Fotos Traditionsgeschäfte in Düsseldorf
Münstermann Delikatessen, Hohe Straße 11, Carlsstadt
Irmgard Münstermann (Foto) steht seit 43 Jahren hinter der Ladentheke. Und auch der Rest der Familie ist im Unternehmen aktiv. Wir haben mit Irmgard Münstermann und ihrem ältesten Sohn Hendrik gesprochen.
Ihr Unternehmen ist 127 Jahre alt. Was ist Ihr Geheimrezept?
Wir halten als Familie zusammen - und sind mit Herz und Seele für das Geschäft da.
Welche Traditionen sind Ihnen wichtig?
Wir haben immer noch viele Stammkunden, die wir mit Namen kennen und begrüßen.
Was waren die größten Veränderungen der letzten Jahre?
Wir merken: Es wird, gerade unter der Woche, weniger zuhause gekocht. Früher kamen viele Hausfrauen jeden Tag zum Zutaten kaufen. Diese Zeiten sind vorbei. Viele Frauen sind heute berufstätig. Die Menschen haben weniger Zeit, nehmen sich eher etwas mit oder essen auswärts. Darauf haben wir uns eingestellt und bieten an der Fleischtheke fertige Gerichte an, die sehr beliebt sind bei den Kunden. Nebenan kann man in unserem Bistro essen. Der Trend geht klar zum Catering.
Franzen, Königsallee 42
Das älteste Geschäft auf der Kö ist Franzen. Die Großeltern der heutigen Geschäftsführer lernten sich in der Lehre im Porzellanhaus Hohmann in der Altstadt kennen. Da es keine Erben gab, übernahmen die beiden im Jahr 1900 das Geschäft und zogen zehn Jahre später auf die Königsallee um. Mit uns sprach Claus Franzen, der Enkel des Firmengründers Hermann.
Ihr Unternehmen ist 112 Jahre alt. Was ist Ihr Geheimrezept?
Traditionsreiches Porzellangeschirr, zum Beispiel von Meissen, Nymphenburg oder Rosenthal, wird immer noch gekauft. Aber es gibt eine gewisse Sättigung. Porzellan wird nicht schlecht, es wird eher wertvoller. Und oft weitervererbt. Deshalb haben wir unser Sortiment erweitert, bieten auch Uhren und Schmuck an.
Was hat sich in den letzten Jahren verändert?
Neben Düsseldorfer Stammkunden kommen mittlerweile auch viele Ausländer aus Asien oder Russland, die das hochwertige Porzellan der alten Manufakturen schätzen. Deshalb gibt es Verkäuferinnen, die russisch, englisch und japanisch sprechen. Und auch Vertreter der europäischen Königshäuser haben wir schon begrüßt.
Was ist die beste bauliche Neuerung in der Stadt und was vermissen Sie?
Durch die Libeskind-Bauten wird die Kö wieder mit dem Hofgarten verbunden. So wird ein Stück "altes Düsseldorf" wieder belebt, was ich sehr begrüße. Was auf der Kö fehlt? Ein uriges Brauhaus!
Carl Salm Bestattungen, Andreasstraße 18, Altstadt
Die Ur-Ur-Ur-Enkelin des Firmengründers, Katja Salm-Böhme, führt das Geschäft in sechster Generation gemeinsam mit ihrer Kusine und ihrem Vetter und beantwortete unsere Fragen:
Ihr Unternehmen ist 167 Jahre alt. Was ist Ihr Geheimrezept?
Unser Beruf ist unsere Berufung. Wir müssen uns jeden Tag das Vertrauen der Angehörigen eines Verstorbenen verdienen. Und ich denke, das gelingt uns gut.
Welche Traditionen sind Ihnen wichtig?
Ich bin stolz auf unser Familienunternehmen. Aber die Tradition verpflichtet auch. Ich wünsche mir schon, dass die nächste Generation das Unternehmen weiterführt. Ich habe vier Kinder, so schlecht stehen die Chancen also nicht (lacht).
Was hat sich in den letzten Jahren verändert?
Die Gesellschaft wandelt sich und damit auch die Art der Beerdigung. Statt traditioneller Orgelmusik werden heute oft CDs abgespielt - mit Musik, die der Verstorbene besonders mochte. Auch die Wahl der Grabstätte ändert sich. Früher gab es viele Familiengräber. Heute merken wir: Die klassische Familienstruktur nimmt ab. Mehr Menschen leben allein. Die Familienmitglieder leben in verschiedenen Städten. Wohl auch deshalb wählen heute viele Menschen eine Bestattungsform, bei der keine Grabpflege mehr nötig ist. Zum Beispiel die halbanonyme Beerdigung unter einer Rasenfläche auf dem Friedhof, die von der Stadt gepflegt wird.

Dengler Schuhe, Kölner Landstraße 150, Wersten
1911 gründete Christian Dengler das Geschäft. Der erste Sitz war in Gerresheim und zunächst reparierte der gelernte Schuhmacher mehr Schuhe, als er verkaufte. Mit dem Wirtschaftswunder der Fünfziger Jahren nahm der Verkauf zu. Seit 2001 führt seine Enkelin Svenja Breimann das Geschäft. Sie sprach mit unserer Redaktion.
Ihr Unternehmen ist 101 Jahre alt. Was ist Ihr Geheimrezept?
Unsere Kunden schätzen die ausführliche Beratung. Es sind immer mehrere Verkäuferinnen im Geschäft – und die geben auch mal modische Tipps.
Wussten Sie schon als Kind, dass Sie heute das Geschäft führen?
Nein. Ich war erst auf einer ganz anderen Schiene und habe ein Landwirtschaftsstudium begonnen. Doch dann begannen meine Eltern nachzudenken, wer das Geschäft weiterführt. Der Gedanke, dass es ein „Fremder“ macht, hat mir dann doch einen Stich versetzt. Die einzige, die aus der Familie in Frage kam, war ich. Und so habe ich mich entschieden und nach einem Schnupperjahr in unserem Geschäft bei Juppen und Böhmer meine Ausbildung gemacht. Heute sind meine Eltern nicht mehr im Laden aktiv, aber sie beraten mich.
Was sehen Sie als größte Veränderung der letzten Jahre?
Auf jeden Fall das Internet. Das hat das Kaufverhalten schon verändert. Aber eben nicht bei allen. Kinderschuhe werden weiter gerne „vor Ort“ gekauft. Die müssen anprobiert werden und darauf haben wir uns eingestellt mit einer großen Abteilung für Kinderschuhe. Und auch viele ältere Menschen wollen weder in die Stadt rein fahren noch im Internet bestellen.
Sport Thelen, Birkenstraße 51, Flingern
1898 gründete Kaspar Thelen das Geschäft. Heute führen es sein Enkel Bernd Hartmann (links im Bild) gemeinsam mit seiner Frau Ingrid.
Ihr Unternehmen ist 114 Jahre alt. Was ist ihr Geheimrezept?
Wir haben uns spezialisiert. Auf Tennis und vor allem auf Hockey. Hockey ist beratungsintensiv. Und das können die großen Ketten nicht leisten. Bei uns wird jeder Kunde ausführlich beraten.
Erzählen Sie uns eine Lieblingsgeschichte aus dem Laden?
Ingrid Hartmann: „Viele Kinder spielen Hockey. Die fangen als kleine Dötze an, wachsen, kaufen neue Hockeyschläger - und dann heiraten sie plötzlich. Neulich kam ein Junge in den Laden und ich frage ihn, ob seine Mutter noch einen Parkplatz suche. Da hat er gelacht und gesagt, er fahre doch selbst schon Auto. Ich konnte es kaum glauben, gerade noch konnte er doch kaum über die Ladentheke schauen.“
Von welchen Traditionen haben Sie sich im Lauf der Jahre verabschiedet?
Bernd Hartmann: Wir wohnen nicht mehr in der Wohnung über dem Laden, in der ich aufgewachsen bin. Das hat den Vorteil, dass jetzt nicht mehr die Kunden am Sonntag klingeln, weil die Schnürsenkel ihrer Sportschuhe kurz vor dem Fussballspiel gerissen sind.
