juli viele Kuckumer zu Tränen.

Foto: Ludwigs-spalink

Wie Andrea Ludwigs-Spalink von der Erkelenzer Flüchtlingshilfe Ankommen e.V. sagt, wohnten viele Geflohene weiterhin bei Menschen, die sie freiwillig bei sich zu Hause aufgenommen haben. „Die Gastfreundschaft ist ungebrochen“, weiß sie. Wobei sich naturgemäß mit der Zeit Probleme auftun – verständlich, wenn über Monate Wohnungen und Häuser mit zuvor fremden Menschen und Familien geteilt werden. „Wir bekommen schon mit, dass es einigen Leuten langsam zu viel wird nach dieser langen Zeit.“

Wie es in Richtung Herbst mit der Unterbringung vieler Ukrainer weitergeht, ist auch vor diesem Hintergrund derzeit noch unklar. In den Landeserstaufnahmeeinrichtungen werde nach Informationen der Stadt weiterhin konstant mit 1200 neuen Flüchtlingen pro Woche gerechnet, die dann auf die Kommunen aufgeteilt werden. Hans-Heiner Gotzen, erster Beigeordneter der Stadt, hatte bislang auch eine mögliche Unterbringung in Turnhallen nicht ausgeschlossen. Wie die Stadt nun mitteilt, seien solche Überlegungen derzeit nicht notwendig. Aber: „Wie sich die Situation im Verlaufe des Herbstes darstellen wird, bleibt abzuwarten“, sagt die Stadtverwaltung.

 Zu einer Demonstration Ende Februar hatten sich in Erkelenz mehr als 500 Menschen am Alten Rathaus versammelt.

Zu einer Demonstration Ende Februar hatten sich in Erkelenz mehr als 500 Menschen am Alten Rathaus versammelt.

Foto: Marvin Wibbeke

„Eine Reihe“ von Flüchtlingen habe in der Region mittlerweile Jobs gefunden – teils sozialversicherungspflichtig, teils im Minijobbereich. Zudem finden Integrationsmaßnahmen in Kooperation mit freien Trägern wie dem Erkelenzer Kinderschutzbund und Ankommen e.V. gemeinsam mit der Stadt und öffentlichen Trägern statt. Kinder gehen in die Kitas und Schulen, Erwachsene, die noch keiner Beschäftigung nachgehen, absolvieren Sprachkurse.

 Für ukrainische Geflüchtete gibt es vor Ort viele Kurse und Angebote – so auch für diese Mütter.

Für ukrainische Geflüchtete gibt es vor Ort viele Kurse und Angebote – so auch für diese Mütter.

Foto: Ruth Klapproth

Insbesondere in Kuckum habe sich mittlerweile eine aktive Gemeinschaft gebildet, erklärt Andrea Ludwigs-Spalink von der Flüchtlingshilfe. So gab es im Juni ein Willkommensfest im Tagebau-Randdorf, das Ankommen e.V. mit den Bürgern organisiert hatte. Die ukrainischen Neubürger revanchierten sich im Gegenzug mit einem Fest am Feuerwehrgerätehaus im Juli, als es ukrainische Spezialitäten und auch einen bewegenden Auftritt eines Chors mitsamt Gitarren, Geige, Akkordeon und Melodica gab. „Diese Kinderstimmen zu hören, diese Dankbarkeit zu spüren. Das hat einem die Tränen in die Augen getrieben“, sagt Ludwigs-Spalink.

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