Fußball Ein Sportrichter mit dem Gespür für Gnade

Kai Burdinski ist seit vergangenem Jahr Vorsitzender des Jugendsportgerichts des Fußball-Kreises Moers. Er hatte schon vor seinem Engagement ehrenamtlich für den Verband gearbeitet. „Ich war auch von 1985 bis 2009 beim OSC Rheinhausen in der Fußballjugend-Abteilung in verschiedenen Funktionen tätig“, sagt er.

 Jugendsportrichter Kai Burdinski mit seinem Hund Aaron.

Jugendsportrichter Kai Burdinski mit seinem Hund Aaron.

Foto: privat

Kai Burdinski blättert oft in der Satzung des Fußball-Verbandes Niederrhein (FVN) „Unser Gesetzbuch“, wie es der Vorsitzende des Kreisjugendsportgerichts selber beschreibt. Alle Regeln, Verstöße und Strafen sind dort verzeichnet.

Dabei könnte er sich den Blick ins Buch wahrscheinlich mittlerweile auch sparen und nur noch aus dem Gedächtnis urteilen. Burdinski ist schließlich schon seit 28 Jahren als Sportrichter tätig. „Auf einer Kreisarbeitstagung im Jahr 1992 wurde verkündet, dass in der Spruchkammer ein Beisitzer gesucht wird. Ich wurde dann von einem Kollegen vorgeschlagen und auch sofort gewählt. Nach einiger Zeit bin ich stellvertretender Vorsitzender von Andreas Balicki geworden. Als dieser im vorigen Jahr aufhörte, habe ich den Posten von ihm übernommen.“

Vor der Arbeit seines Vorgängers zieht Burdinski den Hut. „Ich bin da natürlich in sehr große Fußstapfen getreten. Andreas hat diese Funktion über 36 Jahre ausgeübt.“ Die harmonische Zusammenarbeit werde nun von ihm fortgeführt. „Ich habe eine sehr gute Truppe um mich herum, auf die ich mich wirklich hundertprozentig verlassen kann“, sagt der gebürtige Bochumer mit Blick auf seine vier Beisitzer Torsten Tarara, Udo Kositzki, Tim Szpadzinski und Dieter Wiekhorst.

Beim Strafmaß seien sie stets auf derselben Linie. Und auch der Spaß dürfte neben all den ernsten Angelegenheiten und Problemfällen nie verloren gehen. „Es ist so ein wichtiger Faktor, dass das Ehrenamt auch ein bisschen Freude macht. Ansonsten macht man es glaube ich auch nicht so lange.“

Burdinski hatte schon vor seinem Engagement ehrenamtlich für den Verband gearbeitet. „Ich war von 1985 bis 2009 beim OSC Rheinhausen in der Fußballjugend-Abteilung in verschiedenen Funktionen tätig.“ Sowohl als Jugendobmann und Nachwuchstrainer als auch Schiedsrichter trat er dort in Erscheinung. „Ich habe den Fußball von vielen Seiten kennengelernt und kann mich deshalb in die verschiedensten Lagen hineinversetzen.“

Das schätzen wohl auch die Mannschaften am Niederrhein. „Wir haben, glaube ich, eine sehr hohe Akzeptanz bei den Vereinen, was wir daran sehen, dass gegen unsere getroffenen Urteile keine Berufungsanträge beim Verbands-Jugensportgericht in Duisburg eingegangen sind“, sagt Burdinski.

Die Anzahl der Fälle vor dem Jugendsportgericht habe sich in den vergangenen Jahren aber auch nicht dramatisch verändert. „Die Tendenz ist eher gleichbleibend. In der abgelaufenen Saison gab es 54 Fälle. Bevor der Spielbetrieb in dieser Saison gestoppt wurde, waren es 26.“ Eine spezielle Entwicklung, die nicht nur ihn enorm beunruhigt, gebe es dennoch. „Was unser Gremium und mich persönlich am meisten ärgert, sind die steigenden Fälle, bei denen Jugendlichen sogenannte Kraftausdrücke gebrauchen.“ Bereits elfjährige Kicker hätten deshalb schon bei ihm vor dem Sportgericht gestanden. „Das ist leider schon zu etwas Gängigem geworden. Die Worte, die dort auf dem Platz verwendet werden, will man lieber gar nicht erst einzeln aufzählen. Da sind wir ganz schlecht drauf zu sprechen.“

Die Regelstrafe von drei Monaten sei deshalb auch mehr als gerechtfertigt. Aber leider landen auch immer wieder Ausschreitungen von Zuschauern, Eltern oder Trainern auf seinem Schreibtisch, die sich bei Jugendspielen nicht ordentlich benehmen konnten. „Ich hoffe, dass die betreffenden Personen aus ihren Fehlern lernen. Vor allem bei den Kindern und Jugendlichen hoffen wir, dass ein gewisser Lerneffekt greift.“ Einsicht sei auch hier der beste Weg zur Besserung. „Wenn jemand reumütig ist, kann das Strafmaß auch nochmal verringert werden. Fehler kann schließlich jeder machen, vor allem Kinder“, sagt Burdinski.

Die Fallzahlen von Gewalttaten seien im Jugendbereich derweil zum Glück sehr gering. „Wir haben kaum Fälle, bei denen Angriffe auf Schiedsrichter oder Spieler erfolgen. Ich bin auch nicht wild darauf, dass wir da Arbeit kriegen.“ Wenn die Kehrseiten des Fußballs glücklicherweise mal ganz ruhen, geht der in Kamp-Lintfort wohnhafte Funktionär besonders gerne auf einen langen Spaziergang mit seinem Hund Aaron. Je öfter man Kai Burdinski also draußen mit seinem Hund sieht, desto weniger Beleidigungen, Ausschreitungen oder Tätlichkeiten hat es wohl auch hier im Kreis im Jugendfußball gegeben.

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