Gutshof Eine Bauernhofidylle mitten in der Stadt

Beim Ferienprogramm des Gutshofs Niederheid lernen die Kinder einen respektvollen Umgang mit Tieren. Die Zukunft des Kinderbauernhofs bleibt ungewiss. Inzwischen liegt dem Kaufinteressenten ein gültiger Bauvorbescheid vor.

   Paula, Emilia und Jule sind mit dem Kettcar auf der Anlage unterwegs und besuchen dabei auch die Ponys, die sie neugierig begrüßen.

Paula, Emilia und Jule sind mit dem Kettcar auf der Anlage unterwegs und besuchen dabei auch die Ponys, die sie neugierig begrüßen.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Emilia steht mit ihren Freundinnen bei den beiden Zwergponys und streicht ihnen behutsam über die Mähne. „Wir haben heute schon die beiden Kater gestreichelt und sind mit dem Kettcar gefahren“, erzählt die Vierjährige. Einmal um den Hof sei es gegangen, vorbei an den Ziegen und den beiden Hausrindern, die sich gerade in den Schatten verdrückt haben. Der Kinderbauernhof in Holthausen ist eine kleine Oase. Zwischen den alten, weißen Mauern mit den hölzernen Fensterläden riecht es nach Stroh und Pferdemist, im Hintergrund hört man die Tiere gackern und wiehern.

In diesen Wochen organisiert die Gutshofpächterin Christina Tschorn das alljährliche Sommerferien-Programm auf dem Bauernhof. „Seit März ist das Angebot ausgebucht“, erzählt die Pädagogin und ergänzt, der Hof sei bei Kindern und Eltern beliebt. „Die Teilnehmer füttern und pflegen die Tiere, helfen im Stall und können jeden Tag reiten gehen“, erzählt sie. „Vor allem die Stadtkinder lernen hier, wie sie respektvoll mit den Tieren umgehen“, sagt Tschorn, in der Stadt fehlten häufig die Berührungspunkte. Die Kinder hätten entweder große Berührungsängste oder seien zu distanzlos gegenüber den Tieren. Im Ferienprogramm normalisiere sich das Verhältnis schnell. „Ein Junge, der seit Anfang der Woche am Ferienprogramm teilnimmt, hatte anfangs große Angst vor Hunden. Manchmal musste er deswegen sogar die Straßenseite wechseln“, erzählt Tschorn. Er habe auf dem Hof all seine Berührungsängste verloren. „Jetzt verbringt er viel Zeit mit unserem Hund“, erzählt sie stolz.

Einige Meter weiter machen Mary und Bob auf sich aufmerksam. Die beiden Dexter-Rinder stecken aufgeregt ihre Schnauze durch den Zaun und muhen so laut, dass sich ein kleines Mädchen vor Schreck die Hände vor die Ohren hält. Es ist Mittag, gleich kommen die Tiere auf die Weide und das scheinen die beiden genau zu wissen. Die elfjährige Lina hilft dabei, den Weg für die Rinder freizumachen. Sie ist erfahren im Umgang mit Tieren, hat schon im vergangenen Jahr am Ferienprogramm des Hofes teilgenommen. „Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich dieses Jahr wieder hier bin“, sagt Lina. Sie habe ein eigenes Pferd, gehe zweimal in der Woche reiten. In diesem Sommer hilft sie dem Team auf dem Bauernhof. „Wir säubern gemeinsam die Ställe, führen die Pferde aus und füttern die Tiere.“ Klar sei das Arbeit, „aber wenn man Pferde mag, ist das einfach genau das Richtige“, sagt sie überzeugt.

Dass auf dem Hof auch in diesem Sommer ein Ferienprogramm stattfindet, war lange nicht sicher. Hinter der friedlichen Kulisse des Bauernhofes wird seit Anfang 2016 hart über dessen Zukunft debattiert. Damals wurde bekannt, dass die Stadt den sanierungsbedürftigen Hof verkaufen will. Sofort meldeten sich Kinder und Eltern, sammelten Unterschriften für den Erhalt des Kinderbauernhofes. Ob sich der Protest gelohnt hat, könnte sich nun bald zeigen. Nach Angaben eines Stadtsprechers  steht die Stadt mit einem Interessenten in Verbindung, es liefen zielgerichtete Verhandlungen, heißt es. „Unter anderen liegt dem Interessenten ein gültiger Bauvorbescheid vor“, teilt die Stadt am Donnerstag mit. Tschorn hoffe auf einen Kaufvertrag mit einem guten Konzept, das weiterhin auch einen Kinderbauernhof vorsehe. Wenn dieser erhalten bliebe, sei das Hauptziel erreicht, sagt sie.

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