Prozess in Düsseldorf Vize-Weltmeister Metzelder vor Gericht - „Natürlich nicht pädophil“

Düsseldorf · Ex-Fußball-Nationalspieler Christoph Metzelder muss am kommenden Donnerstag in Düsseldorf auf die Anklagebank - unter anderem wegen Besitzes von kinder- und jugendpornografischen Schriften. Nun hat sich sein Verteidiger zu den Vorwürfen geäußert.

 Christoph Metzelder sitzt auf dem Podium des Internationalen Trainer-Kongresses. (Archivfoto)

Christoph Metzelder sitzt auf dem Podium des Internationalen Trainer-Kongresses. (Archivfoto)

Foto: picture alliance/dpa/Oliver Killig

Wenige Tage vor Beginn des Strafprozesses gegen Fußball-Vizeweltmeister Christoph Metzelder (40) hat sein Verteidiger zu den Vorwürfen öffentlich Stellung genommen. „Er weiß, was er gemacht hat. Er weiß auch, dass man das als Fehler bezeichnen kann“, sagte Strafrechtsprofessor Ulrich Sommer dem Fernsehsender RTL. Er sei aber „natürlich nicht pädophil“. „Das weiß auch die Staatsanwaltschaft. Es fehlen alle kriminologischen Anhaltspunkte dafür. Er hat nichts aus dem Darknet, ist nicht in irgendwelchen Chatgruppen gewesen.“ Die Bilder, um die es gehe, seien Screenshots frei verfügbarer Bilder.

Gegen Metzelder war von der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft Anklage erhoben und diese vom Amtsgericht zugelassen worden. Die Ermittler werfen dem 40-Jährigen vor, es unternommen zu haben, einer Person Besitz an kinderpornografischen Schriften verschafft zu haben. Außerdem lautet die Anklage auf Besitz von kinder- und jugendpornografischen Schriften. Am kommenden Donnerstag beginnt in Düsseldorf der Prozess gegen ihn.

Der 40-Jährige sei „über sich selbst erschrocken“, sagte sein Anwalt. Er habe „so etwas wie ein Doppelleben“ geführt. „Irgendwann gibt es diesen Kick auch mit Dingen, die man tunlichst nicht angefasst haben sollte“, so Sommer, der auch bestätigte, dass Metzelder inzwischen in Therapie sei. Dabei gehe es „um Sexualität und Umgang mit Frauen“.

Kritisch sieht Sommer die Rolle der Hauptbelastungszeugin: „Zurückhaltung sieht anders aus.“ Der Hamburger Anwalt der Frau, Leon Kruse, weist dagegen den Vorwurf zurück, seine Mandantin sei eine Provokateurin: „Das Verhalten meiner Mandantin hat mit Provokation nichts zu tun. Metzelder hat das Gespräch auf sexuelle Fantasien mit Minderjährigen gelenkt. Sie hat das Notwendige getan, um Straftaten gegen Kinder zu verhüten. Das verlangt viel Mut“, sagte er am Freitag auf Anfrage. Dazu habe sie vorgespiegelt, sie würde solche Interessen teilen.

Unterdessen wird die Staatsanwaltschaft in dem Prozess vermutlich ohne die Hauptbelastungszeugin auskommen müssen. Gegen die 40-jährige Hamburgerin, die eine Affäre mit Metzelder gehabt haben soll, war ein Strafbefehl in Höhe von 1000 Euro erlassen worden, gegen den sie Einspruch eingelegt hat. Sie soll sich durch eine positive Kommentierung um den Erhalt der Bilder bemüht und Interesse an ihnen gezeigt haben, sagt der Hamburger Gerichtssprecher Kai Wantzen.

Da das Verfahren gegen die Frau in Hamburg noch nicht abgeschlossen sei, könne sie sich im Düsseldorfer Prozess auf ein Aussageverweigerungsrecht berufen. Für Metzelder gilt bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung die Unschuldsvermutung. Er selbst hat sich bislang nicht öffentlich zu den Vorwürfen geäußert. Um den Vize-Weltmeister von 2002 sei es einsam geworden, zahlreiche freundschaftliche Kontakte seien abgebrochen, berichtet Metzelders Verteidiger.

Metzelder hatte eine eigene Stiftung für Kinder gegründet und sich mit ihr auch für die Bekämpfung von Kindesmissbrauch engagiert. Nach Bekanntwerden der Ermittlungen hatte er Positionen und Ämter ruhen lassen und die von ihm mitgegründete PR-Agentur verlassen. Seine Teilnahme am Fußballlehrer-Lehrgang des DFB hatte er ausgesetzt.

Der in Haltern am See geborene Metzelder spielte als Profi für Preußen Münster, Borussia Dortmund, Real Madrid und Schalke 04. In Deutschland und Spanien gewann er die Meisterschaft. Mit Schalke wurde er Pokalsieger. Anfang September 2019 waren die Vorwürfe gegen ihn öffentlich bekannt geworden.

Das Düsseldorfer Amtsgericht hat für den Fall drei Verhandlungstage angesetzt. Richterin in dem Prozess wird Astrid Stammerjohann sein.

(chal/dpa)
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