Düsseldorf IDR: Beratung für eine halbe Million Euro?

Düsseldorf · In der Anklage gegen Ex-Vorstand Heinrich Pröpper spielt auch der Beratervertrag der Stadttochter mit CDU-Ratsherr Harald Wachter eine Rolle. Im Prozess wird geklärt, ob den Zahlungen eine angemessene Leistung gegenüber stand.

Chronologie des IDR-Skandals
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Die Anklage gegen den Ex-Vorstand der Industrieterrains Düsseldorf-Reisholz (IDR), Heinrich Pröpper, ist fertiggestellt. Wenn es zum Prozess am Landgericht kommt, geht es neben den zahlreichen Präsenten (Champagner, Wein etc.) für städtische Bedienstete auch um Beratungsleistungen. Diese hat der CDU-Ratsherr Harald Wachter erbracht. Er war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Um wie viel Geld geht es? Wie Recherchen der RP ergaben, soll die für Beratungen an Wachter gezahlte Summe bei 560 000 Euro in den Jahren 2003 bis 2007 liegen. Die Staatsanwaltschaft hält vor allem Zahlungen aus dem Jahr 2007 für fragwürdig. 2007 soll Wachter in fünf Schreiben 75 Tage in Rechnung gestellt haben, die Pröpper zur Zahlung freigegeben habe - insgesamt geht es um 71 400 Euro. Dabei, so die Anklage, habe Pröpper gewusst, dass Wachter in dem berechneten Zeitraum bloß eine einzige Leistung erbracht habe. Es soll sich um eine Projektsitzung gehandelt haben.

Hat sich Wachter strafbar gemacht? Der Politiker hat mehrfach Parteifreunden gegenüber seine Unschuld beteuert. Auch die Strafverfolger stellten das Verfahren gegen ihn gegen die Zahlung einer Summe von 10 000 Euro ein. Wie zu hören ist, waren die Zahlungen teils an andere Firmen gegangen als jene, mit denen der Beratervertrag vereinbart wurde. Zudem sollen Zahlungen zeitlich geschoben worden sein. Die Aufklärung der Sachverhalte scheint also nicht ganz einfach zu sein.

Hat die IDR eigens Beratungsaufträge "erfunden"? Davon ist eher nicht auszugehen. Wie aus Unternehmenskreisen zu hören ist, hatte die hundertprozentige Stadttochter IDR auch vor 2003 Berater, denen sie Geld zahlte. Wachter, der ausgebildeter Verwaltungswirt ist, soll u.a. Konzepte entwickelt, Berichte geprüft und Schulungen vorgenommen haben. Als es keinen Anlass mehr für die Beratungen gab, beendete die IDR das Geschäftsverhältnis. Wachter, der gerne auch IDR-Vorstand geworden wäre, zog 2009 in den Aufsichtsrat der Stadttochter ein, ebenso in das Kontrollgremium der Stadtsparkasse.

War Wachters Tagessatz von 800 Euro zu hoch? In Beraterkreisen wird dieses Honorar selbst im Geschäftsverhältnis zu Mittelständlern als niedrig angesehen. 1200 bis 1500 Euro seien der Normalfall. Bei Beratung zu Kauf und Verkauf von Firmen werden auch bis zu 5000Euro am Tag berechnet.

Hat der Fall politische Konsequenzen? CDU-Fraktionschef Friedrich Conzen und Parteichef Thomas Jarzombek gehen erst einmal von der Unschuldsvermutung aus. Es ist ja auch nicht Wachter angeklagt, sondern der Ex-Vorstand Heinrich Pröpper. Dennoch finden Gespräche mit dem Ratsherrn statt. Er hat seinen Wahlkreis in Garath-Ost und Hellerhof-Ost. Jarzombek spricht im vorliegenden Fall offen von "Bauchschmerzen". Er hält das Engagement Wachters für "problematisch". "So etwas kann man heute eigentlich nicht mehr mit dem Ratsmandat verbinden. Wir sollten uns zusammensetzen und eine verbindliche Regelung finden."

(RP)
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