Kolumne Made in Düsseldorf Benimmregeln für Smartphone-Junkies

Düsseldorf · Nachrichten checken beim Essen? Gespräche unterbrechen, weil das Smartphone klingelt? Manche Sachen gehen einfach gar nicht. Unser Autor schlägt Regeln vor, mit denen das Leben auch unter Anwesenheit aufgeladener Handys weiter funktioniert.

 Ein neues Wort im Wörterbuch: Smombie - der Smartphone-Zombie, der das Gerät nicht aus der Hand legt.

Ein neues Wort im Wörterbuch: Smombie - der Smartphone-Zombie, der das Gerät nicht aus der Hand legt.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Sicherlich kennen Sie das: Sie sehen Pärchen im Restaurant, die nur scheinbar zweisam sind. Stattdessen starren die Verliebten auf ihre Smartphones, ohne ein Wort zu verlieren. Als wären sie parallel in einer anderen Welt. Beim Essen halten sich Menschen mit guter Kinderstube an Regeln: Nicht schmatzen, nicht schlürfen und mit dem Essen beginnen, wenn jeder etwas hat. Bei der Handynutzung scheinen jegliche guten Sitten über Bord geworfen worden zu sein. Und doch gibt es einige Regeln, mit denen Benimm in die Generation der „Smombies“ gebracht werden kann (Smombie ist ein Kofferwort aus den Begriffen „Smartphone“ und „Zombie“. Laut Langenscheidt sind damit Menschen gemeint, die durch den ständigen Blick auf ihr Smartphone so stark abgelenkt sind, dass sie ihre Umgebung kaum noch wahrnehmen).

Für die erste Regel muss ich Sie mit dem nächsten Kofferwort plagen: Es gilt, Phubbing zu vermeiden. Das setzt sich zusammen aus den Wörtern Phone für Telefon und snub für engl. ablehnen. Es trifft ziemlich genau die oben beschriebene Situation. Bei persönlichen Treffen – egal in welchem Kontext, in der Gruppe oder zu zweit – sollte man seinen real anwesenden Mitmenschen die ungeteilte Aufmerksamkeit widmen.

Dazu gehört auch, sein Handy nicht auf die Tischplatte zu legen, erwarten Sie einen dringenden Anruf, dann fragen Sie die Anwesenden bitte um Erlaubnis. Und wenn der erwartete Anruf kommt, entfernen Sie sich höflich vom Tisch.

Ein weiteres Phänomen sind jene Handynutzer, die in Bus und Bahn in einer derartigen Lautstärke kommunizieren, dass sie eigentlich auch auf das elektronische Kommunikationsgerät verzichten könnten, weil die Reichweite der eigenen Stimme zumindest Ortsgespräche noch abdeckt. Auch wenn Beziehungsdramen oder Gequassel manchmal unterhaltsam im Abteil sein können, sie stören die Privatsphäre anderer. Daher ist dezentes Telefonieren im öffentlichen Raum Pflicht. Und natürlich gibt es noch jene Orte, an denen sich das Telefonieren komplett verbietet: Kirche, Friedhof, Krankenhaus oder Theater und Kino.

Es gab Zeiten, da galt es noch als Statussymbol, einen total lustigen Klingelton gegen Geld im Internet herunterzuladen. Und so glich der Aufenthalt im Großraumbüro einem Parallel-Konzert mit Werken wie „Hey, Pippi Langstrumpf“, Beethovens Neunter, der Starwars-Hymne und dem Bonanza-Soundtrack. Es gab diese Zeiten, zum Glück sind sie vorbei. Die meisten sind heute zu faul für solche Späße, und nutzen den für alle gleichen Sound, die der Hersteller vorinstalliert. Dennoch sei gesagt: Klingeltöne müssen nicht laut sein. Heute verfügt jedes Gerät über den früher aufpreispflichtigen Vibrationsalarm, so dass im öffentlichen Raum auch ganz auf die lästigen Dudeltöne verzichtet werden kann.

Auch für das Gegenüber gelten natürlich Regeln. Wer einem sein Kamerahandy zeigt, mit ein paar schönen Urlaubserinnerungen, gibt ihm nicht gleichzeitig das Recht, sich durch Dutzende private Fotos zu wischen. Und aufs Handy des Tischnachbarn zu spingsen, um dessen Nachrichten mitzulesen, gehört sich auch nicht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort