Alternative zu Gas Welche Rolle Erdwärme spielen könnte

Düsseldorf · Trucks untersuchen im Oktober das Rheinland unterirdisch. Auch ein Teil von Düsseldorf wird kommende Woche erkundet. Die Ergebnisse sollen das Potenzial für die klimaneutrale Wärmeversorgung der Stadt zeigen.

 Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur in einem der Vibro-Trucks auf dem Schadowplatz. Diese Fahrzeuge untersuchen derzeit im Rheinland das Potenzial für Erdwärme.

Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur in einem der Vibro-Trucks auf dem Schadowplatz. Diese Fahrzeuge untersuchen derzeit im Rheinland das Potenzial für Erdwärme.

Foto: RP/Angelina Burch

Mitten auf dem Schadowplatz steht ein großer weißer Truck, um ihn herum bleiben ständig Menschen stehen. Wofür dieses Fahrzeug genutzt wird, ist auf den ersten Blick nicht erkennbar. Dieses Fahrzeug könnte dabei helfen, dass Gebäude künftig mit Erdwärme versorgt werden.

Wie das funktionieren könnte, erläutert Ingo Schäfer vom Geologischen Dienst Nordrhein-Westfalen (GD NRW). Seit Anfang Oktober sind mehrere solcher Fahrzeuge, Vibro-Trucks, im zentralen Rheinland unterwegs. Sie erzeugen mit Hilfe von Vibrationen Schallwellen und erkunden den Untergrund bis in 3500 Meter Tiefe. So sollen Gesteinsstrukturen gefunden werden, in denen heißes Tiefenwasser fließt. So könnte die Region mit Erdwärme heizen. Die Grundlage dieser Untersuchungen ist der Beschluss „Wärmepotenziale nutzen – Einsatz der Geothermie erleichtern“ des Landtags NRW von 2019.

Der Vorteil der Geothermie ist, dass sie ganzjährig zur Verfügung steht, erklärt Schäfer. Zudem sei die Erdwärme klimafreundlich und kann mit anderen Wärmequellen, wie Solarthermie oder Biomasse, kombiniert werden. Damit die Geothermie genutzt werden kann, seien allerdings geeignete unterirdische Strukturen notwendig.

Für diese Messungen fahren die Vibro-Trucks drei Messlinien mit insgesamt rund 70 Kilometern Länge ab. Die erste Strecke wird zeitnah beendet. Auf der zweiten und dritten Strecke werden Teile von Düsseldorf erkundet. Die Linie „Rheinland 2“ verläuft durch Elfrath, Uerdingen, rechtsrheinisch vorbei an Mündelheim, Wittlaer und Angermund, und endet nordöstlich des Düsseldorfer Flughafens. Die dritte Linie verläuft von der Messe Düsseldorf bis ins Duisburger Stadtzentrum. Bis zum 22. Oktober sollen die Untersuchungen voraussichtlich abgeschlossen sein.

Aus den Daten der Messungen erstellen die Geowissenschaftler daraufhin detaillierte Bilder des Untergrunds. Schäfer: „Bis alle Daten ausgelesen sind, dauert es etwa zwei bis drei Monate. Danach werten wir sie aus.“ Wenn die Ergebnisse vorliegen, wird der Geologische Dienst NRW diese aktiv in der Region präsentieren und beispielsweise in Ausschüssen vorstellen. „Danach liegt es an der Stadt zu entscheiden, was daraus gemacht werden soll.“

Ein entscheidender Aspekt dieses Projektes sei, dass das Land NRW die Vorerkundung finanziert hat. Die Untersuchungen sind im Münsterland gestartet – mit Erfolg. Dort haben die Ergebnisse gezeigt, dass die Nutzung der Erdwärme möglich ist. Schäfer: „Das hat gezeigt, dass diese Art der Wärmeversorgung in der Region möglich ist. Kommunen und Versorger können jetzt schauen, was genau sie brauchen und wie es eingesetzt werden soll.“ Der erste und schwierigste Schritt bei dem Projekt sei das Gebiet zu erkunden.

Bis es zu der Umsetzung kommen kann, müsse allerdings mit einer Zeitspanne von fünf bis acht Jahren geplant werden. „Damit ist der Zeitraum von heute bis die erste Wärmeenergie aus dem Boden gewonnen werden könnte, gemeint.“

Die Wirtschafts- und Klimaschutzministerin des Landes, Mona Neubaur (Grüne), hat sich vor Ort mit den Geowissenschaftlern und Planern unterhalten. Für sie ist wichtig, dass „wir so schnell wie möglich unabhängig vom Rohstoff Gas werden können.“ Der transparente Kontakt zu den Bürgern sei dabei wichtig. Auch in Düsseldorf sei nach den Potenzialen geschaut worden. Die Geothermie könne künftig wichtig für die klimaneutrale Wärmeversorgung in NRW werden. „So könnten wir klimaneutral mit heimischer Wärme aus der Region heizen“, sagt Neubaur abschließend.

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