Selbsthilfe in Düsseldorf Gemeinsam gegen den Burn-out

Düsseldorf · Die Düsseldorfer Selbsthilfegruppe der Psychologin Cristina Brandt-Weil ist teil eines bundesweiten Vereins gegen ungesunden Leistungsdruck.

  Foto: Brandt-Weil

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Foto: RP/Christian Lord Otto

Cristina Brandt-Weil hat am eigenen Leib erfahren, wie das eigene Leben durch einen Burn-out aus der Bahn geworfen werden kann – trotz Rückhalt in der Familie und Erfolg im Beruf. Seither hilft sie anderen, die mit dem Syndrom zu kämpfen haben – sie betreibt eine Selbsthilfegruppe als Teil des Vereins IFGL (Initiative für gesundes Leistungsklima), der in vielen deutschen Städten aktiv ist.

„Das Bild des klassischen Burn-out-Patienten hat sich gewandelt“, weiß Brandt-Weil. Obwohl die Krankheit nach wie vor als „Manager-Syndrom“ bekannt ist, sind es längst nicht mehr nur die Geschäftsleute um die 40 Jahre, die in ihre Selbsthilfegruppe kommen. „Die jüngsten Teilnehmer sind Studenten, aber auch Frauen, die nur im eigenen Haushalt tätig sind, können unter Burn-out leiden“, sagt die Psychologin.

Sie will diesen Menschen ehrenamtlich helfen, entwickelt spezielle Übungen und organisiert die Termine. Jedes der monatlichen Treffen der Selbsthilfegruppe steht unter einem Aspekt, der in Meditation, Gespräch und Übungen behandelt wird. Es kann beispielsweise um Ängste, Akzeptanz oder Grenzen gehen. „Wir wollen mehr sein als ein Gesprächskreis“, formuliert Brandt-Weil. Die Gruppe besteht seit 2018, zu jedem Termin kommen zwischen 10 und 25 Personen. „Das sind zum Großteil Menschen, die wegen eines Burn-outs eine Auszeit nehmen mussten und jetzt aus Klinik und Reha zurückkommen“, so Brandt-Weil.

Nach Ansicht der Psychologin sei der Burn-out ein gesellschaftliches Problem und Folge des gesellschaftlichen Leistungsdrucks. „Das Syndrom wird in Unternehmen nicht akzeptiert, die Menschen arbeiten, bis sie zusammenbrechen.“ Nach der Behandlung gehe es meist zurück in den Beruf, ohne dass die schädlichen Verhaltensmuster geändert würden. „Der Fokus sollte viel eher auf der Prävention liegen, und darauf, ein gesundes Arbeitsklima zu schaffen“, so Brandt-Weil. Da die Krankheit oft als Zeichen der Schwäche ausgelegt werde, akzeptierten Betroffene sie nur schwer . „In der Gruppe war einmal eine Frau, deren Mann auf einen schweren Burn-out zusteuerte, es sich aber nicht eingestehen wollte“, berichtet sie. Brandt-Weil wünscht sich, dass Menschen und Unternehmen die Risiken eines Burn-outs ernst nehmen und bereits im Vorfeld Hilfe suchen. „Das Angebot für solche Menschen müsste ebenfalls erweitert werden“, sagt die Psychologin. Das ginge aber – anders als ihre Selbsthilfegruppe – nicht auf ehrenamtlicher Basis. Dominik Schneider

Kontakt Die Selbsthilfegruppe trifft sich jeden ersten Dienstag im Monat im Wilhelm-Marx-Haus. Kontakt und Anmeldung bei Cristina Brandt-Weil, Tel. 0172 7089000.

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