Immobilienpreise im Rheinland Pendeln lohnt sich immer weniger

Düsseldorf · Wohnen in Düsseldorf wird immer teurer. Viele Arbeitnehmer ziehen deshalb ins Umland und pendeln. Wegen der steigenden Hauspreise auch in der Region geht die Rechnung aber immer seltener auf. Eine neue Studie verrät, von wo es sich weiterhin lohnt.

 Die Danziger Straße ist eine der Einfallstraßen, über die viel Berufsverkehr abgewickelt wird.

Die Danziger Straße ist eine der Einfallstraßen, über die viel Berufsverkehr abgewickelt wird.

Foto: Berger, Gerhard (b33)

Seit Jahren kennen die Preise für Wohnungen und Häuser in Düsseldorf nur eine Richtung: aufwärts. Das ist angesichts der steigenden Bevölkerungszahl ökonomisch leicht zu erklären. 3447 Euro kostete der Quadratmeter in der Landeshauptstadt durchschnittlich im vergangenen Jahr. In den umliegenden Landkreisen liegt der durchschnittliche Preis mindestens 1.400 Euro darunter.

Viele Kaufinteressierte mit einem Arbeitsplatz in der Rheinmetropole ziehen deshalb das Pendeln in Erwägung. Nicht vergessen werden sollte dabei allerdings, dass ein längerer Arbeitsweg Zeit in Anspruch nimmt und Kosten verursacht, die ein ganzes Berufsleben lang anfallen und sich summieren. Das Hamburgische Weltwirtschafts-Institut (HWWI) hat für die Postbank eine Modellrechnung entwickelt, mit der sich die jährlichen Pendelkosten beziffern lassen. Der Postbank Wohnatlas 2018 zeigt für die Region, nach wie vielen Jahren der Kostenvorteil des günstigeren Immobilienkaufs im Umland für Haushalte mit einem Pendler aufgezehrt ist.

 Unsere Grafik zeigt Immobilienpreise für Düsseldorf und das Umland.

Unsere Grafik zeigt Immobilienpreise für Düsseldorf und das Umland.

Foto: Grafik RP

Verglichen wird jeweils der Kauf einer durchschnittlich teuren 70-Quadratmeter-Wohnung in Düsseldorf und in den Umlandkreisen. Um die Pendelzeiten zu ermitteln, wurde pro Kreis als Startpunkt jeweils die bevölkerungsreichste Stadt herangezogen. Relativ günstige Ergebnisse ergab die Analyse für Neuss: Dort hat der Kaufpreisvorteil bei täglicher Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel für den Arbeitsweg 42,2 Jahre Bestand, bei täglicher Fahrt mit dem Auto reduziert sich diese Zeitspanne auf 19,7 Jahre. Blickt man auf Duisburg, zeigen sich etwas längere Pendelstrecken, die mehr Fahrzeit erfordern. Allerdings ist der Kaufpreisvorteil wegen der vergleichsweise günstigen Quadratmeterpreise gegenüber der Landeshauptstadt höher als im Rhein-Kreis. Dementsprechend kommen Pendler aus Duisburg immer noch 40 Jahre lang günstiger weg, als wenn sie eine vergleichbare Immobilie in Düsseldorf erwerben würden.

Auch die anderen Nachbarstädte erweisen sich mit Ausnahme von Krefeld als Standorte, in denen der Immobilienkauf nach mehr als 20 Jahren Pendeln günstiger bleibt als in Düsseldorf selbst. So profitieren die Ratinger 26,5 Jahre vom Preisvorteil vor Ort, wenn sie öffentliche Verkehrsmittel nutzen. In Solingen sind es noch 21,1 Jahre, in Mühlheim 20,8 Jahre.

Über dieses Thema berichten wir auch in unserem Düsseldorf-Podcast Rheinpegel:

Für Autofahrer sind die Preisvorteile in fast allen umliegenden Städten deutlich schneller aufgebraucht als bei Nutzung des Öffentlichen Nahverkehrs. Die Zeitspannen, in denen die Einsparungen beim Kauf unter den Autopendelkosten liegen, variieren zwischen 19,7 Jahren (Neuss) und zehn Jahren (Mülheim). Lediglich in Krefeld zeigt sich ein Kostenvorteil für Auto-Pendler im Vergleich zu Nutzern öffentlicher Verkehrsmittel. Dort besteht der Vorteil für Bahnfahrer nur 13,8 Jahre, für die Auto-Fraktion 14,3 Jahre.

Unattraktiver wird das Pendeln nicht nur durch steigende Kosten für Mobilität. Auch weil die Preise im Umland in jüngster Zeit deutlich anziehen, verschlechtert sich die Pendler-Bilanz. Der Rheinkreis Neuss ist mit 2021 Euro je Quadratmeter Wohneigentum nach Düsseldorf auf Platz zwei, mit acht Prozent stiegen die Preise fast so stark gegenüber dem Vorjahr wie in der Landeshauptstadt (8,8 Prozent plus). Was die Studie nicht berücksichtigt: Die Preise in Städten wie Meerbusch oder Kaarst haben sich wegen ihrer Nähe zu Düsseldorf schon viel stärker dem Niveau der Landeshauptstadt angeglichen als die etwa Korschenbroich oder Jüchen. Im Kreis Mettmann stieg der Durchschnittspreis mit 9,3 Prozent gegenüber 2012 sogar stärker als in Düsseldorf – auf 1916 Euro je Quadratmeter.

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