Vorfall in Düsseldorf Mann soll Ehefrau erstochen haben – Kinder fliehen zu Nachbarn

Düsseldorf · In der gemeinsamen Wohnung in Hassels soll ein Mann seine Frau mit einem Messer getötet haben. Die Kinder des Paares flüchteten zu den Nachbarn. Der Verdächtige wurde kurz darauf festgenommen.

 In der Haselnusssiedlung in Hassels soll ein 35 Jahre alter Mann seine Ehefrau getötet haben.

In der Haselnusssiedlung in Hassels soll ein 35 Jahre alter Mann seine Ehefrau getötet haben.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Ein 35-jähriger Mann soll in der Nacht zu Donnerstag seine gleichaltrige Ehefrau mit einem Messer umgebracht haben. Zum Zeitpunkt der Tat befanden sich die Kinder des Paares laut Polizeiangaben in der Wohnung, sie flohen in Panik und brachten sich bei Nachbarn in Sicherheit. Diese alarmierten die Polizei. Der mutmaßliche Täter flüchtete, Polizisten konnten ihn am S-Bahnhof Garath festnehmen.

Zeugen und Familienangehörige wurden von Notfallseelsorgern betreut. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft sagte, dass sich nun das Jugendamt um die Kinder kümmere. Nähere Angaben zu den Kindern, etwa zu deren Alter, machte die Sprecherin nicht. Die Staatsanwaltschaft und eine Mordkommission der Polizei haben die Ermittlungen aufgenommen. Am Abend erließ die Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl wegen Totschlags gegen den 35-Jährigen. Die Hintergründe der Tat sind noch ungewiss.

Fest steht, dass sich die Tat in einem Haus im Hinterhof in der sozial schwierigen Haselnusssiedlung ereignete. Nur ein schmaler Durchgang führt von der Sackgasse Potsdamer Straße dorthin. Am Morgen nach dem Geschehen deutet vor Ort nichts mehr auf das Ereignis der Nacht hin. In der Hochhaussiedlung sind nur wenige Menschen auf der Straße. Die meisten sprechen nur gebrochen Deutsch, auf die Frage nach den Geschehnissen reagieren sie abwehrend. Vor dem Haus, in dem sich die Tat ereignete, steht eine Gruppe Männer und raucht. Von der Tat gehört haben sie, darüber reden wollen sie nicht.

Fast schon auffällig ruhig ist es am Tag nach dem Verbrechen in der Siedlung. In den Häusern am Tatort sind am Vormittag alle Vorhänge zugezogen, die Rollos heruntergelassen. An der Hauswand lehnen ein rosafarbenes Kinderfahrrad und ein kleiner Tretroller. Ein junges Paar kommt vom Einkaufen zurück. Der Mann sagt: „Wir haben heute Morgen erfahren, dass hier etwas passiert ist. Schlimm, so direkt in der Nachbarschaft.“ Dann zuckt er kurz mit den Schultern, das Paar geht weiter.

Dass über Gewalt von Männern gegenüber ihren Frauen häufig geschwiegen wird, ist für Karl-Heinz Kosock von der Opferschutzorganisation Weißer Ring nicht neu. Viele Frauen, die etwa von ihren Männer geschlagen werden, melden sich erst Jahre später. „Vom ersten Fall bis zum Hilferuf kann es manchmal drei bis fünf Jahre dauern“, sagt der Experte. Besonders brisant dürften die Feiertage werden. „Zu Weihnachten, Ostern und auch nach der Urlaubszeit verzeichnen wir eine zunehmende Zahl von Fällen häuslicher Gewalt“, sagt Kosock. Und jetzt komme auch noch die Pandemie dazu.

Dennoch seien seit Beginn der Corona-Pandemie die Anrufe von Frauen wegen häuslicher Gewalt deutlich zurückgegangen: „Das Thema spielt derzeit an der Hotline kaum eine Rolle.“ Normalerweise meldeten sich pro Monat 30 bis 35 Frauen, jetzt maximal 20. Die Zahlen seien nach dem ersten Lockdown im Frühjahr etwas gestiegen, seit den neuen Einschränkungen aber wieder gesunken. Das liegt laut Kosock aber nicht daran, dass es kaum noch häusliche Gewalt gegen Frauen gebe – nur die Anrufe dazu erreichten sie derzeit nicht. „Wenn die Frauen mit den Tätern in der Wohnung sind, rufen sie nicht an“, sagt Kosock, „auch nicht, wenn die Kinder daheim sind.“

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