Düsseldorf Repräsentativ wohnen am Hofgarten

Düsseldorf · Entlang des Weihers Landskrone wurde die Hofgartenstraße im 19. Jahrhundert zu einem bevorzugten Wohngebiet. Die Häuser hinter der baumbestandenen Uferböschung zeigten die Nähe der Stadt.

Das schnelle Wachstum von Düsseldorf im 19. Jahrhundert ist deutlich an der Umgebung des Hofgartens abzulesen. Verliefen anfangs zwischen dem ältesten Teil des Parks mit der Allee vor Schloss Jägerhof und dem neuen, ab 1806 angelegten Weiher Landskrone nur ein paar Wege, führte zwischen den beiden Teilen der Gartenanlage Mitte des 19. Jahrhunderts bereits eine Straße mit Wohnhäusern.

Der Hofgarten lag nun nicht mehr am Rand, sondern mitten in der Stadt. Dass in Düsseldorf viel gebaut werden musste, lässt sich aus der Statistik ablesen. Hatte Düsseldorf 1812 knapp 22 000 Einwohner, waren es 1884 bereits fünfmal so viel, den Sprung zur Großstadt mit mehr als 100 000 Einwohnern hatte die Stadt mit ihren vielen Industrieansiedlungen bereits 1882 geschafft.

Gute Lagen fürs Wohnen waren damals wie heute begehrt. So wurde die Hofgartenstraße entlang des neuen Parkteils mit repräsentativen Wohnhäusern bebaut. Der Spaziergänger im Hofgarten sah sie durch die Bäume der hohen Uferböschung schimmern.

In seinen Plänen hatte der Gartenbaumeister Maximilian Friedrich Weyhe die Häuser noch nicht berücksichtigt. Er hatte an der für den Hofgarten typischen steilen Uferböschung Baumreihen vorgesehen, um die Grenze des Parks deutlich zu machen. Denn dort erstreckte sich Ende des 18. Jahrhunderts Wiesen, in die die Düssel eingebettet war.

Der Bogen der Straße, die den Verlauf der Landskrone nachzeichnete, gab damals ein schönes Bild, die dreigeschossigen Häuser passten im Maßstab zum Park. Die Form ist heute an den Kanten der Libeskind-Bauten zum Weiher hin abzulesen. Sie liegen auf der Bebauungsgrenze der alten Hofgartenstraße.

Der Übergang von der Hofgartenstraße zum Corneliusplatz und der Königsallee war architektonisch sorgfältig gestaltet. Am Kopf der Häuserzeile stand die prächtige Villa der Bankiersfamilie Trinkaus, die fast alle wichtigen Unternehmen in Düsseldorf — die Stahlwerke Pidboeuf, die Schiesswerke oder die Gerresheimer Glashütte — mitfinanzierten und auch Anteile an der IDR hatten. Seitlich der Villa schloss sich der Schadowplatz an, ihre Vorderfront zeigte zum Corneliusplatz mit dem Denkmal für Peter Cornelius, dem ersten Direktor der Düsseldorfer Kunstakademie. Der Platz war von Stadtgärtner Friedrich Hillebrecht an der Nahtstelle zwischen Hofgarten und Königsallee als Schmuckplatz gestaltet worden, ähnlich wie das Goltstein-Parterre am heutigen Schauspielhaus oder andere Stadtplätze wie Cleverplatz, Hermannplatz oder Kirchplatz. Diese Plätze sollten die Lebensqualität in der Stadt erhöhen. Das Denkmal wurde allerdings in den 1930er Jahren an den heutigen Standort versetzt. Die Nationalsozialisten wollen einen Aufmarschplatz vor dem Parkhotel, in dem Hitler und Goebbels abstiegen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg lag die Hofgartenstraße in Trümmern, sie war durch die Bombenangriffe auf die Innenstadt schwer getroffen worden. Neue Häuser wurden dort nicht mehr gebaut. Stadtplaner Friedrich Tamms nutzte die brachliegende Fläche, um den Jan-Wellem-Platz mit einem Knotenpunkt für Straßenbahnen anzulegen. Ursprünglich wollte er dafür auch einen Teil der Landskrone zuschütten, nahm aber nach dem Protest von Heimatvereinen wie den Düsseldorfer Jonges davon abstand. Der Weiher wurde nur ein wenig verkürzt. Im Zuge des Kö-Bogens bekam er seine alte Größe. Aber die Hofgartenstraße ist verschwunden, dort verlaufen jetzt die Terrassen vor den Libeskind-Bauten. Zur Erinnerung an die alten Baumreihen sind jetzt japanische Kirschbäume gepflanzt worden.

(RP)
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