Rees Den eigenen Camino-Stein vor der Tür

Rees · Waltraud van Altena-Höffken und Heinz Höffken haben zum Jacobsweg eine ganz besondere Verbindung - und auch einen Meilenstein.

 Waltraud van Altena-Höffken (Mitte) feierte jetzt in Sonsfeld die Aufstellung ihres Camino-Meilensteins, den ihr Heinz Höffken (links) zu Weihnachten geschenkt hatte.

Waltraud van Altena-Höffken (Mitte) feierte jetzt in Sonsfeld die Aufstellung ihres Camino-Meilensteins, den ihr Heinz Höffken (links) zu Weihnachten geschenkt hatte.

Foto: Höffken

Wie weit ist Sonsfeld von der Kathedrale in Santiago de Compostela entfernt? Exakt 2.772 Kilometer. Diese Zahl ziert den Camino-Meilenstein, den Waltraud van Altena-Höffken und Heinz Höffken jetzt vor ihrem Haus am Althreinarm aufgestellt haben. Damit unterstreicht das Paar seine Verbundenheit mit dem berühmten Pilgerziel. Den Jakobsweg, dieses Netzwerk von Pilgerpfaden durch ganz Europa, hat Waltraud van Altena-Höffken schon zwölfmal bewältigt und dabei insgesamt 6.300 Kilometer auf verschiedenen Strecken zurückgelegt. Heinz Höffken begleitete sie zehnmal und blickt auf 4.500 Kilometer zurück. Der längste Weg führte 2.600 Kilometer von Trier nach Santiago. Und an diese gemeinsame Pilgertour im Jahr 2016 erinnert nun der Camino-Meilenstein. Tobias Küpper aus Essen, ein Pilgerfreund der beiden Sonsfelder, verschönert und vertreibt diese Steine. Heinz Höffken wählte ein Exemplar als Weihnachtsgeschenk für seine Frau. Zur Aufstellung kamen Pilgerfreunde aus Emmerich, Oberhausen und Essen und feierten eine Terrassenparty bei bestem Wetter. Der Stein zeigt neben der Kilometerzahl auch eine Muschel und einen Pfeil, der Richtung Santiago zeigt.

Anders als bei vielen anderen Menschen war Hape Kerkelings Beststeller "Ich bin dann mal weg", in dem er seine Sinnsuche auf dem Jakobsweg-Pfad Camino Francés schilderte, nicht der Anlass, warum Waltraud van Altena-Höffken das Pilgern für sich entdeckte. "Meine Firma hatte mir gekündigt und ich suchte eine Antwort darauf, wie es in den wenigen Jahren bis zur Rente weitergehen sollte", sagt die Sonsfelderin.

Bei ihrer ersten Ankunft in Santiago de Compostela war es um sie geschehen. Als ihre Hände die Mittelsäule des Pórtico de la Gloria berührten und sie sich vor der silbernen Truhe verneigte, in der die Reliquien des Apostels Jakob ruhen sollen, wurden Emotionen freigesetzt, die sie und ihren Mann immer wiederkehren ließen. Inzwischen sind die Höffkens echte Experten geworden: Sie empfehlen Jakobsweg-Debütanten bestimmte Schuhe, Rucksäcke, Wege und Pensionen. Die einfachen Schlafsäle überlassen sie den jüngeren Pilgern. "Wir nehmen lieber Doppelzimmer in kleinen Herbergen und Privatunterkünften, die wir schon am Vorabend buchen", sagt Waltraud van Altena-Höffken. "So haben wir nach einer Tagesetappe von maximal 30 Kilometern ein festes Ziel vor Augen, genießen aber auch die Privatsphäre und können unsere Sachen wegschließen."

Beide schätzen die Begegnungen mit Fremden, die sich in Gesprächen schnell öffnen: "Es sind auffallend viele Manager dabei, die mit ihrer beruflichen Verantwortung überfordert sind und den Jakobsweg nutzen, um ihr Leben neu zu definieren", sagen die Sonsfelder. Auch sie haben ihr Leben nach den ersten Pilgererfahrungen geändert, ihr großes Haus in Grieth verkauft und vor sieben Jahren eine kleine Parzelle direkt am Altrhein in Sonsfeld gepachtet. "Es gab Freunde, die uns sagten: Ihr spinnt!", sagt Heinz Höffken. "Aber wir genießen die Aussicht und investieren das gesparte Geld in unsere Auslandsreisen und Pilgertouren."

Waltraud van Altena-Höffken sieht im Pilgern eine "perfekte Mischung aus Spiritualität, körperlicher Ertüchtigung und günstigem Reisen." Erst am 7. Mai kehrte sie vom Camino Aragonès zurück, 160 Kilometer quer über die Pyrenäen und das Gegenstück zum stark überlaufenen Camino Frances. "Die Strecke ist landschaftlich wunderschön, aber wandertechnisch anspruchsvoll", bilanziert die Sonsfelderin und erzählt von schmalen Bergpfaden an steilen Abhängen, verwaisten Bergdörfern und (im Frühjahr) ungenutzten Wintersportorten. Nach den harten 160 Kilometern geht der Weg an der Wallfahrtskirche Santa Maria de Eunate in den Camino Frances über.

Im April arbeitete Waltraud van Altena-Höffken drei Wochen als "Hospitalera" (Herbergsmutter) für den Verein der Jakobusfreunde Paderborn in der Herberge Casa Paderborn. "Das war eine interessante und arbeitsreiche Zeit mit vielen schönen und intensiven Pilgerbegegnungen", sagt die Sonsfelderin. Ab Herbst wollen sie und ihr Mann wieder pilgern, eventuell auf dem 320 Kilometer langen "Primitivo" oder auf dem 400 Kilometer langen "Ökumenischen Weg", doch den Sommer verbringen sie in Sonsfeld, mit Blick auf den Altrhein und auf den neuen Camino-Meilenstein, der sie Tag für Tag an Santiago de Compostela erinnert.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort