Redekünstler Wenders in Düsseldorf Was Wim Wenders über Peter Lindbergh verriet

Düsseldorf · Sänger Herbert Grönemeyer war da, Fotograf Anton Corbijn – und Regisseur Wim Wenders. Sie alle sind große Bewunderer des Fotografen Peter Lindbergh, dessen Arbeiten im Kunstpalast zu sehen sind. Bei der Gelegenheit hielt Wenders spontan eine Rede und plauderte liebevoll aus dem Nähkästchen.

Der Regisseur und Freund Peter Lindberghs hielt eine bewegende Rede über den Fotografen.

Der Regisseur und Freund Peter Lindberghs hielt eine bewegende Rede über den Fotografen.

Foto: Kunstpalast Düsseldorf

Der Kunstpalast präsentiert aktuell Werke des 2019 verstorbenen Star-Fotografen Peter Lindbergh. Der Titel der herausragenden Schau: „Untold Stories“, also unerzählte Geschichten. Ordentlich Promiauflauf gab es in dem Museum, und einige vermutlich bislang unerzählte Geschichten gab Regisseur Wim Wenders zum Besten, als er vor der Eröffnung der Schau eine herausragende Rede hielt, seine Berührtheit war seiner Stimme anzumerken. Seine Anekdötchen waren allerdings heiter.

Der gebürtige Duisburger Lindbergh kuratierte mit der Schau im Kunstpalast zum ersten Mal eine Ausstellung selbst, und das setzte ihn zunächst wohl ziemlich unter Druck. „Ich habe Peter öfter besucht“, erzählte Wenders bei der Eröffnung am Dienstagabend. Er erinnerte sich an einen Zwischenstopp Anfang 2018 in Paris: „Zum Gästezimmer gelangte ich durch sein Atelier, Hunderte Fotos lagen auf dem Boden, Lindberghs damalige Seelenlage: Er fand, dass Kunstpalast-Chef Felix Krämer ein toller Typ ist.“ Ein wenig anders sah Lindbergh das bei Wenders’ nächstem Besuch. „Auf Zehenspitzen suchte ich nachts meinen Weg vom Gästezimmer auf das Klo, wieder lagen Hunderte Arbeiten auf dem Atelierboden, ich war darauf bedacht, nichts in Unordnung zu bringen. Lindbergh war in dieser Phase sehr aufgebracht.“ Alle Fotos zu sichten und einen Querschnitt seines Werkes präsentieren zu wollen, brachte ihn laut Wenders an das Ende seiner Kraft – „er würde Krämer erwürgen, wenn er jetzt hier wäre“. Er soll zudem geklagt haben: „Ich soll alles alleine machen, ich weiß nicht, ob es die richtige Entscheidung war.“ Im Sommer 2019 – kurz vor seinem Tod – dann ein seliger Lindbergh, wie Wenders erzählt. Generaldirektor Krämer kam bestens weg, Lindbergh soll gesagt haben, dass er ihm unendlich dankbar sei. Tausende Fotos hatte der Maestro gesichtet, 140 Arbeiten hängen nun im Kunstpalast. Er habe sich alles angeguckt, er wisse jetzt, was er gemacht habe. Dann zitierte Wenders seinen Freund mit dem Satz: „Ich weiß jetzt, wer ich bin.“

Berühmte Schwarz-Weiß-Fotografien sind im Kunstpalast. Fotografien aus Zeitschriften wie Vogue und Harper‘s Bazaar zählen dazu, aber auch noch nie zuvor ausgestellte Arbeiten. 2017 trat der Fotograf erstmals mit Felix Krämer in Kontakt. Bis 1. Juni will der die Werke Lindberghs zeigen. Kurz vor seinem Tode im Alter von 74 Jahren, Ende August 2019, schickte Lindbergh eine letzte SMS: „Ausstellung ist fertig“, lautete die Textnachricht an das Museum. „Es ist sein Werk, die Zusammenstellung hat er getroffen“, berichtete Museumsdirektor Felix Krämer.

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