Düsseldorferin hat Abenteuer vor 111 Kilometer bis zum Südpol

Düsseldorf · Kerstin Schley aus Niederkassel will im Dezember auf Skiern zum südlichsten Punkt der Erde laufen. Zum Training in Düsseldorf gehört ein Autoreifen.

 In der Vorbereitung auf die 111 Kilometer bis zum Südpol war Kerstin Schley aus Niederkassel zweimal in Norwegen. Dort wurde unter anderem das Laufen mit den Skiern und dem Schlitten trainiert.

In der Vorbereitung auf die 111 Kilometer bis zum Südpol war Kerstin Schley aus Niederkassel zweimal in Norwegen. Dort wurde unter anderem das Laufen mit den Skiern und dem Schlitten trainiert.

Foto: privat/Kerstin Schley

Wer eine Frau auf dem Deich in Niederkassel oder im Grafenberger Wald sieht, die beim Laufen einen alten Autoreifen hinter sich herzieht, der muss sich nicht wundern oder die Frage stellen, ob man schon wieder eine neue Trendsportart verpasst hat. Vielmehr hat man wohl Kerstin Schley beim Training getroffen, denn sie ist vermutlich die einzige Düsseldorferin, die in diesen Tagen mit einem Autoreifen hinter sich unterwegs ist. Ohne Grund hat sich die 48-Jährige dieses besondere Training aber nicht ausgedacht, Schley bereitet sich nämlich auf ihre bisher „härteste Herausforderung“ vor: Im Dezember will sie den letzten Breitengrad zum Südpol auf Cross-Country-Skiern laufen. Der Autoreifen simuliert beim Training einen kleinen Schlitten, den sie auf der 111 Kilometer langen Strecke mit ihrem rund 40 Kilogramm schweren Gepäck hinter sich herziehen wird.

So fit wie jetzt sei sie noch nie gewesen, sagt Schley. Dabei treibt sie seit Jahren neben ihrem Job als Pilotin viel Sport. Sie fährt Rad, macht Crossfit, geht zum Wandern, hat einen olympischen Triathlon absolviert und ist Fan des „neuen“ Modernen Vierkampfs (Fechten, Schwimmen, Laufen und Schießen). Doch die 111 Kilometer auf einer Höhe von rund 3000 Metern, bei minus 30 Grad und starkem Wind werden Schley ganz anders fordern. Warum sie sich das Ganze „antut“? Sie verausgabe sich nun einmal gerne, sagt sie.

Dass die Kälte, die Höhe und der Wind unangenehm werden, ist klar. Ein anderes Problem wird die Stille sein. Die Niederkasselerin ist zwar in einer neunköpfigen Gruppe unterwegs, doch wegen des Windes wird man sich nicht unterhalten können, zumal hintereinander auf den Spezialskiern gegangen wird. Still kann es auch dann werden, wenn ein sogenannter „Whiteout“ alles weiß um einen werden lässt und in der Umgebung keine Konturen mehr sichtbar sind. „Dann muss man sich am besten auf den Vordermann konzentrieren, damit man keine Probleme mit Übelkeit bekommt. Das kann schon einmal passieren“, sagt die 48-Jährige, die ihre Mitstreiter bislang noch nicht kennt. Alle sind aber erfahren und trainiert. Um von den Organisatoren überhaupt zugelassen zu werden, mussten bestimmte Anforderungen erfüllt werden.

Sechs bis sieben Tage wird die Gruppe vermutlich für die 111 Kilometer benötigen. „Es ist geplant, immer 50 Minuten zu laufen und dann zehn Minuten Pause zu machen. Die Pausen sind fürs Essen und Trinken da. Insgesamt sind wir acht Stunden am Tag unterwegs – wenn kein Schneesturm dazwischenkommt“, sagt Schley.

Um eine solche Herausforderung zu meistern, reicht es aber nicht aus, mit dem Autoreifen über den Deich oder den Wald zu laufen. Die Pilotin war deswegen unter anderem schon zweimal in Norwegen zum Expeditionstraining. Jeweils stand eine längere Tour auf den Skiern und mit dem Schlitten an, einmal wurde sich mit der Theorie auseinandergesetzt. Wie man sich ernährt, mit dem Kocher oder möglichen Frostbeulen umgeht, will gelernt sein. Eine derartige Tour zum südlichsten Punkt der Erde ist übrigens nur im Dezember oder Januar möglich, ansonsten sei es zu kalt und dunkel, berichtet Schley.

Kerstin Schley beim Training im Grafenberger Wald. Der alte Autoreifen ist mit einem Seil an einem speziellen Gurt befestigt.

Kerstin Schley beim Training im Grafenberger Wald. Der alte Autoreifen ist mit einem Seil an einem speziellen Gurt befestigt.

Foto: privat/Kerstin Schley

Nervös ist die Niederkasselerin derweil noch nicht. Sie ist nicht nur Pilotin, sondern hat nebenbei auch Arktiswissenschaften studiert, Reisen zu den kältesten Gebieten der Welt sind für sie deshalb nichts Neues. Sorgen hat sie nur vor einer Verletzung oder Erkrankung – entweder jetzt in der Vorbereitung oder nach ihrer Ankunft in Chile, von wo aus mit weiteren Flügen bis zum 89. Breitengrad geht –, denn dann wäre das Training umsonst gewesen. Aber wenn sie gesund bleibt, wird sich das mit der Nervosität spätestens dann ändern, wenn die „härteste Herausforderung“ wirklich beginnt.

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