Unterrath Ein Hund im Einsatz als Therapeut

Unterrath · Im Haus St. Josef wird der Golden Retriever Nino als Therapiehund eingesetzt. Er ist an unterschiedlichen Stellen im Einsatz und sorgt bei den Bewohnern aller Altersgruppen für Bewegung und Entspannung.

Nino hat die Ruhe weg. Der zehn Jahre alte Golden Retriever liegt entspannt in einem Gruppenraum des Haus St. Josef für Menschen mit geistiger Behinderung, während um ihn herum das Leben tobt. Selbst als Bewohnerin Simone mit schwankendem Gang haarscharf an seiner Pfote vorbeiläuft, hebt der Hund nicht einmal den Kopf.

"Nino ist hier im Haus groß geworden. Er kennt die Bewohner und weiß genau, wann er sich in Sicherheit bringen muss", erklärt Sabine Prüfer. Die Diplom-Sozialpädagogin hat sich mit ihrem Hund zum Therapiebegleithundeteam ausbilden lassen und Nino auch noch selber auf seine Aufgaben im Haus vorbereitet.

"Wir haben hier im Haus sehr viele schwerbehinderte Menschen, die alle verschiedene Bedürfnisse haben. Einen normal ausgebildeten Therapiehund hätten wir gar nicht einsetzen können", sagt Prüfer. Sie kann sich zu 100 Prozent auf ihren vierbeinigen Mitarbeiter verlassen. "Der supergut gut erzogen, lässt sich viel gefallen, zieht sich aber auch selber zurück, wenn es ihm zu viel wird", sagt Prüfer.

Nino begleitet sie durch den ganzen Arbeitstag. Dabei hat der Hund aber feste Arbeitszeiten. Jeden Vor- und Nachmittag ist er an verschiedenen Stellen im Haus jeweils für eine Stunde im Einsatz. Eine seiner Aufgaben ist es zum Beispiel, schwere Spastik zu lösen. Dafür wird auf oder neben dem Hund der von der Spastik betroffene Mensch gelagert. Durch die Wärme, den Geruch, den Pulsschlag und das weiche Fell entspannt sich dieser und wird wesentlich lockerer. Und wenn dann Nino noch mit dem richtigen Druck Handflächen oder Füße leckt, öffnen sich plötzlich die verkrampften Glieder. Dem Hund zuliebe führen die Bewohner auch oft Bewegungen aus, die sie freiwillig nicht ausüben würden. Gebeugte Menschen richten sich plötzlich auf, um Nino richtig streicheln zu können oder wenden den Pinzettengriff an, um den Hund mit kleinen Leckereien füttern zu können. "Manche Bewohner bekommen wir nur schwer motiviert, sich aus dem Sessel zu erheben und sich zu bewegen. Nino gelingt das spielend", sagt Prüfer. Und auch außerhalb seiner Arbeitszeiten ist der Hund ein großer Gewinn für das Haus. "Wenn er auch einfach nur in der Gruppe liegt, ist die ganze Stimmung entspannter. Jeder kann ihn dann streicheln oder mit ihm spielen, und er liefert Gesprächsstoff", sagt Prüfer. Dabei weiß Nino genau, wie viel Kraft er bei jedem Bewohner einsetzen kann. Durch laute Geräusche und unartikuliertes Sprechen lässt er sich dabei ebenso wenig irritieren wie durch Gehilfen, Rollstühle oder ungeschickte Bewegungen. "Für ihn ist das normal, denn ich habe ihn bereits hierhin mitgenommen, als er erst 13 Wochen alt war", sagt Prüfer. Noch gut zwei Jahre wird Nino seinen Dienst im Haus St. Josef versehen, dann tritt er in den Ruhestand. Ganz ohne Tiere werden die Bewohner dann aber nicht bleiben, denn eine Kollegin von Sabine Prüfer hat ebenfalls einen Therapiehund ausgebildet.

(RP)
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